Wenn Gäste als Freunde gehenSeit 50 Jahren Wiehler Partnerschaft mit Israel

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In den letzten 50 Jahren gab es viele Begegnungen. Darunter auch ein Treffen mit Schimon Peres (2.v.l.).

In den letzten 50 Jahren gab es viele Begegnungen. Darunter auch ein Treffen mit Schimon Peres (2.v.l.).

Wiehl – Als im August 1972 eine israelische Delegation mehrere Tage die Stadt Wiehl besuchte, dürfte niemand geahnt haben, dass daraus einmal eine fest verankerte Freundschaft von Menschen zweier Städte werden würde: Wiehl auf deutscher und Jokneam, unweit der Hafenstadt Haifa, auf israelischer Seite.

Die Bürgermeister Wilfried Bergerhoff (M.) und Simon Alfasi (r.) besiegelten die Partnerschaft mit Stadtdirektor Werner Becker-Blonigen.

Die Bürgermeister Wilfried Bergerhoff (M.) und Simon Alfasi (r.) besiegelten die Partnerschaft mit Stadtdirektor Werner Becker-Blonigen.

50 Jahre sind seit dem Besuch der Delegation von Sport- und Gewerkschaftsfunktionären vergangen, die auf Einladung des Landesportbunds NRW gekommen war. Der damalige Wiehler Stadtdirektor und spätere Innenstaatssekretär in der Regierung Helmut Kohl, Dr. Horst Waffenschmidt aus Waldbröl, sagte damals, dass junge Menschen aufgerufen seien, Brücken zu schlagen zwischen Deutschen und Israelis. Eine erste Besuchsgruppe sollte nach dem Bericht dieser Zeitung bereits im Jahr darauf nach Israel aufbrechen.

„Immer wurden uns die Hände gereicht“

Und es sollten viele weitere folgen, wie der langjährige Vorsitzende des Freundeskreises Wiehl/Jokneam, Gerhard Hermann, weiß. Zusammen mit der kürzlich neu gewählten Vorsitzenden Judith Dürr Steinhart und seiner Ehefrau Iris blickte er im Gespräch mit dieser Zeitung auf 50 Jahre Austausch, Partnerschaft und gelebte deutsch-israelische Freundschaft.

Gerhard Hermann (r.), hier mit Ehefrau Iris (l.) und der neuen Vorsitzendenden Judith Dürr Steinhart, stand viele Jahre an der Spitze des Partnerschaftsvereins.

Gerhard Hermann (r.), hier mit Ehefrau Iris (l.) und der neuen Vorsitzendenden Judith Dürr Steinhart, stand viele Jahre an der Spitze des Partnerschaftsvereins.

„Immer wieder erlebten wir, dass uns die Hände gereicht wurden und wir erlebten kaum Ressentiments“, sagt Gerhard Hermann. Es dauerte fast 20 Jahre, bis es eine offizielle Partnerschaft gab. Hermann erinnert sich, dass die Initiative dafür vor allem stark von der israelischen Seite ausgegangen sei. „Und die offizielle Feier fand auch in Israel statt.“

Einladung zu offiziellen Terminen

Dass den Menschen in Jokneam die Partnerschaft mit Wiehl viel bedeutet, wird auch dadurch deutlich, dass stets auch eine Delegation aus dem Oberbergischen zu allen offiziellen Festen und Feiern eingeladen wurde. So auch zu den Stadtjubiläen oder der 60-Jahr-Feier des Staates Israel, bei denen die Delegationen aus Wiehl auch viel Prominenz kennen lernten. So auch Schimon Peres, Ministerpräsident und Staatspräsident des Staates Israel.

In den letzten 50 Jahren gab es viele Begegnungen. So auch mit dem israelischen Botschafter Avi Primor (M.)

In den letzten 50 Jahren gab es viele Begegnungen. So auch mit dem israelischen Botschafter Avi Primor (M.)

Und was ist das Besondere an der Partnerschaft mit Jokneam? „Wir haben immer wieder erlebt, dass die Gruppen aus Wiehl als Gäste ankamen und als Freunde nach Hause gefahren sind“, sagt Gerhard Hermann. Ein wesentlicher Faktor dabei sei, dass man nicht im Hotel sondern in Familien untergebracht sein und so am ganz normalen Leben teilnehmen könne. Für Kontinuität in der Beziehung hätten aber auch einige handelnde Personen gesorgt, die über Jahre Bezugsperson gewesen seien. Auf deutscher Seite sind das vor allem Gerhard und Iris Hermann. In Jokneam Shalom Kazir, der bereits 1977 nach Wiehl kam, und Bürgermeister Simon Alfasi, wie Hermann sagt.

Holocaust stets thematisiert

Und obwohl die Begegnung der Menschen im Vordergrund der Partnerschaft stehe, wird auch der Holocaust bei den gegenseitigen Besuchen stets thematisiert. So auch bei Besuchen von Konzentrationslagern in Deutschland oder der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.

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Diese Begegnungen fortführen will nun Judith Dürr Steinhart als neue Vorsitzende. Für das kommende Jahr sei ein Besuch geplant, sagt sie. Zu Israel habe sie einen besonderen Bezug, sagt sie und verrät, dass sie 1951 als Tochter eines jüdischen Vaters und einer Siebenbürger Sächsin geboren wurde. 1952 verließ die Familie Israel Richtung Deutschland. Nach der Heirat mit Volker Dürr kam Judith Dürr Steinhart schließlich ins Oberbergische .

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