Engagement in ArmenvorstadtWaldbrölerin hat in Bolivien eine neue Heimat gefunden

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Auf Heimatbesuch in Waldbröl sind Eva Pevec (M.) und ihre Familie. Ihr Vater Lorenz (l.) war früher Stadtdirektor. 

  • Waldbrölerin Eva Pevec arbeitet als Sozialarbeiterin in Bolivien.
  • Sie ist fasziniert von dem Familienleben zwischen Gewalt und Zusammengehörigkeitsgefühl.
  • Ein dauerhaftes Leben in Deutschland kann sie sich trotz aller Probleme nicht vorstellen.

Waldbröl – Ihr Fernweh aus Jugendtagen hat Eva Pevec längst gestillt. Den fünfwöchigen Familienbesuch in ihrer alten Heimat Waldbröl kann die Tochter des früheren Stadtdirektors Lorenz Pevec genießen – schließlich geht’s am 25. Juli zurück ins bolivianische El Alto.

Vor genau 20 Jahren brach die Entwicklungshelferin dorthin auf. Und sie schwärmt nach wie vor von dem Land der reichhaltigen Kultur, der meteorologischen und menschlichen Gegensätze.

Bolivien - ein Volk mit großem Herz und viel Gewalt

Die Bolivianer seien einerseits ein Volk mit großem Herz, das hohen Wert auf Gemeinschaft und Zusammenhalt legt, das andererseits auch die familiäre Gewalt kennt. Speziell in den armen Regionen wie El Alto, einer auf dem Berg gebauten Vorstadt des Regierungssitzes La Paz.

Dort engagiert sich Pevec für die Friedensarbeit an Schulen. In Workshops bildet sie insbesondere Lehrer fort, erklärt ihnen, wie Konflikte bewältigt und Dialoge zielorientiert geführt werden. Das Thema begleitet Pevec fast seit Beginn ihres Lebens in dem südamerikanischen Land.

Erste Station als Missionarin in Argentinien

Nachdem sie 1992 ihr Abitur am Waldbröler Hollenberg-Gymnasium gemacht hatte, zog das Fernweh Pevec zunächst für ein Jahr nach Argentinien. Als Missionarin auf Zeit habe sie erfahren: „Je ärmer die Menschen, desto freundlicher sind sie.“ Sie hatte ihren Weg gefunden, studierte an der Katholischen Fachhochschule Benediktbeuern bei München Sozialarbeit und verbrachte ein praktisches Jahr in La Paz.

Eine Zeit, in der sie die Bolivianer samt ihrer Probleme kennenlernte: Sie begleitete Heimkinder zu ihren Angehörigen, um für Akten zu recherchieren – nur selten habe sie erlebt, dass die lange nicht gesehenen Kinder herzlich empfangen wurden. Zurück in Deutschland beendete sie 1997 ihr Studium, arbeitete zwei Jahre lang für ein Frauenhaus in Wiesbaden, aber ergriff dann die Chance, zurück nach Bolivien zu gehen.

Pevec baute Frauengruppe in Bolivien auf

Ab 1999 arbeitete sie für die Schweizer Bethlehem-Mission Immensee in El Alto. Der Ort wuchs ab den 1980er Jahren, weil viele arbeitslos gewordene Minenarbeiter sich dort niederließen.

Sie half den Menschen, baute unter anderem eine Gruppe von Frauen auf, die gestrickte Handpuppen herstellen. Stolz berichtet sie, dass es die „Strickenden Löwinnen“ – „Las Leonas“ – noch heute gibt. Viele der kleinen Tiere wurden auch in Waldbröl verkauft.

Familie kehrte befristet nach Deutschland zurück

Im Jahr 2000 verließ Pevec die Immensee-Mission. Mit ihrem Ehemann, dem Bolivianer Marco, und den drei gemeinsamen Kindern Amaru (14), Mara (12) und Wari (9) kehrte Pevec nach Deutschland zurück. Vier Jahre lang lebte die Familie in Aachen, damit der Nachwuchs auch die Heimat der Mutter kennenlernte.

Der Aufenthalt war von Beginn an befristet, 2014 zog die Abenteuerlust Pevec zurück nach El Alto. Seitdem arbeitet sie für den Internationalen Christlichen Friedensdienst Eirene.

Männer schlagen ihre Frauen und Kinder

Gut drei Jahr lang lag ihre Aufgabe in der Arbeit mit Frauen. „In vielen Familien herrscht Gewalt, Männer schlagen ihre Frauen, die ihre Kinder“, erklärt Pevec: „Meine Aufgabe war es, über Konflikt-Transformation aufzuklären. Ich habe Frauen erklärt, wie sie sich selbst wertschätzen und von dem Gefühl freimachen, unterdrückt zu sein.“

Ähnlich ist das Thema nun in den Schulen, erklärt Pevec: „Auch dort geht es um die richtige Kommunikation miteinander.“

Trotz der Probleme, mit denen Eva Pevec bei ihrer Arbeit konfrontiert wird: Das Land und seine Menschen möchte sie nicht mehr missen.

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