Die Anliegerkommunen sowie der Oberbergische Kreis stehen kurz vor dem Abschluss eines Pachtvertrages.
Pachtvertrag vor AbschlussWiehltalbahn soll noch eine Chance bekommen

Weichenstellung in Wiehlmünden: Für ein Jahr soll die Wiehltalstrecke an die Lappwaldbahn Service GmbH verpachtet werden. Genug Zeit für eine „ergebnisoffene Prüfung“ der Möglichkeiten.
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Die Wiehltalbahn soll noch eine Chance bekommen. Die drei Anliegerkommunen Wiehl, Reichshof und Waldbröl sowie der Oberbergische Kreis stehen kurz vor dem Abschluss eines Pachtvertrags. Dieser eröffnet der Lappwaldbahn Service GmbH (LWS) zunächst für die Dauer eines Jahres das Recht, die Wiehltalstrecke zu betreiben. Im nicht-öffentlichen Teil, wie bei solchen Vertragsangelegenheiten üblich, haben die bisher beteiligten politischen Gremien dem Vertrag mit dem im Weferlingen (Sachsen-Anhalt) ansässigen Eisenbahnunternehmen allesamt zugestimmt. Am Dienstag steht das Thema dann noch einmal auf der Tagesordnung im Wiehler Stadtrat und am Donnerstag im Kreistag.
Fünfstelliger Zuschussbedarf
Die Kreistagsmehrheit von CDU und SPD wird einen Antrag vorlegen, indem eine „ergebnisoffene Prüfung der Entwicklungsperspektiven“ für den Nahverkehr im Rahmen der derzeit ruhenden Machbarkeitsstudie gefordert wird. Damit einher gehen soll eine Beteiligung des Kreises an den Betriebskosten.
In einer gemeinsamen Beschlussvorlage von Kreistag sowie Stadt- und Gemeinderäten wird der Zuschussbedarf der LWS auf 78.500 Euro beziffert, jeder der vier Beteiligten soll die gleiche Summe beitragen. Zum Vergleich: Würde die Wiehltalbahn stattdessen stillgelegt, müssten die Anrainerkommunen die Verkehrssicherungspflicht selbst übernehmen und dafür schätzungsweise einen Betrag von 73.400 Euro aufbringen. Es wäre also kaum etwas gewonnen.
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Nach der Verpachtung an die LWS steht der Wiederaufnahme des Museumszugbetriebs auf dem befahrbaren Streckenabschnitt bis Wiehl nichts mehr im Wege. Die Lappwaldbahner können derweil die zugewucherten Geleise frei schneiden und ihren Plan für die Ertüchtigung der Strecke ausarbeiten.
Der LWS wird im Beschlussvorschlag sowohl ein „ernsthaftes Interesse“ als auch eine „umfangreiche Erfahrung“ bescheinigt. Die LWS will zunächst Fördergeld für die Aufnahme eines Güterverkehrs einwerben. Bis zu 20 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Die erforderlichen Gleisarbeiten könnten laut LWS nach zweieinhalb Jahren erledigt sein. Das Kalkül: Wenn die Strecke für den Gütertransport instandgesetzt wurde, sei ein Großteil der Investitionskosten bereits abgedeckt, die für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs angesetzt sind. Letzterer würde damit erheblich wirtschaftlicher als in den bisherigen Untersuchungen vorausgesagt. Den Eigenanteil der Kommunen beziffert die LWS unterm Strich auf weniger als vier Millionen Euro.
Die Wiehltalbahn wird sehr emotional diskutiert. Der Pachtvertrag ist nicht mehr als der Versuch, die Dinge zu versachlichen.
Wie realistisch diese Kostenschätzungen sind, ist eine der vielen offenen Fragen. Der Pachtvertrag soll ein Zeitfenster öffnen, um diese zu klären, heißt es in der Beschlussvorlage. Die Kommunen hielten sich derweil alle Optionen offen – auch die einer alternativen Nutzung.
Denn selbst wenn die Reaktivierung der Wiehltalbahn sich als unwirtschaftlich erweisen sollte, könnte das Trassenband zwischen Osberghausen und Waldbröl von verkehrstechnischem Nutzen sein. Im Beschlussvorschlag ist von „Monocabs“ die Rede. Solche selbstfahrenden Einschienenbahnen werden seit zwei Jahren in Rinteln erfolgreich getestet. Oder man legt einen Rad- oder Wanderweg an.
Emotionales Thema
Der längste Teilabschnitt der Wiehltalstrecke führt durch das Wiehler Stadtgebiet. Bürgermeister Ulrich Stücker spricht sich auf Nachfrage für den Pachtvertrag aus. Dieser sei keine Festlegung auf die Reaktivierung, sondern ermögliche eine ergebnisoffene Prüfung der Möglichkeiten. „Wir verbauen uns dadurch nichts.“ Eine Entwidmung der Bahnanlagen sei ohnehin rechtlich schwierig. Eine Planungshoheit der Kommunen liege in weiter Ferne, warnt Stücker. Es sei ein hoher Wert an sich, dass sich alle Kommunen und der Kreis auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt haben.
„Die Wiehltalbahn wird sehr emotional diskutiert“, sagt Stücker. „Die einen halten sie für die Rettung des Nahverkehrs, die anderen für ideologische Spinnerei. Der Pachtvertrag ist nicht mehr als der Versuch, die Dinge zu versachlichen.“

