Über 3000 EuroFührerscheine werden teurer und für junge Menschen in Bergisch Gladbach unwichtiger

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Ein Dachzeichen mit der Aufschrift "Fahrschule" ist an einem Fahrschulauto angebracht.

Der Führerschein hat an Bedeutung verloren und ist im Preis gestiegen.

Zwei Faktoren spielen bei den Preissteigerungen laut Fahrschulbetreiber Christian Noll eine besonders große Rolle. 

Ohne Führerschein war man früher der „Dulli vom Dorf“, sagt Christian Noll. Deswegen hätten er und seine Freunde alles drangesetzt, den „Lappen“ so schnell wie möglich zu bekommen.

Noll betreibt die Fahrschule „Fahrbrik“ in Bergisch Gladbach und hat in den letzten Jahren einen Umschwung bemerkt: „Der Führerschein ist heute nur noch Nebensache. Die Jugendlichen haben so viel anderes um die Ohren, da werden Fahrstunden, wo es geht, in den vollen Terminkalender gequetscht“, sagt er.

Ihr seid die Obergurken. Es ist doch peinlich, von der Freundin oder der Mutter zum Einkaufen gefahren zu werden
Christian Noll, Fahrlehrer

Viele bräuchten die Fahrerlaubnis erst mit Mitte zwanzig, wenn sie den ersten richtigen Job anfangen. „Besonders die Jungs kommen nicht aus dem Quark. Die Mädels kommen häufiger schon mit 17“, erzählt er. Ohne den Führerschein seien die jungen Männer zwar unselbstständig, das scheine sie aber oft nicht zu stören. Noll sage ihnen dann offen: „Ihr seid die Obergurken. Es ist doch peinlich, von der Freundin oder der Mutter zum Einkaufen gefahren zu werden.“ Das motiviere viele Schüler, die Stunden schnell durchzuziehen.

Eine Hürde sei auch, dass es immer teurer wird, einen Autoführerschein zu machen. Weit über 3000 Euro, in manchen Fällen mehr als 4000 Euro, teilt der ADAC mit, seien inzwischen normal. Neben gewöhnlichen Fahrstunden kommen zwölf Sonderfahrten hinzu, eine Grundgebühr, Lernmaterial sowie die Vorstellung zur theoretischen und praktischen Prüfung – das summiert sich.

Christian Noll steht in einem Raum.

Fahrlehrer Christian Noll.

„Bei mir ist die Zeit ein bisschen stehengeblieben. An die 4000 komme ich bei Weitem nicht ran“, sagt Noll. Die generelle Preissteigerung erklärt er sich besonders durch zwei Faktoren: Zum einen würden Großfahrschulen mit scheinbar super günstigen Angeboten locken, die würden aber oft nur für die Theorie gelten und die Fahrstunden seien dort oft teurer und sie würden bis zu 400 Euro für die Zulassung zur Fahrprüfung verlangen. „Die rechnen dann natürlich mit den Leuten, die durchfallen. Die zahlen die Gebühr dann zweimal und die Fahrschule bekommt insgesamt 800 Euro“, sagt Noll.

Zum anderen würden die Autos immer teurer, weil sie technisch immer besser ausgestattet seien. „Ich habe meinen Fuhrpark wieder zurückgerüstet. Die meisten jungen Leute können sich nach der Prüfung kein voll ausgestattetes Auto leisten.

Dann macht es wenig Sinn, dass sie in den größten und neuesten   Wagen lernen“, findet der Fahrlehrer. Als Unternehmer habe man auch die Verantwortung, die Kosten selbst im Blick zu haben. Er schaue, dass er möglichst viele Zusatzkosten einspare, und habe zum Beispiel seinen Stromanbieter gewechselt und durch die kleineren Autos spare er auch einiges ein. „So kann ich bei 65 Euro pro Fahrstunde bleiben“, sagt Noll.

Fahrschüler in Bergisch Gladbach brauchen 25 Fahrstunden

Im Durchschnitt lägen die Fahrschüler bei 25 Stunden, bis sie sicher genug für die Prüfung sind. „Wenn es doch mal mehr wird, liegt es nicht daran, dass der Fahrlehrer mehr Geld verdienen will. Man verdient nämlich mit neuen Schülern das Geld, nicht mit denen, die besonders lange bleiben“, erklärt er.

Dass die Zahl der Fahrstunden steigt, liege auch daran, dass die Straßen immer voller werden und die Schülerinnen und Schüler mit mehr Verkehrsaufkommen zurechtkommen müssen. Die meisten bräuchten drei bis vier Monate, bis sie den Führerschein in der Tasche hätten, es könne aber auch mal über ein Jahr dauern. „Das sind dann oft die Schüler, die so voll mit Programm sind, dass sie kaum Zeit für Fahrstunden haben“, sagt der Fahrlehrer.

Die Fahrschüler könnten selbst kaum was dafür tun, den Führerschein günstiger zu halten. Noll habe einen Simulator, in dem die Stunden günstiger sind, der gebe etwas Sicherheit, aber Fahrstunden im richtigen Straßenverkehr ersetze der nicht.

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