Die Familie von Nazmi Ado und Rezgar Abdalo ist aus Syrien geflüchtet und hat jetzt an der Lüdenscheider Straße in Wipperfürth ein Geschäft eröffnet.
NeueröffnungWipperfürther Kiosk soll zur Brücke der Kulturen werden
Bulgur, Oliven und Weinblätter: Der neueröffnete Kiosk an der Lüdenscheider Straße 7 hat neben dem üblichen Repertoire aus Zeitschriften, Tabak und Getränken auch ganz besondere Artikel im Angebot, die man in einem Kiosk sonst nicht erwarten würde. Die Inhaberfamilie rund um Nazmi Ado kommt aus Syrien und hat einen langen Weg hinter sich. Durch verschiedene Länder und ihre Behörden.
Familie lebt seit neun Jahren in Wipperfürth
Jetzt ist die Familie angekommen und möchten mit dem Kiosk eine Brücke zwischen den Kulturen bauen. Darum bereichern auch kurdische und syrische Lebensmittel ihr Sortiment. Sie möchten den Wipperfürthern ein neues Angebot machen und ihren Landsleuten ein bisschen Heimatgefühl geben. „Viele der Lebensmittel hier haben wir früher in Syrien selbst hergestellt, darum haben wir schöne Erinnerungen, wenn wir das essen“, verrät Vater Nazmi Ado.
Seit neun Jahren ist die Familie in Deutschland und fast ebenso lange in Wipperfürth. „Die Situation für uns Kurden in Syrien wurde immer schlimmer, wir durften unsere Sprache nicht mehr sprechen und die Kinder konnten nicht mehr in die Schule gehen.“ erzählt Nazmi Ado (47), der in Syrien als Lkw- und Taxifahrer arbeitete. Seine Frau Rezgar Abdalo (43) fügt traurig hinzu: „Wir hatten jeden Tag Angst!“
Ein erster Fluchtversuch 2014 scheiterte. Damals seien sie zu Fuß mit ihren vier Kindern im Alter von einem bis elf Jahren bis nach Bulgarien gelaufen, doch dann musste die Familie zurück. Ein Jahr später versuchte sie eine andere Route, schaffte es bis nach Deutschland und wurde nach Wipperfürth zugeteilt. „Wir wurden hier so freundlich aufgenommen, die Kinder haben schnell Freunde gefunden und konnten in die Schule gehen“, erzählt die Mutter erleichtert. Die Eltern machten Sprachkurse und stellten einen Antrag auf Asyl.
Hilfe bekamen sie dabei von Wolfgang Ballert von WippAsyl. Der Ehrenamtler half und hatte auch manche gute Idee, um die Familie zu integrieren. Die Kinder waren bald gut in Schule und Hobbys eingebunden. Ballert unterstützte den ältesten Sohn Murat bei seiner Suche nach einem Ausbildungsplatz. Jetzt schließe der 21-Jährige seine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker ab und habe auch schon einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Die kleine Tochter besuche jetzt die 5. Klasse des St.-Angela-Gymnasiums, berichten die stolzen Eltern.
Anerkennung des Asylstatus brachte Wipperfürther Familie die Erleichterung
Die Anerkennung des Asylstatus brachte dann die große Erleichterung. Die Eltern konnten arbeiten gehen. Vater Nazmi Ado arbeitete mehrere Jahre bei Müller-Plastik, seine Frau Rezgar Abdalo in der Küche der Antoniusschule. Die Idee zu einem eigenen Kiosk entwickelte die Familie gemeinsam mit Wolfgang Ballert. Der hat viele Jahre in Wipperfürth-Thier gewohnt, sich im Bürgerverein engagiert und mitgeholfen, den genossenschaftlich organisierten Dorfladen in Thier aufzubauen. Darum weiß er, welche Vorbereitungen nötig sind, angefangen von der Hygieneschulung bis zur Steuernummer. Ebenso überlegten sie, mit welchem Sortiment sie starten wollen.
Um sich noch mehr auf die Bedürfnisse der Kunden einzustellen, legen sie jetzt Listen aus, auf denen Kunden Ihre Wünsche eintragen können. „Es wird oft nach frischem Brot gefragt, darum überlegen wir gerade, wie wir das umsetzen“, erzählt Nazmi Ado. Auf Wunsch von Kindern haben sie schon besondere amerikanische Süßigkeiten ins Programm aufgenommen.
Und auch mit ihren langen Öffnungszeiten von 6 bis 22 Uhr möchten sie den Kunden entgegenkommen. Damit das klappt, helfen auch die großen Söhne mit. Gemeinsam haben sie das Ziel, Ados Kiosk zu einem gemütlichen Treffpunkt für alle Wipperfürther zu machen.