„Papa, wir haben das Meer am Haus“Autor landet mit Buch über Flutnacht einen Treffer

Lesezeit 3 Minuten
Andy Neumann arbeitet im Vorgarten seines von der Flut stark beschädigten Hauses.

Andy Neumann arbeitet im Vorgarten seines von der Flut stark beschädigten Hauses.

Bad Neuenahr-Ahrweiler – Andy Neumann, Flutopfer, Terrorbekämpfer und Hobbymusiker, hat mit seinem Buch „Es war doch nur Regen!?“ über die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal einen Überraschungserfolg gelandet. „Wir gehen schon in die sechste Auflage“, teilt der Gmeiner-Verlag mit. Neumann, Polizist beim Bundeskriminalamt (BKA) in Meckenheim, und sein Verlag wollen die genaue Gesamtauflage des als Printbuch vergriffenen „Protokolls einer Katastrophe“ - so der Untertitel - nicht nennen. Der Beamte sagt aber: „Es ist eine ordentliche fünfstellige Zahl.“ Der Erlös fließe in mehrere soziale Projekte im Ahrtal.

Auf rund 150 Seiten beschreibt Neumann die Unglücksnacht auf den 15. Juli im Ahrtal, als eine extreme Sturzflut 134 Menschen getötet hat, und den folgenden Ausnahmezustand bis zum 15. August. Eigene Betroffenheit, unverblümte Alltagssprache und Humor mögen zum Erfolg beigetragen haben.

Nachts von der Flut überrollt

Neumann lebt mit Frau und zwei kleinen Kindern in einem Haus in Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo ihn nachts die Flut überrascht. Er hat nach eigenen Worten Todesangst - vor allem „um meine Familie“. Am Folgetag hört Neumann seiner Erinnerung nach von seinen Kindern den Satz: „Papa, wir haben das Meer am Haus.“

Der 46-jährige Beamte im Anti-Terror-Bereich beschreibt sich zunächst als „part of the game“ (Teil des Spiels), der bei ersten Meldungen über Hochwasser am 14. Juli cool bleibt im eigenen Haus - 200 bis 300 Meter entfernt von der Ahr. Doch dann steigt das Wasser in der Nacht immer weiter, bis fünf Stufen unter dem ersten Obergeschoss.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die Geräusche, der Gestank, die Bilder, alles zutiefst unwirklich, scheußlich, tief ins Mark hinein, sich festbeißend. Fenster krachen ein, irgendwas hämmert von draußen gegen die Südwand (Autos. Es waren, wie sich später herausstellt, insgesamt fünf), ein Mann schreit um Hilfe und wird das bis in den Morgen hinein tun“, schreibt Neumann. Die Familie rettet sich in den oberen Teil des Hauses.

Es folgt eine Schilderung des Kampfes mit Schlamm und Zerstörungen, Versicherungen und Behörden. Die Familie kommt im Ferienhaus eines Winzers unter. Die eigenen vier Wände müssen entkernt und getrocknet werden. Neumann will trotz allem im Ahrtal bleiben und freut sich über die große Solidarität schier unzähliger Helfer. Als BKA-Kollegen einen sinnvollen Einsatzort für Hilfe suchen, „habe ich nicht gezögert, die Speerspitzen der Verbrechensbekämpfung in die tiefsten Jauchegruben der Nachbarschaft zu lotsen“, schreibt der Beamte, der zuvor schon einen Thriller über einen Serienmörder veröffentlicht hat. Sein neues Buch über die Ahrflut stelle er gelegentlich bei Lesungen vor - mit eigenem Gitarrenspiel und Gesang, berichtet er. (dpa)

Andy Neumann: „Es war doch nur Regen?! Protokoll einer Katastrophe, Gmeiner Verlag. zuzrezit nicht lieferbar . Buch 14, Euro / E-Book 13,99 Euro, ISBN 978-3-8392-2946-0

Rundschau abonnieren