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„Durch Zufall erfahren“Land NRW streicht Fördergeld für Lindlar massiv zusammen

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Lindlars Ortskern soll umgestaltet werden. 

Lindlar  – Mit großer Betroffenheit und ebenso großem Unverständnis hat die Politik erfahren, dass die Maßnahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek) im kommenden Jahr nur noch mit 50 Prozent gefördert werden. Rausgekommen ist das bei dem 15-Millionen-Euro-Projekt nur durch Zufall.

Ursprünglich hatte die Förderung 90 Prozent betragen, für 2022 war sie schon auf 60 Prozent reduziert worden. Das teilte Bürgermeister Dr. Georg Ludwig im Haupt- und Finanzausschuss mit. Dass die Förderung für das Isek erneut gekürzt wurde, hatte die Gemeinde aber nicht offiziell vom Land, sondern durch Zufall erfahren.

Antrag war schon fertig

„Wir hatten den ganzen Förderantrag schon mit 60 Prozent fertig und haben in den letzten Tagen sicherheitshalber noch einmal alles überprüft. Dabei sind wir auf der Homepage der Bezirksregierung auf die geänderte Förderquote gestoßen. Die Förderquote setzt sich aus der Arbeitslosenzahl und der Finanzsituation der Gemeinde zusammen“, teilte Ludwig auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Die Verwaltung arbeite nun an einem Plan B, wie der Förderantrag eingereicht werden könne und es weitergehe. In einem ersten Schritt des Isek sollte der Bereich rund um das Kulturzentrum neu gestaltet werden.

„Wir sind keine finanziellen Hasardeure, wir müssen in den Haushaltsberatungen das Isek grundsätzlich überdenken“, sagte Hans Schmitz, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gespräch mit dieser Zeitung. Eventuell müsse man, ähnlich wie bei den Schulen, manche Projekte schieben. Die Information des Bürgermeisters sei für alle neu gewesen, man müsse sich erstmal in der Fraktion beraten. Aber klar sei, dass gewaltige Aufgaben vor der Gemeinde lägen.

Gemeinde kann Ausgaben kaum stemmen

„Wir müssen uns alle erst einmal schütteln“, kommentierte SPD-Fraktionschef Michael Scherer die neuen Informationen. Und dann mit der Fraktion besprechen, wie es weitergehen soll. Für ihn sei aber klar, dass man am Isek festhalten müsse, denn es sei in der nächsten Zeit sei die einzige Möglichkeit den Ortskern zu entwickeln. Die Grundidee sei gut, daran sollte man festhalten. Zudem habe man schon viel in das Projekt investiert. Entscheidend sei, auf die Finanzierbarkeit zu achten und Prioritäten zu setzen. Die SPD habe ja favorisiert, mit der Gestaltung des Ortskerns und nicht mit dem Kulturzentrum zu beginnen. Jetzt müsse man erst einmal die Köpfe zusammenstecken und neu nachdenken. Die Aufgabe sei alles andere als leicht.

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Angesichts der neuesten Entwicklung müsse man sich allerdings durchaus überlegen, das ganze Isek bleibenzulassen, sagte Grünen-Fraktionschef Patrick Heuwes. Das sei aber seine persönliche Meinung. Das Thema sei noch nicht mit der Fraktion besprochen worden. Aber bei den steigenden Kosten müssen man sich schon fragen, wie viel man für die zehn Millionen, von denen Lindlar dann fünf stemmen müsse, bekomme. „Das wird kein großer Wurf, das ganze Konstrukt wackelt, wir stehen vor einem großen Dilemma“.

Was ist in Lindlar geplant?

15,6 Millionen Euro waren für die Maßnahmen des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (Isek) in Lindlar eingeplant. Mit solchen Iseks werden viele Städte und Gemeinden in ganz NRW neu gedacht. Die Idee ist, dass mit Geld vom Land und eigenen Mitteln urbane Räume lebenswerter und zukunftsorientierter werden.

In Lindlar sollten die Isek-Ideen in zwei Projektphasen bis zum Jahr 2035 umgesetzt werden sollen. Entwickelt werden sollte vor allem das Zentrum – der Lindlarer Ortskern mit den Ortseingängen, dem Bereich Kulturzentrum und der Freizeitpark.

An einem Wettbewerb zur Umgestaltung im Rahmen des Isek hatten sich vier Planungsbüros beteiligt. Eine Jury wählte die Arbeitsgemeinschaft „Ressource und Chance“ unter Federführung des Dortmunder Architekturbüros B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH aus. Zunächst war bislang geplant, das Teilprojekt „Lindlarer Freiräume“ umzusetzen. Die Freiräume bezeichnen öffentliche Orte im Ortskern und am Schul- und Sportzentrum.

Als Erstes sollte der Raum zwischen Kulturzentrum, Kastela-Platz und Shaftesbury-Straße neu geplant werden. Als zweites Projekt war dann der Kern rund um St. Severin vorgesehen.

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