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BetreiberwechselWiehltalbahn hat nur noch drei Monate Zeit

Lesezeit 3 Minuten
Schienen führen in einen Tunnel.

Der Waldbröler Boxbergtunnel ist noch recht neu. Anderenorts muss viel investiert werden. Lohnt sich der Betrieb auf der Wiehltalstrecke?

Die Rhein-Sieg-Eisenbahn hat offiziell erklärt, dass sie die Wiehltalbahn abgibt. Damit tickt die Uhr, in drei Monaten muss ein Nachfolger her. 

Weiterhin ungewiss ist die Zukunft der Wiehltalbahn. Aber es gibt eine neue Entwicklung: Die Bonner Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) als Betreiber hat ihre Absicht, die Strecke abzugeben, nun auch offiziell im Bundesanzeiger erklärt. Wenn dieses Angebot nicht von einem neuen Unternehmen angenommen wird, droht schon im September die Stilllegung der Strecke. Somit muss Bewegung in die Sache kommen.

Die Frage ist, ob die   in Braunschweig ansässige Lappwaldbahn Service GmbH (LWS) übernimmt. Diese hat den Oberbergern im Februar ein Konzept vorgelegt, das in Gesprächen unter Koordination des Kreises mit den betroffenen Kommunen und dem Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn bereits erörtert wurde.

Oberbergische Kommunen müssten Zuschuss zahlen

Das Konzept sieht zunächst die verstärkte Aufnahme eines Güterverkehrs vor. Die Lappwaldbahn würde damit verbundene Fördermittel auftun und in dieser Weise den Aufwand für die Aufbereitung der Wiehltalbahn für den Personennahverkehr mindern. Die Wirtschaftlichkeitsberechnungen der laufenden Machbarkeitsstudie bekämen damit ganz neue Vorzeichen.

Dennoch wird es nicht ohne Zuschüsse der Kommunen gehen. In der Stadt Wiehl, der streckenmäßig wichtigsten Anliegerkommune, hat man die Entscheidung über diese Frage in nicht-öffentlicher Sitzung noch einmal vertagt. Zunächst will man der Lappwaldbahn (oder einem anderen Interessenten) Gelegenheit geben, die Kennzahlen zu prüfen, die für ein konkretes Angebot erforderlich sind.

Instandsetzung der Wiehltalstrecke kostet viel Geld

Jetzt liegen diese mit der Veröffentlichung im Bundesanzeiger vor. Demnach erfordert die Wiehltalstrecke derzeit einen jährlichen Unterhaltungsaufwand von 50.000 Euro, bis zu einer Million seien in den nächsten Jahren für die Instandsetzung erforderlich.

Diesen Kosten stünden keine adäquaten Einnahmen gegenüber, bilanziert die RSE in ihrer Abgabebekanntmachung. „Es besteht aktuell nur eine Nutzung der Infrastruktur im touristischen Saisonverkehr an ausgewählten einzelnen Fahrtagen.“ Die Strecke könne von der RSE nicht wirtschaftlich betrieben werden. Geschäftsführer Selman Duran erklärt auf Nachfrage, dass sein Unternehmen sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren möchte, insbesondere auf Güterverkehr und Baulogistik. „Der Betrieb einer Eisenbahninfrastruktur wie der Wiehltalstrecke, deren Wiederinbetriebnahme derzeit nur mit erheblichem Investitionsaufwand möglich wäre, lässt sich mit dieser Ausrichtung nicht mehr vereinbaren.“ Zur Wirtschaftlichkeit eines Schienenpersonennahverkehrs auf der Wiehltalbahn, schreibt Duran, könne er als Unternehmer mit Fokus auf den Güterverkehr „keine fundierte Einschätzung“ abgeben.

In den Gesprächen der Anliegerkommunen wurden unterschiedliche Perspektiven für die Wiehltalbahn erörtert. Dabei legte man zugrunde, dass die LWS andernorts aufgegebene Strecken   zwar übernommen hat, dabei aber anders als der Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn keine ideellen, sondern wirtschaftliche Interessen verfolgt. Daher brauche man „belastbare Grundlagen“, insbesondere Informationen über den technischen Zustand der Strecke, wie sie unter anderem in den Brückenbüchern festgehalten seien, welche die RSE erst vorlegen müsse. Erst danach könne man abschätzen und entscheiden, welche organisatorischen und finanziellen Ressourcen bereitgestellt werden müssen.

Die Lappwaldbahn Service GmbH war am Dienstag für eine Stellungnahme zum neuesten Sachstand nicht zu erreichen.