Treffen in WaldbrölViele Bürgerbusse wollen auf Bestellung rollen

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Gastgeber in Grün: Mitglieder des Waldbröler Bürgerbusvereins begrüßten mehr als 270 Vertreterinnen und Vertreter anderer Vereine in der Nutscheidhalle. Dort fand die Jahreshauptversammlung des Dachverbandes „Pro Bürgerbus NRW“ statt. Hier stehen die Waldbröler auf dem Parkplatz vor den versammelten Bürgerbussen.

Gastgeber in Grün: Mitglieder des Waldbröler Bürgerbusvereins begrüßten mehr als 270 Vertreterinnen und Vertreter anderer Vereine in der Nutscheidhalle. Dort fand die Jahreshauptversammlung des Dachverbandes „Pro Bürgerbus NRW“ statt.

In Waldbröl wurde am Samstag auch über die Zukunft des Nahverkehrs und die Rolle der Bürgerbusse diskutiert. 70 Trägervereine waren dabei.

Sind Fahrpläne noch zeitgemäß? Wie sinnvoll sind heute im Nahverkehr feste Fahrzeiten, regelmäßige Takte, feste Linien und Strecken? Michael Jaeger winkt energisch ab: „Fahrpläne sind längst aus der Zeit gefallen, sie haben ausgedient“, erklärt der Vorsitzende des Waldbröler Bürgerbusvereins. „Die Zukunft sind Angebote auf Nachfrage, also das digitale Buchen von Fahrten vorab.“

Am vergangenen Samstag feierte Jaegers Verein mit großem Aufgebot sein zehnjähriges Bestehen: So hatte der Dachverband „Pro Bürgerbus NRW“ zur Jahreshauptversammlung diesmal in die Marktstadt eingeladen. Und 270 Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 70 Vereinen aus dem ganzen Bundesland waren diesem Ruf in Oberbergs Süden gefolgt.

Waldbröler Bürgerbusverein würde gern ein Pilotprojekt starten

Dort ging es dann um die effektive Beförderung von Menschen. „Der Fahrdienst Monti zeigt klar den Bedarf von ‚On Demand‘-Angeboten in Oberberg – und die können auch wir als Bürgerbusverein erfüllen“, führt Jaeger aus. „Denn zur digitalen Generation gehören heute auch die 75-Jährigen – sie wissen, wie man mit Apps und dem Internet umgeht.“ Und für alle anderen gebe es das gute, alte Telefon. Für seinen Verein wünscht sich der Vorsitzende daher ein Pilotprojekt. „Aber da werden wir bisher ausgebremst.“

In der Waldbröler Nutscheidhalle kamen mehr als 270 Vertreterinnen und Vertreter zur Jahreshauptversammlung des Dachverbandes „Pro Bürgerbus NRW“ zusammen. Auf dem Foto frühstücken sie gerade.

In der Waldbröler Nutscheidhalle kamen mehr als 270 Vertreterinnen und Vertreter zur Jahreshauptversammlung des Dachverbandes „Pro Bürgerbus NRW“ zusammen.

Tatsächlich beginnen der Oberbergische Kreis, die Oberbergische Verkehrsgesellschaft (Ovag) und die örtlichen Verkehrsträger, darunter die zehn Bürgerbusvereine im Oberbergischen, am Mittwoch mit der Entwicklung eines Integrierten Mobilitätskonzepts. Ovag-Geschäftsführerin Corinna Güllner möchte diesen Workshops nicht vorgreifen. Aber: „Auch ein ganz klassisches Fahrplanangebot sehen wir nach wie vor als zeitgemäß an, hier kann ein Bürgerbus nach wie vor eine sehr sinnvolle Ergänzung des regulären ÖPNV-Angebots sein.“

Ein On-Demand-Verkehr, so Güllner, sei ein möglicher, aber nicht alleiniger Ansatz für die Zukunft. Sie glaube nicht, dass ein ehrenamtlich tätiger Verein ein Angebot mit dem Umfang von Monti stemmen kann. Güllner: „Zu berücksichtigen ist auch, dass die Lösung, die zu dem einen Verein und dem einen Ort gut passt, nicht automatisch auch das für einen anderen Verein und anderen Ort richtige Konzept sein muss.“

Bürgerbusverein aus Much erklärt in Waldbröl, wie Bestellangebote funktionieren können

Wie es indes funktionieren kann, das erklärte ein Verein aus der Nachbarschaft: In der Gemeinde Much rollt der Bürgerbus bereits auf Bestellung, seit vergangenem Jahr auch mit Hilfe einer App: Zuletzt seien fast 5300 Fahrgäste gezählt worden, teilt der Verein mit. Das sei eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, als mehr als 4000 Fahrgäste in den Bus stiegen.

In Waldbröl tun dies nach Angaben von Michael Jaeger rund 5000 Menschen jährlich. „Aber nicht jede Strecke ist ausgelastet“, sagt er und nennt die Linie 1 von Ziegenhardt über Bladersbach und Rossenbach nach Obergeilenkausen als Beispiel: „Da verzeichnen wir leider viele Leerfahrten, die bei unseren Fahrern für Frust sorgen.“

Könnten Touren mit virtuellen Haltestellen von Nutzerinnen und Nutzern gebucht werden, wäre auch dies für den Trägerverein eine große Verbesserung. „Die muss zügig kommen, weil der individualisierte Nahverkehr immer bedeutender wird.“ Klar sei jedoch auch, dass die Hauptlinien in Oberberg weiterhin nach festen Fahrplänen verkehren müssen. „Wir Ehrenamtler können den Profis niemals Konkurrenz machen, aber wir wollen in den Nahverkehr eingebunden werden – zu fairen Bedingungen“, betont der Waldbröler – am Samstag bekam er dafür viel Applaus.

Beifall für Nordrhein-Westfalens Bürgerbusvereine gab es zudem von Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber und Tobias Schneider als stellvertretendem Landrat: Sie würdigten die ehrenamtliche Arbeit als Dienst für die Gesellschaft und als ein großartiges Engagement, das die Lebensqualität steigere. Dazu Schneider: „Das Motto ,Bürger fahren Bürger‘ klingt einfach, meint aber echte Ehrenamts-Power.“

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