SommerwettbewerbBesuch aus den USA in Wiehl

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Die Enkel von Iris Traudisch machen ihr viel Freude.  

  • In den nächsten Wochen stellen wir im Rahmen unseres Sommerwettbewerbs 20 Oberberger vor, die eine besondere Begegnung hatten.

Wiehl – Iris Traudisch (62) organisiert zusammen mit ihrem Mann Hartmut Schröter Kunstausstellungen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Demnächst geht es am Bodensee um das Thema „Begegnungen“. Darum fühlte sich die Wiehlerin besonders angesprochen von unserem Aufruf und überlegte gleich, welche Künstlerpersönlichkeit sie besonders beeindruckt hat. Doch dann fiel ihr auf, dass es andere Begegnungen gab, die sie viel stärker beeinflussten.

Nämlich mit ihren fünf Enkelkindern. Diese seien „ein besonderes Geschenk, das mich jeden Tag neu erfreut, bereichert, belebt und meinen Horizont erweitert“, schwärmt Traudisch. „Den Fünfen ist zu verdanken, dass ich endlich einen Bagger von einem Radlader unterscheiden kann, Feuerwehrfan geworden bin, mir zutraue, Regenwürmer und Spinnen anzufassen, kölsche Lieder laut mitschmettere, in den Tag hinein tanze und die Welt noch einmal mit anderen Augen sehe.“

Der jüngste Zuwachs, die neun Monate alte Bonnie, lebt mit Mutter Marie-Christine in den USA, war aber im Frühjahr erstmals zu Besuch in Wiehl. „Jedes Mal, wenn sie uns sieht, muss sie heftig strampeln, glucksen und lachen“, freut sich Traudisch.

Kontakt auch in der Pandemie

Eliah und Matti haben mit Vater Marc-André aus Alfter eine weitaus kürzere Anreise, und die Zwillinge Mio und Jona leben mit Mutter Sarah-Janina sogar gleich nebenan in Oberwiehl. „Die Enkel nicht in den Arm nehmen zu können, war das schlimmste während der Pandemie“, sagt Iris Traudisch und spricht vielen Großeltern aus der Seele. Vom Balkon aus winkte sie den Enkeln zu. Opa Hartmut seilte einen Picknickkorb in den Garten hinab, was die jungen Besucher natürlich begeisterte.

Für ihre großmütterliche Fürsorge werde sie reich entlohnt, versichert Traudisch. „Mein eigener Großvater hat immer gesagt, dass jedes seiner Enkelkinder eine Million wert ist. Er hatte 14 und nannte sich gern ,Multimillionär’.“ Jedes Enkelkind bereichere ihr Leben auf andere Weise. Der sechsjährige Eliah lehre sie Achtsamkeit, wenn er ruft: „Oma! Schau mal, wie toll der Fingerhut unter der Tanne aussieht!“ Seinetwegen werden die Schnecken im Garten nicht mehr vergiftet, sondern abgesammelt und auf die Kuhweide gebracht. Matti (3) ist ein Schelm mit umwerfenden Temperament, die eineiigen Zwillinge Jona und Mio (3) Frohnaturen, die ständig ein kölsches Lied auf den Lippen haben.

Zurückhaltung beim Erziehen

Süßigkeiten verteilt die Oma nur nach Rücksprache mit den jeweiligen Eltern, um nicht in deren Ernährungspädagogik zu pfuschen. „Mir ist es wichtig, nicht übergriffig zu werden“, sagt Iris Traudisch. „Mein Mann sieht das etwas lockerer.“ Sie mische sich viel weniger in die Enkelerziehung ein, als es die Generation davor getan habe. Ihre Kinder seien selbstbewusstere Eltern, besser informiert, auch durch den Austausch über das Internet.

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„Ich reibe mich in vielen Fragen mit meinen Kindern“, sagt Iris Traudisch, „aber das hilft mir, mich selbst zu hinterfragen.“ Nicht nur in Erziehungsfragen: „Meine Töchter kommentieren meine Kleidung schon einmal mit: Dafür bist Du zu alt. Die Enkel sind gnädiger. Die sagen: Oma, du siehst so schön aus“, sagt Tris Traudisch und lacht. „Eine Freundin hat mir zum Geburtstag ein Herz geschenkt auf dem steht: Enkel sind das Dessert des Lebens. Das stimmt!“

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