Zeit zum SchraubenErsatzteillager für Oldtimer füllen sich laufend

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In seinen blau-gelben Escort RS 2000 aus dem Jahr 1976 hat Volker Dick viel Zeit und Liebe gesteckt.

In seinen blau-gelben Escort RS 2000 aus dem Jahr 1976 hat Volker Dick viel Zeit und Liebe gesteckt.

Wiehl/Lindlar – Voller Stolz präsentiert Dieter Jäkel, Präsident der Renngemeinschaft Oberberg (RGO), „das Ergebnis einer zweijährigen Coronapause ohne Rennveranstaltungen“, wie er es nennt. Vor seiner Werkstatt in Lindlar, in der er gemeinsam mit einem weiteren Vereinsmitglied der RGO seit einigen Jahren alte Schätze aufbereitet, spiegelt sich ein Opel Ascona aus dem Jahr 1981 im Licht der Mittagssonne. So wie die meisten Mitglieder der Renngemeinschaft und andere Autoliebhaber aus dem Bekannten- und Freundeskreis nutzte auch Jäkel die Corona-Zeit zur Restaurierung und Aufbereitung der alten Automobile. Mit dem Ascona stellte der Lindlarer kürzlich sein jüngstes Projekt fertig.

„Es war eine reine Rohkarosserie. Daran sieht man, was möglich ist, wenn keine Veranstaltungen stattfinden können. Plötzlich ist die Zeit zum Schrauben da“, sagt der 72-Jährige. Die erste Möglichkeit, das neue Schmuckstück öffentlich zur Schau zu stellen, ergibt sich an diesem Sonntag auf der Oldtimer Rallye „Rund um Nümbrecht“. Für viele Oldtimerfahrer ist das Event seit langer Zeit die erste Veranstaltung, an der sie teilnehmen können.

„Ersatzteile werden gekauft, wenn sie da sind. Nicht etwa, wenn man sie braucht“

Mit dabei sein wird auch Volker Dick aus Wiehl, der zwar nicht Mitglied in der RGO ist, Jäkel aber seit langem aus zahlreichen Events kennt. In seinen blau-gelben Escort RS 2000 aus dem Jahr 1976 hat der 63-Jährige viel Zeit und Liebe gesteckt und genießt sowohl öffentliche Veranstaltungen als auch gemütliche Sonntagsfahrten auf der Landstraße. Die veranstaltungsfreie Zeit nutzte Dick, um einen weiteren Escort fit für die Straße zu machen. Beim Bestellen der benötigten Ersatzteile verfolgt der Wiehler eine klare Taktik. „Ersatzteile werden gekauft, wenn sie da sind. Nicht etwa, wenn man sie braucht“, verrät der ehemalige Kfz-Meister, für den sein Beruf zugleich auch Hobby ist. Bis zu den Oberberg Klassik im nächsten Jahr soll das laufende Projekt spätestens fertig sein.

Auf alte Motorräder spezialisiert hat sich ein gemeinsamer Freund von Jäkel und Dick, Rudi Beck. Liebevoll wird der 71-Jährige als „Zweiradmann“ bezeichnet. Sein wertvollstes Stück ist eine Maico, Baujahr 1954, die das Mitglied des benachbarten MSC Wipperfüth seit zehn Jahren besitzt.

Clubabende fallen durch Corona weg

Anders als seine Weggefährten verbrachte Beck zuletzt weniger Zeit mit dem Schrauben. „Ich mache mir keinen Stress mehr. Als ich noch gearbeitet habe, habe ich kurioserweise mehr geschafft. Man geht dann einfach anders an die Sache heran“, sagt der Rentner. Am meisten hat Beck den gemeinsamen Austausch auf den Veranstaltungen vermisst. In der Tat hat das Vereinsleben in der Corona-Zeit schwer gelitten. „Unsere Clubabende konnten nicht stattfinden. Die soziale Komponente spielt bei uns eine große Rolle. Diese war leider zuletzt nicht vorhanden“, erklärt RGO-Präsident Jäkel.

Eben dieses Fachsimpeln und Bestaunen der Schätzchen war vor einigen Monaten noch nicht möglich, weshalb das Hauptevent der Renngemeinschaft, die Oberberg Klassik. die „Tour der 1000 Kurven“, erneut abgesagt worden war. „Wir hoffen, dass das Event im nächsten Jahr wieder stattfinden kann. Ein Verein ohne Veranstaltungen stirbt aus“, betont er.

Etwas Gutes hatte die Pause allerdings doch. So konnte Jäkel endlich ein Großprojekt in Angriff nehmen, das er sich bereits vor 25 Jahren vorgenommen hatte. Damals wurde Jäkel während einer Fahrt durch Engelskirchen auf einen Triumph TR7 aufmerksam, der wegen eines Kupplungsschadens gestrandet war. Ein wenig Recherchearbeit und einige Gespräche mit dem Kölner Vorbesitzer später, dann ging der Sportwagen in den Besitz Jäkels über.

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Schmunzelnd berichtet er von seinem damaligen Ziel: „Ich wollte das Auto herrichten und meiner Tochter zum Abitur schenken. Heute ist sie 44 Jahre alt, Mutter und steht voll im Leben. Der Triumph ist aber immer noch nicht fertig.“ Bislang ist der Wagen komplett ausrangiert und sandgestrahlt worden. Bis zur feierlichen Übergabe bleibt aber noch eine Menge zu tun.

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