An der Tankstelle im Gewerbegebiet Zinkhütte können Autofahrer den neuen Kraftstoff HVO100 zapfen. Der Abfallwirtschaftsbetrieb ist der erste Kunde.
CO₂-ReduktionErste Tankstelle mit Bio-Diesel hat in Bergisch Gladbach eröffnet

Bürgermeister Frank Stein (l.) eröffnet die erste HVO100-Tankstelle in Bergisch Gladbach.
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Eine Tankstelle, versteckt gelegen im Gewerbegebiet Zinkhütte. Am Donnerstag war hier richtig was los. Bürgermeister Frank Stein, David Zink, Betriebsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs, dazu Prokurist Frank Schlimkowski von der DS Emova GmbH. Es gab schließlich etwas zu feiern. Die Tankstelle ist nach Angaben der Stadt die erste in Bergisch Gladbach und im Rheinisch-Bergischen Kreis, an der Autofahrer HVO100 zapfen können – den klimafreundlicheren Sprit, der Autofahrern ein gutes Gewissen machen kann.
Die Abkürzung HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oils, für hydrierte Pflanzenöle also, die mit Wasserstoff zu synthetischem Kraftstoff verarbeitet werden. Der Bio-Diesel soll der Stadt helfen, ihre Klimaziele zu erreichen. Der gesamte Fuhrpark des AWB mit 16 Nutzfahrzeugen ist vom herkömmlichen Diesel auf Bio-Diesel umgestiegen.

Der neue Sprit aus Abfall- und Reststoffen (links) sieht klar wie Wasser aus und ist im Vergleich zum herkömmlichen Diesel (rechts) nahezu geruchsfrei.
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„Bei dem Verbrauch von 20.000 Liter pro Monat reduziert sich der CO₂-Ausstoß enorm“, betont Bürgermeister Stein bei der offiziellen Eröffnung. Die Einführung des neuen Kraftstoffes beim AWB betrachtet er als „technisch-funktionale Zwischenlösung auf dem Weg zu vollelektrischen Lösungen, welche die Aspekte des Klimaschutzes würdigt.“
Bei der Umsetzung hilft das Unternehmen Emova. Der im Gewerbegebiet ansässige Kraftstoff-Anbieter hat seine bisherige Diesel-Zapfsäule an der Hüttenstraße 57 umgerüstet hat. „Der Diesel aus recycelten Reststoffen kann die CO₂-Emissionen derzeit um 90 Prozent senken“, sagt Prokurist Schlimkowski. Er hofft, dass seine bisherigen Kunden umsteigen und neue dazu kommen. Tatsächlich hat die Tankstelle schon seit 16. Juni auf. Bisher habe noch keiner dort getankt, so Schlimkowski.
Diesel aus Frittenfett klingt womöglich abschreckend. Dabei sieht der alternative Diesel im Vergleich zum konventionellen Diesel aus wie ein Edelsprit: klar wie Wasser, und, wie der Test vor Ort belegt, nahezu geruchslos. HVO100 könne, wie Schlimkowski berichtet, mit konventionellen Dieselkraftstoffen im Wechsel getankt und beliebig gemischt werden.

Rund um die Uhr können Privatkunden die Zapfsäulen im Gewerbegebiet Zinkhütte in Bergisch Gladbach nutzen.
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Außerdem habe der Sprit aus Abfall- und Reststoffen eine höhere Cetanzahl (Maß für die Zündwilligkeit von Dieselkraftstoff), sei also, so Schlimkowski, im Winter zündwilliger. Der Preis liege aber in der Regel pro Liter um 10 bis 15 Cent über dem von herkömmlichen Diesel.
„Uns als Hauptverbraucher der Stadt ist es wichtig, Energie offen zu arbeiten“, betont Zenz. 250 Liter passen in den Tank eines Müllfahrzeugs. Der Verbrauch beim ständigen Stop and Go sei hoch, sieben bis acht Liter pro 100 Kilometer. Alle drei Tage müssten die Abfallsammelfahrzeuge betankt werden.
„Nicht nur unserer Neufahrzeuge, sondern auch die zwölf Jahre alten Bestandsfahrzeuge können mit dem neuen Kraftstoff betrieben werden.“ Jetzt könne sich der AWB auf weitere Projekte der nachhaltigen Mobilität wie Elektro- und Wasserstoffmobilität fokussieren.
An der Hüttenstraße 57 kann man sich einen QR-Code herunterladen oder im Internet ein Formular ausfüllen, um eine Emova-Tank-Karte zu erhalten, mit der man deutschlandweit an 1200 Tankstellen rund um die Uhr bargeldlos tanken kann. Jeder Hersteller muss seine Fahrzeuge für den neuen Kraftstoff offiziell freigeben.