Der Büstengarten ist ein Park auf dem Firmengelände der stillgelegten Papierfabrik Zanders
BüstengartenDie grüne Oase von Bergisch Gladbach

Der Gedächtnisbrunnen für Richard Zanders
Copyright: Christopher Arlinghaus
Es ist Sommerzeit. Zeit des Flanierens und Spazierens auch in der Stadt. Da muss es nicht immer die Fußgängerzone in der Stadtmitte sein. Grünes tut gut und erholt. Und warum in die Ferne schweifen, wenn Erholung in der Nähe ist. Zum Beispiel im Büstengarten der ehemaligen Papierfabrik Zanders. Er ist nach der Teilöffnung des Firmengeländes für alle offen. Der Park ist ein Gesamtkunstwerk, natürlich, und er steht unter Denkmalschutz.
Aber was heißt Park: Die Anlage ist eher klein, vom einen zum anderen Ende geht es schnellen Schrittes. Der Büstengarten ist schon über einhundert Jahre alt, aber die meisten Gladbacher kennen dieses Fleckchen Natur nicht. Ein paar Schritte hinter dem Pförtnerhaus am Zentaleingang Gohrsmühle ist der Park angelegt. Straßenlärm verschwindetHohe Bäume umstehen das Grün, es gibt viele Sträucher und Büsche. Ruhebänke zur Erholung gibt es einige.

Blick in den Büstengarten
Copyright: Christopher Arlinghaus
Der Park liegt abgeschirmt. Früher der Lärm der Industrieanlagen, heute der Straßenlärm werden vom Grün verschluckt. Wer Ruhe sucht zum Meditieren oder Abschalten oder ein Buch in Ruhe lesen möchte, ist im Büstengarten richtig. Die Zeit steht still, diesen Eindruck gewinnen Besucher. Im Schatten der Fabrikanlage gab es also eine grüne Oase.
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Das war Absicht und gehörte zum sozialen Engagement von Zanders, wie auch der Firmenchor, das Hallenbad oder auch die Waldsiedlung mit Wohnungen für die Arbeiter und ihre Familien. Vor den Zeiten des Büstengartens gab es hier den Fabrikhof, der sich über die Zeiten industriell veränderte. Der Park blieb und überdauerte die wechselvollen Zeitläufe.
Erinnerung an Tod von Richard Zanders
Die Papiermacher und Lumpensortiererinnen, Mechaniker und Elektriker, die Arbeiter und Arbeiterinnen lustwandelten wohl im Büstengarten in ihren Pausen, im Schatten des großen Verwaltungsgebäudes, das wie das Rathaus der Stadt im Jahr 1906 entstand; das Rathaus auch als Spende der Familie Zanders. Der nach Plänen von Architekt Hermann Otto Pflaume und anderen angelegte Büstengarten geht auf das Jahr 1912 zurück, zunächst war er gedacht als Erinnerungsort für den unter tragischen Umständen ums Leben gekommen Firmenchef Richard Zanders.
Ende März 1906, im Jahr, in dem die repräsentativsten Gebäude der Stadt eingeweiht wurden, war Richard Zanders beim Einschießen eines neuen Revolvers, der den Offizieren der Reserve (zu denen Zanders zählte) von der Heeresverwaltung zugestellt worden war, ums Leben gekommen.
Patriarchen und Mäzene
Dem Patriarchen, der sein Unternehmen gemeinsam mit Gattin Anna, geborene von Siemens, prunkvoll darzustellen wusste und die Stadt mit seinem Mäzenatentum entscheidend prägte, wurde zunächst mit einem repräsentativen Brunnen-Denkmal gedacht. Über die Jahre und Jahrzehnte folgten weitere Erinnerungsbüsten an prägende Gestalten der Firmengeschichte, an Karl Richard Zanders (1905-1942), Johann Wilhelm Zanders (1899-1978), Hans Wilhelm Zanders (1861-1915) und Karl Richard Zanders (1826-1870).
Mit ernstem Blick schauen die Firmenlenker in den Park und scheinen sich an die Betrachter zu wenden. Wer sich mit der Firmengeschichte beschäftigt, bekommt im Büstengarten einen Schnelldurchgang durch die Zeiten. Was fehlt, sind die Frauen, die Zanders auch prägten. Maria Zanders, Julie Zanders, Margarethe Zanders oder auch die berühmte Gestalterin Alexe Altenkirch fehlen. Nach der Fertigstellung 1912 kamen über die Jahrzehnte die gehaltvollen Bildnisse hinzu.
Gesteigertes Repräsentationsbedürfnis
Aus dem Park mit einem Gedächtnisbrunnen entwickelte sich ein Büstengarten. Die Arbeiter sind seit der Stilllegung des Werks verschwunden, die Bürger kommen jetzt an ihrer Stelle. Zu verdanken haben sie dies auch dem Verschönerungsverein, der vor einiger Zeit die Büsten von Richard und Hans Zanders restaurierte. Die formale Durchgestaltung, betont Historiker Michael Werling, mache die Parkanlage besonders wertvoll.
Die Büsten zeigten aber auch die gesteigerte Wertschätzung, die die Unternehmerfamilie pflegte. Mit den Bildnissen blieb die Erinnerung an die Akteure der Familie Zanders erhalten, wohl als Gegenstück zur ebenfalls prunkvollen Grablege auf dem evangelischen Friedhof oben am Quirlsberg.
Die Arbeiter und Arbeiterinnen, die über die Jahrzehnte zu Zehntausenden für Zanders malochten, sollten sich stets erinnern an die bedeutenden Firmenchefs. Die Namen der Entscheider sollten mit dem Büstengarten für die Nachwelt erhalten bleiben. Heute sind die Firmenlenker in Stein gemeißelte Firmen- und Stadtgeschichte.
Der Gladbacher schaut weniger auf die Büsten, sondern eher auf die idyllisch angerichteten Gartenbänke, auf die umlaufenden Mauern und auf das Grün der Bäume. Hier kann er in Ruhe seine Stulle essen. Zur Schicht auf Zanders muss er heute nicht mehr.