Für DemokratieBürger von Reichshof bilden breites Bündnis

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Bunter Reichshof: Von den Ratsfraktionen bis zu den Karnevalsvereinen solidarisierten sich viele Gruppen mit dem Anliegen.

Bunter Reichshof: Von den Ratsfraktionen bis zu den Karnevalsvereinen solidarisierten sich viele Gruppen mit dem Anliegen.

250 Menschen kamen nach Denklingen zu einer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt.

„Wir sind mehr“ und „Reichshofer stehen auf“, lauteten am Samstagnachmittag zwei typische Slogans auf dem Burghof in Denklingen. Ein weiterer: „Jetzt können wir zeigen, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten.“

Zur Begrüßung der rund 250 Teilnehmer der zentralen Reichshofer Kundgebung für Demokratie und Vielfalt sagte Gerhard Jenders von der Initiative „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ in diesem Sinne: „Es gibt viele, die die Demokratie befürworten – wir müssen aber auch dafür kämpfen.“ Jenders hatte die Veranstaltung gemeinsam mit der Gemeinde und den Reichshofer Ratsfraktionen unter Federführung von Susanne Maaß (SPD) parteiübergreifend organisiert.

Zeichen gesetzt gegen Fremdenfeindlichkeit

Auch die Ortsvereine und die Reichshofer Karnevalsvereine waren dabei. Bürgermeister Rüdiger Gennies sprach auf dem Podium: „Wir haben uns heute hier versammelt, um in der Gemeinde Reichshof ein entschiedenes Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, Menschenrechtsverletzungen, Rassendiskriminierung und die damit verbundene Intoleranz zu setzen.“

Gennies erinnerte daran, dass die Würde aller Menschen im Grundgesetz der Bundesrepublik unumstößlich verbrieft und das Verbot der Rassendiskriminierung einer der wichtigsten Grundsätze des Völkerrechts sei: „Jede Form von Gewalt, verbaler Ausgrenzung und willkürlicher Handlung muss von vornherein verhindert werden.“ Gegenseitige Anerkennung und Respekt müsse das Zusammenleben prägen, auch wenn das in Zeiten vielfältiger Krisen nicht immer leicht sei: „Die Demokratie braucht Menschen, die Gesicht und Haltung zeigen.“ „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“, zitierte Gerhard Jenders den Auschwitz-Überlebenden Primo Levi.

Gerhard Jenders kritisiert AfD-Bundestagsabgeordneten Eugen Schmidt

Es sei Aufgabe dieser Generation, dass so etwas wie die Nazi-Diktatur sich nicht wiederhole. Jenders erinnerte daran, dass die Altgemeinden Eckenhagen und Denklingen schon früh zu den Hochburgen der NSDAP gehörten. Mit einfachen Lösungen für schwierige Probleme und mit Parolen von „Blut und Boden“ sei es den Nazis gelungen, die Menschen in der strukturschwachen Region zu täuschen und zu verführen. Doch habe es auch damals Leute gegeben, die Anstand und Menschlichkeit bewahrt hätten. Jenders kritisierte vor diesem Hintergrund die Äußerung des Reichshofers Eugen Schmidt, Bundestagsabgeordneter der AfD, nach dem Potsdamer Treffen: „Remigration? Ja, dazu stehen wir!“

Schüler der Gesamtschule erklärten, dass demokratische Werte für sie selbstverständlich seien. So habe sich die Schule an mehreren antirassistischen Aktionen beteiligt: „Beim Einstehen für die Demokratie kann man nichts falsch machen, außer die Augen zu schließen und nichts zu tun.“ Mathias Weber, Betreiber der Wildbergerhütter Diskothek Hexagon, in der es vor Wochen ein Tanzmusikstück von rassistische Rufe begleitet wurde, distanzierte sich von solchem Rassismus: „Wir werden das Lied nie wieder spielen, damit so etwas nicht mehr passiert.“ Seitens der evangelischen Kirche schilderte der Denklinger Pfarrer Stefan Fritsch, dass er das erste Mal auf einer politischen Kundgebung sei: „Das ist eigentlich nicht mein Job.“

Die aktuelle Lage erfordere jedoch ein Handeln. Er zog eine Parallele zur Wannseekonferenz 1942: „Die vielen Menschen hier machen unser Land reich und bunt – das dürfen wir uns nicht nehmen lassen.“ Leander Zielenbach, Lukas Hillen und der Lindlarer Stefan Bartsch mit seiner Band sorgten für Musik. Am Ende gab es einen mit den Teilnehmern gemeinsam gesungenen Kanon: „Auf die Barrikaden, wehrt Euch, leistet Widerstand.“

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