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Lieber auf Frühblüher setzenOberbergs Imker warnen vor falscher Fütterung der Bienen

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Die Imker Hans Rahn und Dietmar Ruland warnen vor Bienenfütterung mit Zuckerwasser.

Die Imker Hans Rahn und Dietmar Ruland warnen vor Bienenfütterung mit Zuckerwasser.

Oberberg – Anfangs schlemmten nur wenig im „Drive-in“, doch dann hätten immer mehr hungrige Bienen die Futterstation angesteuert und sich niedergelassen. Das berichtet eine Leserin aus Waldbröl in einem Brief an die Redaktion, nachdem sie an den warmen März-Tagen bereits die ersten Bienen in ihrem Garten beobachtet hatte.

Aus Sorge, dass die Insekten nicht genug Futter finden, hat die Waldbrölerin kurzerhand eine Schale mit Zuckerwasser aufgestellt und zum besseren Anpeilen mit bunten Windrädchen dekoriert. „Und schon nach kurzer Zeit musste ich diese mehrmals am Tag nachfüllen.“

Wiehler Imkerverein warnt vor Fütterung

Grund genug, beim Wiehler Imkerverein nachzufragen, wie es Oberbergs Bienen gerade geht, nach diesem Wechsel von warmen und extrem kalten Tagen. Hans Rahn und Dietmar Ruland freuen sich über die Initiative der Waldbrölerin für die gelb-schwarzen Flieger, doch sei diese Art der Fütterung für die Bienen sehr gefährlich und könne sogar ihren Tod bedeuten.

„Auf den ersten Blick scheint diese Gefahr nicht nachvollziehbar“, sagt Ruland und erklärt: „Wenn wir Ende Juli den Honig aus den Waben schleudern, nehmen wir den Bienen die Nahrung für den Winter weg.“ Als Ersatz werde daher jeder Stock im August mit etwa 16 bis 20 Kilogramm Zuckerwasser gefüttert. Früher habe man häufig Futterteig genommen, heutzutage eher Stärkesirup aus Mais oder Weizen mit dem Vorteil, kein zusätzliches Wasser zu benötigen.

Bis Oktober finden die Bienen Nektar

Außerdem fänden die Bienen bis Oktober noch Nektar etwa vom Springkraut, sodass sie mit insgesamt rund 25 Kilogramm Zuckerfutter gut über den Winter kämen. Während die Sommerbienen eine Lebenszeit von nur etwa sechs Wochen hätten, überlebten die Winterbienen von September bis in den April hinein. Die verbrauchten in der Zeit von November bis Januar nur etwa ein Kilogramm im Monat, im Februar schon zwei.

In diesem Jahr, so die Experten, sei die benötigte Menge wegen der warmen Tage bisher allerdings auf etwa sechs bis acht Kilogramm angestiegen, was eine Nachfütterung vielfach erforderlich gemacht habe. Ganz wichtig sei dabei, nur in der geschlossenen Beute, wie Imker den Bienenstock nennen, zu füttern. Gleichzeitig werde das Flugloch verkleinert, sodass nur die Bienen des eigenen Volkes an das Futter kommen.

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„Eine Fütterung außerhalb des Stocks ist falsch verstandene Hilfe“, betont Rahn. „Dadurch werden die ansonsten friedlichen Bienen zum ,Räubern’ erzogen.“ Wenn Bienen aus verschiedenen Völkern an die gleiche Futterquelle kommen, bestehe eine große Gefahr, dass sie sich gegenseitig umbringen.

Sollte sogar mit Honigwasser gefüttert werden, ergänzt Ruland, könnten möglicherweise Sporen der Faulbrut, einer meldepflichtigen Seuche, in den Bienenstock getragen werden: „Das ist das Schlimmste, was passieren kann.“ Dann müsse eventuell das ganze Volk getötet werden. Ein weiterer Nachteil liege darin, dass das Futterangebot die Legeleistung der Königin bestimme: „In ihrer aktivsten Zeit im Mai legt sie bis zu 2000 Eier am Tag.“

Futter reicht nicht für größeres Brutnest

Durch eine externe Fütterung im zeitigen Frühjahr vergrößere sich das Brutnest, das von den Arbeiterinnen durch Flügelschläge auf 35 Grad gehalten werden müsse, sehr schnell und viel zu früh. „Wenn dann wieder kalte Tage mit Temperaturen weniger als zehn Grad Celsius kommen und die Bienen nicht mehr fliegen können, reicht das Futter im Stock nicht aus und es kann sein, dass das ganze Volk verhungert.“

Viel besser sei es, im Garten Frühblüher mit offener Blüte anzupflanzen, wie etwa Krokusse, Tulpen, Weiden, Winterjasmin oder Zaubernuss. Diese Pflanzen lieferten den Bienen ihre Nahrung auf natürliche Weise: „Das ist nicht nur gut für die Honigbienen, sondern auch eine hervorragende Futterquelle für Hummeln und Wildbienen.“

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