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Männerdomäne Bierherstellung23-Jährige wird in Bielsteiner Brauerei ausgebildet

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Tauschte Uni gegen Brauerei: Die Strombacherin Katharina Schaaf gab ihr Studium der Erziehungswissenschaften auf.

Bielstein – Das Brauen von Bier ist noch immer eine Männerdomäne. Bis vor kurzem bildete die Bielsteiner Erzquell Brauerei da keine Ausnahme. Seit einigen Wochen allerdings ist das Team um eine junge Frau reicher – die erste, die in Bielstein nun zur Brauerin und Mälzerin ausgebildet wird. Ein Umstand, den nicht nur Auszubildende Katharina Schaaf selbst gut findet, sondern auch ihre Kollegen.

Diese haben sie in ihrer Mitte offen aufgenommen. „Niemand hat mir das Gefühl gegeben, hier nicht willkommen zu sein. Wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich sie sofort“, sagt Schaaf. Klar, sei der Job körperlich anstrengend, aber das seien andere Berufe ja auch. „Letztlich ist das ein Handwerk, das auch eine Frau sehr gut ausüben kann.“

Im Labor den Brauprozess besser kennengelernt

Die 23-Jährige hat vor vier Jahren in der Brauerei auf Minijob-Basis angefangen. „Dort arbeitet meine Mutter. Sie hat mich dazu geholt“, berichtet die junge Frau. Von der Flaschensortierung wechselte sie ins Labor, nahm Proben, wertete sie aus und stellte fest, dass der Brauprozess eine spannende Angelegenheit ist.

Eigentlich war sie auf einem ganze anderen Weg. Nach dem Abitur an der Städtischen Gesamtschule Derschlag hat Katharina Schaaf zunächst ins Studium der Erziehungswissenschaften in Köln hineingeschnuppert. „Ich hatte mich für soziale Arbeit als Berufswunsch entschieden.“ Das Studienfach sei dann auch nicht das Problem gewesen, sondern das Studieren per Zoom – nur digital in Kontakt mit Dozenten, Professoren und Kommilitonen zu kommen, war nicht das, was die Strombacherin sich vorgestellt hatte. „Die Rahmenbedingungen haben für mich überhaupt nicht gepasst. Ich war nicht glücklich, habe angefangen, über Alternativen nachzudenken.“

Niedrige Frauenquote in Brauereien

Ein paar Monate des intensiven Abwägens und Nachdenkens führten zu dem Entschluss, sich in Bielstein zu bewerben. Ein Entschluss, der im Umfeld der angehenden Brauerin und Mälzerin durchaus für erstaunte Blicke sorgte. „Allerdings“, so berichtet sie, „hat keiner aus der Familie oder dem Freundeskreis gesagt, ich solle das lieber nicht machen.“

Dass die Frauenquote in den Brauereien sehr niedrig ist, findet sie schade. „Das Berufsfeld ,Brauer und Mälzer’ ist viel zu wenig bekannt“, meint Katharina Schaaf. Das Handwerk des Bierbrauens wird sie mit Unterstützung ihres Ausbilders, des Braumeisters Dieter Breit, von der Pike auf lernen. Sie sagt: „Es gibt bei diesem Beruf unheimlich viele Aspekte, die die Ausbildung abwechslungsreich machen.“ Ergänzt wird ihre dreijährige Lehrzeit durch den Blockunterricht im Dortmunder Fritz-Henßler-Berufskolleg. „Dort bleibe ich während der Woche im Kolping-Haus.“

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Ob auch sie nach der Ausbildung ihren Meister machen wird, steht noch nicht fest. „Das lasse ich in Ruhe auf mich zukommen. Jetzt möchte ich erst einmal die nächsten drei Jahre nutzen, um zu lernen und gute Noten zu bekommen und dann würde ich gerne in Bielstein weiterarbeiten.“

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