Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

FachkräftemangelWiehler Tierheim braucht einen Arzt

3 min
Fünf Frauen mit einem kleinen Hund.

Während des Rundgangs durch das Heim informierte sich Gerlinde von Dehn (r.) bei den örtlichen Tierschützerinnen.

Die Landestierschutzbeauftragte Gerlinde von Dehn hat die Einrichtung in Wiehl-Koppelweide besucht. Und sie hatte Tipps zur Lösung des Problems.

Das Tierheim Koppelweide verfügt seit Jahren über eine vollständig ausgestattete Tierarztpraxis. Es gibt einen Behandlungsraum mit OP-Bereich, Aufwachraum und Quarantänezimmern. Aber genutzt wurden diese Möglichkeiten zuletzt nur selten. Denn dem Tierheim fehlt es an einem fest angestellten Tierarzt. Bei der Lösung des Problems haben sich die Wiehler Tierschützerinnen nun prominente Unterstützung geholt. Gerlinde von Dehn, Tierschutzbeauftragte der Landesregierung und selbst promovierte Veterinärin, machte sich am Mittwoch beim Besuch im Tierheim ein eigenes Bild.

Angelika Reiser, Heimleiterin und Vorstand des Tierschutzvereins, berichtete dem Gast, dass zweimal in der Woche eine niedergelassene Tierärztin rund zwei Stunden lang die Hunde, Katzen und Kleintiere untersucht. Doch das reiche bei weitem nicht aus.

Tierarzt arbeitet in Wiehl ehrenamtlich

Eine eigene Fachkraft sei aber nicht zu bekommen: „Auf unsere Stellenausschreibung haben wir zwar viele Bewerbungen erhalten. Aber alle Kandidaten stammen aus Nicht-EU-Ländern, deren Abschlüsse noch nicht anerkannt werden“, bedauert Reiser. „Zu unserem Glück hat sich einer der Tierärzte, der derzeit einen Deutschkurs besucht, bereit erklärt, ehrenamtlich jeden Freitag hierher zu kommen. Aber auch das ist keine Dauerlösung. Weder für ihn noch für uns.“

Als Sarah Hanuschik vom Ortsverband der Grünen von diesen Nöten erfahren hat, setzte sie sich mit der Landestierschutzbeauftragten in Verbindung. Und diese hört davon nicht zum ersten Mal. „Sie sind leider nicht das einzige Tierheim mit diesem Problem. In NRW herrscht ein akuter Tierärztemangel“, sagte von Dehn. Die Anerkennung von Abschlüssen aus Nicht-EU-Ländern sei sehr kompliziert.

In NRW herrscht ein akuter Tierärztemangel.
Gerlinde von Dehn, Landestierschutzbeauftragte

Sie empfahl dem Tierheim, an den Universitäten nach tiermedizinischen Absolventen Ausschau zu halten. Viele wollten sich nicht sofort selbstständig machen, sondern zunächst erste Erfahrungen sammeln. Um einen Tierarzt zu bekommen, könnten die Wiehler zudem mit anderen Tierheimen in der Region zusammenarbeiten, schlug von Dehn vor: „Mehrere Tierheime könnten gemeinsam einen oder zwei Tierärzte einstellen, die sich die Arbeit an den verschiedenen Arbeitsplätzen teilen.“ Denn nicht jedes Tierheim könne sich auch die Anstellung eines Tierarztes in Vollzeit leisten.

Im Wiehler Heim leben mehr als 100 Tiere

Im Rahmen ihres Besuches nutzte die Landestierschutzbeauftragte die Möglichkeit, das Tierheim kennenzulernen. Der Betrieb in Koppelweide wird weitgehend aus Spenden finanziert. Das Heim beherbergt derzeit rund 30 Hunde und 50 Katzen. 30 bis 40 weitere Katzen sind in Pflegestellen untergebracht. Des Weiteren befinden sich auf dem Grundstück Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen.

Tierheimleiterin Angelika Reiser kündigte an: „Wenn der Bau des Hundehauses mit seinen sechs weiteren Zwingern, den Außenbereichen und Wirtschaftsräumen abgeschlossen ist, könnten noch weitere Hunde aufgenommen werden.“ Reiser führte die Besucherin gemeinsam mit ihren Vorstandskolleginnen Christiane Greb und Janin Lind über das Grundstück. Gerlinde von Dehn hatte den einen oder anderen Tipp zur Bauförderung.

Und sie gab den Wiehlern eine Empfehlung für den pragmatischen Umgang mit der Katzenschutzverordnung: „Wenn Fundtiere, die noch nicht kastriert worden sind, von ihren Besitzern wieder abgeholt werden, sollten sie diese nicht maßregeln. Das könnte nach hinten losgehen. Organisieren sie lieber gemeinsam mit dem Oberbergischen Kreis und den hiesigen Tierärzten regelmäßige Aktionen, bei denen Besitzer ihre Katzen günstiger kastrieren lassen können.“