KunstMechtild Frisch macht das Übersehene sichtbar und stellt in Bergisch Gladbach aus

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Mechtild Frisch steht neben einer ihrer Skulpturen.

Mechtild Frisch macht die Sicht frei auf das, was in Skulpturen steckt.

Für ihre Werke geht die Künstlerin Mechtild Frisch auch ungewöhnliche Wege. Ab Sonntag, 4. Juni, stellt sie im Kunstmuseum Villa Zanders aus.

Mechtild Frisch sieht das Besondere in alltäglichen Dingen und schafft aus ihnen Kunstwerke. Dafür nutzt die Maler-Bildhauerin vor allem Kartons, die sie zufällig findet. Sie färbt und durchlöchert das Material und schafft so einen Blick in das Innere der Skulpturen. Dabei könne sie Malerei und Bildhauerei nicht voneinander trennen, was auch die ungewöhnliche Selbstbezeichnung erklärt. Eine Auswahl ihrer Werke   ist jetzt in der Ausstellung „Sehstücke“ im Kunstmuseum Villa Zanders zu sehen.

Mit der Ausstellung wolle das Museum wieder mehr in Richtung seines Schwerpunkts, der Kunst aus Papier, gehen. Deswegen sind hier auch nur Arbeiten aus Karton zu sehen.

Gelbe Formen wurden auf grauen Hintergrund gemalt.

Das Bild zeigt die Spuren, die Futterkonserven von Hunden oder Katzen auf der Pappe hinterlassen, auf der sie gelagert werden.'

Um an das Material für ihre Werke zu kommen, geht die Künstlerin auch ungewöhnliche Wege – und das hat sich auch rumgesprochen: „Einmal habe ich einen Karton gefunden, der so groß war, dass ich ihn mir über den Kopf ziehen musste, um ihn zu transportieren“, erzählt sie. Dann habe ein Auto neben ihr gehalten, in dem ein Bekannter saß, der sagte: „Das kannst nur du sein, komm, steig ein.“ Und die Bearbeitung der Materialien wirkt ungewöhnlich: „Ich habe oft in meinen Kartons gesessen“, sagt Mechtild Frisch. Das sei dann nötig gewesen, wenn sie die Löcher von innen nach außen gestochen hat, oder die Kartons von innen färbte. Diese humorvolle und direkte Art, Dinge anzupacken, spiegelt sich in ihrer Kunst wider.

Mechtild Frisch macht Dinge sichtbar, über die wir sonst hinwegschauen
Petra Oelschlägel, Museumsleiterin

„Mechtild Frisch macht Dinge sichtbar, über die wir sonst hinwegschauen“, sagt Petra Oelschlägel, Museumsleiterin,   über die Arbeit der Künstlerin und führt weiter aus: „Sie hat einen Blick dafür, was im Ausgangsmaterial schlummert.“

So zeigt sie beispielsweise die Rillen, die Tierfutterdosen auf den Kartons, auf denen sie gelagert werden, hinterlassen. Dafür hat sie 44 Kartons anthrazitfarben grundiert und einige Spuren der Dosen mit einem gedeckten Gelb sichtbar gemacht.

Mechtild Frischs Werke beziehen Menschen mit ein

Ihre Werke beziehen Raum, Licht und die Menschen ein, die sie betrachten. „Es lohnt sich, sich vor den Werken zu bewegen, dann entdeckt man Dinge, die einem vorher verborgengeblieben sind“, erklärt Oelschlägel. Die Löcher in den Kartons wurden teilweise aus unterschiedlichen Perspektiven hinzugefügt, wodurch die Werke je nach Position anders wirken. Auch mit ihren 80 Jahren könnte Frisch nicht mit ihrer Kunst aufhören, wie sie sagt: „Sonst sehe ich nicht. Ich sehe erst, wenn ich arbeite.“

Vernissage am Sonntag, 4. Juni, 11.30 Uhr. Danach sind die Werke von Mechtild Frisch bis 8. Oktober zu sehen. Am 14. September findet ein Künstlerinnengespräch statt.

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