„Meine besondere Begegnung“Wiehlerin erinnert sich an ihre Großfamilie

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Auch eine besondere Begegnung: Jutta Hube wurde in eine Großfamilie hineingeboren, die ihr viel fürs Leben mitgab.

Auch eine besondere Begegnung: Jutta Hube wurde in eine Großfamilie hineingeboren, die ihr viel fürs Leben mitgab.

Weiershagen – Jutta Hube lächelt, während sie von der Geborgenheit in ihrer Großfamilie berichtet. Die 64-Jährige wuchs in Weiershagen mit Eltern, Großeltern und Großtanten auf. Sie erinnert sich an Toleranz und Großzügigkeit, wenn es darum ging, dass sie ihre Freundinnen und Freunde nach dem Spielen zum Essen mitbrachte: „Bei uns war jeder willkommen!“ Ihre Großmutter Paula Siebel, die den Tante-Emma-Laden, in dem es auch Kurzwaren gab, in Weiershagen führte, hatte nämlich ein großes Herz für die Menschen.

„Wenn jemand knapp bei Kasse war, wurde ohne großen Aufwand oder viele Nachfragen angeschrieben“, blickt Jutta Hube zurück und sagt: „Meine Oma, Paula Siebel, war das jüngste von elf Kindern und 1904 geboren. Opa Werner Siebel hatte sieben Geschwister. Er war Jahrgang 1902, die ältere Schwester von Oma, Tante Anna, war sogar 1897 geboren.“

Weiershagen: Großmutter täglich im Tante-Emma-Laden

Die Weiershagenerin wuchs bei ihren Großeltern auf, da ihre Eltern berufstätig waren. Dabei erlebte sie die Großmutter täglich in ihrem kleinen Laden. Dieses, den Menschen zugewandte Vorbild sei es gewesen, das ihre soziale Ader ebenfalls geweckt habe, ist die Wiehlerin sicher. „In den 1970er Jahren war ich zum Beispiel bei ,Amnesty International’ engagiert.“

Aber nicht nur das Kümmern um die Mitmenschen hat ihre große Familie ihr mitgegeben. „Die Kindheit meiner Großeltern und Eltern war durchaus von Armut geprägt. Daher war Sparsamkeit bei uns ein hohes Gut. Opa, Oma und Tante Anna hatten das Kaiserreich sowie zwei Weltkriege erlebt.“ Diese Erfahrungen wirkten in der älteren Generation der Familie natürlich nach.

Großfamilie gab Erfahrungen fürs Leben mit

Es wurde nichts weggeworfen, die Reste vom Laden kamen abends auf den Tisch. In der dunklen Jahreszeit gab es „Dunkelstündchen“ um Strom zu sparen. Diese Zeiten, die ihre Großtante regelmäßig ausrief, fand Jutta Hube als Kind ungemein spannend. Erst später begriff sie die Intention dahinter.

„Natürlich habe ich als Teenager und junge Frau auch gegen all das rebelliert“, verrät sie. Doch irgendwann spürte sie, dass die Begegnung mit ihrer Großfamilie ihr viel Gutes für ihr Erwachsenenleben mitgegeben hatte. Neben Disziplin und Ordnung stand Bildung hoch im Kurs und der selbstverständliche Umgang mit Menschen mit einem Handicap. „Meine Tante Anna war kleinwüchsig. Aber wir alle sind vollkommen normal mit ihr umgegangen, haben sie natürlich unterstützt, doch nie aufgezogen oder gar bemitleidet.“

Festtage: Das Geschäft ging vor

Die große Disziplin der Erwachsenen äußerte sich auch darin, dass vor Festtagen das Geschäft an erster Stelle stand. War dort alles aufgeräumt und abgeschlossen, konnte das Feiern beginnen. Das hieß allerdings manchmal, dass die weihnachtliche Bescherung auf den ersten Feiertag verschoben werden musste, wie die Wiehlerin schmunzelnd sagt. Riesige Geschenke-Berge habe es ohnehin nicht gegeben, doch über ein paar Süßigkeiten und eine Kleinigkeit freute Jutta Hube sich auch schon immer sehr.

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„Es war einfach heimelig. Wir kochten selbst, bekamen Besuch von der Familie.“ Heute, so berichtet Jutta Hube, sei sie 44 Jahre verheiratet, hat drei tolle Kinder, einen Enkel und ist sicher, dass sie durch das, was die Familie ihr mitgab, immer gut durchs Leben gekommen ist und zufrieden mit dem ist, was sie hat. „Ich könnte noch mehr erzählen, von meiner Familie, aber das füllte ein Buch.“

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