Schädlingsbekämpfer Josef Eilers hat mit einer Lanze ins Nest gestochen und ein pulverförmiges Nervengift injiziert, das die Tiere sofort lahmlegt.
Nervengift injiziertMit viel Aufwand wurde in Wipperfürth ein Hornissennest entfernt

Mit einer vier Meter langen Lanze hat ein Schädlingsbekämpfer vom Steiger aus ein Gift in das Nest injiziert.
Copyright: Michael Kupper
Meter für Meter steuert René Feckinghaus den Korb des Hubsteigers behutsam in die Nähe der Hornissenbehausung. Oben angekommen, in rund 14 Metern Höhe, geht alles ganz schnell: Schädlingsbekämpfer Josef Eilers sticht mit einer rund vier Meter langen Lanze in das Nest und injiziert ein pulverförmiges Nervengift, das die Tiere sofort lahmlegt. Am Freitagnachmittag wurde ein Nest der Asiatischen Hornisse in einer Eiche am Ende der Straße „Im Siebenborn“ in Wipperfürth zerstört. Dazu bedurfte es einigen Aufwands.
Von dem Gift werden auch die außerhalb befindlichen Arbeiterinnen erfasst, weil sie nach der Rückkehr von ihrem Sammelflug unmittelbar in Kontakt mit dem Gift kommen. Nach knapp einer Viertelstunde sind keine Tiere mehr rund um das Nest zu sehen.
Detektivarbeit führte zum Nest der Asiatischen Hornisse in Wipperfürth
Entdeckt hatte die Wohnung der invasiven Art der Wipperfürther Imker Uwe Förster, der in der Straße wohnt. Er berichtet, dass er die Hornissen zunächst an seinem Bienenstock beobachtet habe. Er verheimlicht nicht, dass er nicht nur Angst um seine Völker, sondern auch um die Diversität der heimischen Tierwelt hat.
So hat er sich mit einem befreundeten Imker vor fünf Wochen auf die Lauer gelegt und fünf Exemplare der Asiatischen Hornisse mit einem Netz gefangen. Anschließend hat er die Tiere mit einem Kennzeichnungsgerät, wie es auch für Bienenköniginnen genutzt wird, in unterschiedlichen Farben markiert und dann ein Schälchen mit Honig neben dem Stock aufgestellt.

Das Hornissennest hängt in einem Baum.
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„Die sind dann auch regelmäßig gekommen und haben sich bedient“, schildert er den weiteren Fortgang. Mit einer Stoppuhr sei dann die Flugzeit vom Verlassen der Lockstelle bis zum Wiedereintreffen gemessen und für jedes Exemplar notiert worden. Dabei habe sich eine Abwesenheit im Bereich von fünf bis sechs Minuten ergeben. Aus der durchschnittlichen Verweildauer im Nest von knapp einer Minute, der Fluggeschwindigkeit der Hornissen und der beobachteten Flugrichtung konnte er ziemlich genau den wahrscheinlichen Standort in rund 250 Metern Entfernung ermitteln.
„Wie oft bin ich um diese Eiche gekreist“, erzählt er kopfschüttelnd. Doch zu sehen war rein gar nichts. So hat er sich zu einer Flugblattaktion entschlossen, um die Nachbarschaft auf die Tiere aufmerksam zu machen. In der vorigen Woche dann der Erfolg: Die Bewohner des Hauses unmittelbar neben dem Baum haben das Nest mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern nach dem ersten Laubfall entdeckt.

Meter für Meter steuert René Feckinghaus den Korb des Hubsteigers behutsam in die Nähe der Hornissenbehausung.
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Sofort hat sich Förster, Mitglied im Bienenzuchtverein Hückeswagen, mit dessen Vorstand und dem Bienenzuchtverein Wipperfürth/ Klüppelberg in Verbindung gesetzt. Die beiden Vereine waren sich schnell einig, die Kosten für die Entfernung des Nestes gemeinsam zu tragen. „Die Behandlung kostet rund 130 Euro“, erklärt Schädlingsbekämpfer Eilers vom Hückeswagener Unternehmen Bruder.
Er schildert, dass die Untere Naturschutzbehörde bis März die Kosten übernommen habe – doch mittlerweile gelte die Asiatische Hornisse als invasive Art, die sich in der hiesigen Region etabliert hat. Hinzu kommen die Kosten für den Steiger der Dachdeckerfirma Wegner aus Halver: René Feckinghaus, Vizevorsitzender des Hückeswagener Vereins, hat sich ehrenamtlich engagiert.
„Es war höchste Zeit für die Entfernung“, betont der Fachmann. „Mit großer Wahrscheinlichkeit waren alle Königinnen noch im Nest.“ Kritisch werde es ab Ende Oktober: „Dann fliegen etwa 300 bis 500 Königinnen aus, überwintern beispielsweise in Astlöchern und gründen im nächsten Frühjahr neue Primärnester.“ Es sei wichtig, bereits diese kleinen, etwa handballgroßen Gebilde in zwei bis drei Metern Höhe in Hecken, Schuppen oder unter Dachvorsprüngen zu entdecken, bevor die Tiere in ihr Sekundärnest hoch in Bäumen umziehen und daraus wieder hunderte Königinnen schlüpfen.
Waldemar Hink, Vizevorsitzender des Wipperfürther Imkervereins, ist froh, dass die Entfernung des Nestes so reibungslos geklappt hat. Derzeit seien ihm zwar noch keine Schäden von seinen Imkerkollegen gemeldet worden, doch allein der Proteinhunger der invasiven Art mache ihm Angst um die hiesige Biodiversität. Als Beispiel nennt Hink die Vogelwelt, die sich ebenso wie die Hornisse von Insekten ernährt: „Wenn jedes einzelne Hornissenvolk im Jahr elf Kilogramm Insekten benötigt, bleibt viel weniger Futter für unsere Singvögel.“