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NeubauprojektJetzt ist Platz für das Seequartier in Wiehl

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Baustelle des Pro-Markt-Geländes nach dem Abriss.

Derzeit sind die Arbeiter damit beschäftigt, die dicke Bodenplatte aufzubrechen. Danach steht noch eine Bodensanierung an.

Das Gelände wird zunächst zu einer Parkfläche. Das Projekt bekommt den Regionale-B-Status und Zustimmung bei jungen Wiehlern.

Von den Hallen des Pro-Markt-Komplexes sind nur noch Trümmerhaufen übrig. Der Abriss der Gewerberuine am Rand des Wiehlparks ist abgeschlossen. Damit ist der erste Schritt für das neue Seequartier getan. Im Februar wurden zunächst die Räume entkernt, im Mai hat das Erftstädter Unternehmen Riehm & Sohn mit dem Abriss der leeren Außenhülle begonnen. Nun sind die Arbeiter damit beschäftigt, die dicke Bodenplatte aufzubrechen.

Danach steht noch eine Bodensanierung an. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in diesem Bereich eine Bleischmelze, deren giftige Hinterlassenschaften entsorgt werden müssen. Weitere Bodenproben sollen zeigen, wie stark die Erde belastet ist. Allein in die Herrichtung des zwei Hektar großen Geländes wird die Stadt am Ende 850.000 Euro investiert haben.

Wiehl: Abriss und Bodensanierung am Pro-Markt-Gelände

In den kommenden beiden Jahren wird das leergeräumte Pro-Markt-Gelände zunächst als Parkplatz für die Besucher des Wiehlparks dienen, rund 180 Stellflächen werden vorübergehend zur Verfügung stehen. Im Frühjahr 2027 soll im ersten Schritt die Brucher Straße leicht nach Norden verlegt werden, was ein Jahr in Anspruch nehmen wird. 2030 könnten dann die Häuser des ersten Bauabschnitts unterhalb der Brucher Straße bezugsfertig sein.

Derzeit weist ein Banner am Bauzaun auf die „Regionale 2025“ hin. Das Wiehler Seequartier ist kürzlich in den sogenannten B-Status des Landesstrukturprogramms vorgerückt. Damit zählt es zu den „bereits gut konkretisierten Projekten, die noch offene Punkte und weiteren Qualifizierungsbedarf haben“, aber irgendwann in den Genuss von Fördermitteln kommen können.

Ich bin mir sicher, dass es Investoren gibt, die Interesse an dem Standort haben. Es soll dort Wohnungen für Familien geben, aber genauso für Ein- bis Zweipersonenhaushalte.
Ulrich Stücker, Bürgermeister Wiehl

In der Darstellung der Regionale-Agentur wird das Seequartier ein „innovatives Wohnquartier für Wohnen und Dienstleistung“, ganz im Sinne des Regionale-Themas „Weiter geht’s!“ Die Agentur lobt: „Das Projekt stellt sich der Herausforderung, innovative Quartiere im eher ländlich geprägten Raum zu entwickeln.“ Da vergleichbare Flächen auch in anderen Kommunen des Rheinlands existieren, könnten die Erfahrungen auf andere Vorhaben übertragen werden.

Positive Resonanz hat das Seequartier nun auch bei jungen Wiehlern erfahren. Im Politikunterricht diskutierten Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums kürzlich mit den Spitzen der Stadtverwaltung über die Pläne. Am Ende der simulierten Bürgerversammlung sprach sich eine „überwältigende Mehrheit“ für den Bau des Seequartiers aus, teilt die Stadt Wiehl mit.

Seequartier Wiehl als innovatives Wohn- und Dienstleistungsquartier

Die Zehntklässler hatten sich im Politikunterricht auf das Thema Seequartier vorbereitet und nahmen jetzt verschiedene Rollen ein. Die Bandbreite reichte vom wohlwollenden Fragesteller bis zur hartnäckigen Kritikerin. Politiklehrer Jochen Poppe forderte die Jugendlichen bei der Begrüßung auf, „die Verwaltung zu löchern“, mit Blick aufs Projekt Seequartier: „Ich möchte, dass ihr euch kritisch damit auseinandersetzt.“ Vor allem das Thema Parken trieb die Schüler um.

Bürgermeister Ulrich Stücker kündigte an, dass für die Dauerparker an der Eishalle ein Parkhaus errichtet werden soll. Die Parkbesucher können dann auf dem Mottelbach-Parkplatz jenseits der Eisenbahnschienen parken. Stücker wies auf die Möglichkeit der Konzeptvergabe an einen Investor hin, damit im neuen Quartier nicht nur Luxuswohnungen entstehen: „Ich bin mir sicher, dass es Investoren gibt, die Interesse an dem Standort haben. Es soll dort Wohnungen für Familien, aber genauso für Ein- bis Zweipersonenhaushalte geben.“

Gemeinsam hatten Poppe und Kollegin Almuth Hofmann auf ein Ziel hingearbeitet: Die Jugendlichen sollen lernen, wie demokratische Entscheidungsprozesse in der Kommune ablaufen. Die Initiative zu der Unterrichtsreihe war aber von Bürgermeister Ulrich Stücker gekommen: „Ich finde es wichtig, dass die jungen Leute anhand eines konkreten Projekts erfahren, dass es oft keine schnelle und einfache Lösung gibt, sondern komplexe Zusammenhänge zu berücksichtigen sind.“