Vor allem die Freiwillige Feuerwehr, die Infrastruktur und der Klimaschutz sollen profitieren. Der neue Rat der Marktstadt hat erstmals getagt.
Start in die PolitikStadt Waldbröl plant Ausgaben in Höhe von mehr als 62 Millionen Euro

In Waldbröl hat Bürgermeisterin Larissa Weber (links) nun zwei Stellvertreter und eine Stellvertreterin, das sind (von links): Horst Steffens (UWG), Ursula Reinsch (SPD) und Ingo Solbach (CDU).
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20,5 Millionen Euro will die Stadt Waldbröl in den Jahren von 2026 bis 2029 in ihre Infrastruktur und den Klimaschutz investieren, 13,9 Millionen Euro sind für die Freiwillige Feuerwehr und den Brandschutz insgesamt vorgesehen.
In der ersten Sitzung des neuen Stadtrats am Mittwochabend haben Bürgermeisterin Larissa Weber und Kämmerin Anja Brauer die Finanzplanung für die kommenden Jahre vorgestellt – „ein Zahlenwerk, das den Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit wagt“, wie es Bürgermeisterin Weber, soeben frisch und erneut vereidigt, nannte. Und eines, das die schwarze Null erneut nur auf dem Papier und mit viel Kürzen, Streichen und Verschieben erreiche, führte Kämmerin Brauer aus.
In Waldbröl sind eine ehrenamtliche Bürgermeisterin und zwei Bürgermeister gewählt worden
Gute Nachricht für die Bürgerschaft und das meiste Gewerbe: Die für das kommende Jahr geplanten Steuersätze sind auch die bisherigen, steigen soll dann allein der Hebesatz für Betriebe der Land- und Forstwirtschaft (Grundsteuer A) auf 345 Prozentpunkte (vormals 252).
Eröffnet hatte die erste Sitzung mit viel Publikum und in bedrückender, manchmal recht eisiger Atmosphäre Claudia Hein als dienstälteste Stadtverordnete: Seit 36 Jahren gehört die Mandatsträgerin der Grünen dem Rat an. Sie stimmte auf „eine neue Zeit für die Stadt“ ein. „Wir setzen auf eine weiterhin konstruktive und gute Zusammenarbeit mit CDU, SPD, FDP und UWG“, entwarf sie die Perspektive einer Ga-Gro-Ko, sozusagen einer ganz großen Koalition der demokratischen Fraktionen.
Erste Entscheidung des Rates war es später – nach einem gemeinsamen Antrag aus der interfraktionellen Runde – die ehrenamtliche Stellvertreterschaft für Bürgermeisterin Larissa Weber (parteilos) zu vergrößern: Die 46-Jährige hat mit Ingo Solbach (CDU, 64 Jahre, erster Bürgermeister), Ursula Reinsch (SPD, 69, zweite Bürgermeisterin) und Horst Steffens (UWG, 75, dritter Bürgermeister) nun drei Stellvertreter an ihrer Seite. Die Wahl erfolgte geheim und mit einem Ergebnis von 37 Ja-Stimmen und einem Gegenvotum. Eine Stadtverordnete hatte sich vor der Sitzung krankgemeldet.
Waldbröls Bürgermeisterin ruft zu gesellschaftlicher Geschlossenheit auf
Weber rief zu einer gesellschaftlichen Geschlossenheit auf, ein starkes Miteinander sei der größte Schatz. Mit viel Herz, Offenheit und einem festen Glauben an die Stadt bleibe diese stark und könne sich stetig weiterentwickeln. „Ich bin stolz auf das Erreichte.“ Größte Projekte in der nahen Zukunft sind der Bau einer neuen, multifunktional nutzbaren Markthalle und die Umgestaltung des Marktplatzes sowie auch weiterhin das frühere Merkur-Gelände.
Jüngst hatte das Rathaus die Nachricht erhalten, die Stadt erhalte eine Zahlung in Höhe von 9,7 Millionen Euro aus einem Sondervermögen des Bundes – Geld, das Waldbröl aber auf elf, zwölf Jahre aufteilen müsse, sagte Weber und kündigte an, die Hälfte werde für die Bildung und die Betreuung ausgegeben, ein weiterer Teil sei für Liegenschaften und eben den Klimaschutz vorgesehen: 300.000 Euro etwa für ein Gründach auf dem Schulzentrum und 100.000 Euro für das Feuerwehrgerätehaus in Heide, das 2026 gebaut werden soll.
Beschlossen hat der Stadtrat zudem die Besetzung seiner neun Fachausschüsse. Den Haupt- und Finanzausschuss sowie den Wahlausschuss leitet die Bürgermeisterin. Die CDU übernimmt für zwei Ausschüsse den Vorsitz, alle anderen Fraktionen für jeweils ein Gremium. Am 10. Dezember soll der Rat den neuen Haushalt verabschieden.
Das sind die sechs Fraktionen im Waldbröler Stadtrat
Sechs Fraktionen bilden Waldbröls neuen Stadtrat. Stärkste Fraktion ist die CDU mit elf Sitzen, ihr Vorsitzender ist Martin Wagner. Der AfD unter Vitali Gert gehören neun Plätze. Die SPD ist unter der Leitung von Sascha Strutz mit sieben Stadtverordneten vertreten. Die UWG hat fünf Mandate, Roger Helzer steht ihr voran. Die Grünen haben drei Sitze und eine Doppelspitze mit Claudia Hein und Vanessa Radonic. Ebenso drei Plätze hat die FDP-Fraktion, ihr Chef ist Sebastian Diener.
Eckdaten zum Waldbröler Haushalt 2026
- Erträge: 58,3 Millionen Euro
- Aufwendungen: 62,3 Millionen Euro
- Grundsteuer A: 345 v.H.
- Grundsteuer B für Wohnraum: 815 v.H.
- Grundsteuer B für Nichtwohnraum: 1309 v.H.
- Gewerbesteuer: 565 v.H.
- Kreisumlage: 28,8 Millionen Euro
- Personal/Versorgung: 9,9 Millionen Euro
- Gewerbesteuer: 12,5 Millionen Euro
- Einkommenssteuer: 9,4 Millionen Euro
- Pro-Kopf-Verschuldung: 3441 Euro (Einwohnerzahl am 31. Dezember 2024: 19.795)

