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KlimawandelWie Köln an die Nordseeküste kommt

Lesezeit 2 Minuten
Risiken Klimawandel, Prof. Dr. Jonathan Donges

Der aus Gummersbach stammende Wissenschaftler und Professor Jonathan F. Donges sprach jetzt in Eckenhagen

Der Klimawandel und seine Folgen: Gummersbacher Wissenschaftler Jonathan Donges entwarf ein finsteres Bild

„Klimawandel – Aktuelle und zukünftige Risiken“, das war das Thema eines Gesprächsabends, zu dem das Eckenhääner Lädchen gemeinsam mit der Gemeinde Reichshof am Freitagabend in das „Eckenhääner Huus“ eingeladen hatte. „Die Wetterextreme, die seit einiger Zeit immer öfter auftreten, haben viele Menschen ins Grübeln gebracht“, sagte Bürgermeister Rüdiger Gennies.

„Wetterlagen mit heißen Sommern und Starkregenereignissen sind keine Ausrutscher mehr“, führte er aus und betonte: „Wenn wir keinen anderen Kurs einschlagen, steuern wir auf eine Heißzeit zu.“ Darunter würden nicht nur die Eisbären in den Polarregionen, sondern auch die Menschen und Tiere hierzulande, ebenso wie die Wälder, leiden.

Die heißesten Jahre

„Die Jahre 2023 und 2024 waren die heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnung“, schilderte Gastredner Professor Jonathan Donges, Forschungsgruppenleiter Erdsystemresilienz beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der gebürtige Gummersbacher zeigte anhand einer Grafik, dass es in Deutschland bis 1980 temperaturmäßig sowohl kältere als wärmere Jahre gegenüber dem Referenzzeitraum von 1961 bis 1990 gegeben habe.

Seitdem steigt die durchschnittliche Jahrestemperatur rapide an und liegt jetzt um 2,5 Grad Celsius höher. Nachgewiesen sei das globale Klima jetzt wärmer als in den vergangenen 2000 Jahren, es gebe sogar Forschungen, die das für die vergangenen 100.000 Jahre beschreiben. Wissenschaftlich untermauert sei außerdem, dass die Klimaerwärmung von Menschen gemacht sei, betonte Donges.

Wetterextreme längst keine Ausnahmen mehr

Trotz aller Anstrengungen stiegen die Treibhausgasemissionen permanent an, Einbrüche habe es lediglich während der Ölkrisen im vergangenen Jahrhundert und in der Zeit der Corona-Pandemie gegeben. Donges betonte, dass es bei der Erhaltung der Erde nicht nur um den Klimawandel gehe: „Sechs von neun planetaren Grenzen sind bereits überschritten und die siebte, die Ozean-Übersäuerung, steht kurz davor.“

Donges blickte weiter in die Zukunft. So werde der Jet-Stream, der in Wellen die Pole umkreist, immer öfter stehenbleiben, was zu anhaltenden Hitzeperioden in einigen Regionen, in anderen zeitgleich zu übermäßigen Niederschlägen führt. Kritisch sah der Wissenschaftler das Abschmelzen des Inlandeises in Grönland und in der Antarktis: „Das dauert zwar einige Jahrzehnte, aber die Folgen sind dramatisch.“ So würde bei einem kompletten Abschmelzen der Meeresspiegel um rund 60 Meter steigen – dann liegt Köln an der Nordseeküste.

Jonathan Donges unterstrich: „Die Treibhausgasemissionen müssen rasch auf null sinken, um Risiken durch globale Erwärmung zu minimieren.“ Frank Herhaus, Planungsdezernent beim Oberbergischen Kreis, brach diese globale Betrachtung auf die hiesige Region herunter. So habe der Kreis bereits 2019 das Programm Kuno (Klima-Umwelt-Natur-Oberberg) aufgelegt. Innerhalb dessen würden sowohl der Klimaschutz als auch die Klimawandelfolgen fokussiert. Eine angeregte Diskussion rundete die Veranstaltung ab.