Untere HauptstraßeVerkehrsführung für Radfahrer in Bergisch Gladbach stiftet Verwirrung

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Ein Radfahrer und ein roter Wagen fahren auf der Unteren Hauptstraße in Bergisch Gladbach.

Ein eher seltenes Bild auf der Unteren Hauptstraße: Ein Fahrradfahrer auf der Straße. So soll es eigentlich immer sein, aber viele Radler benutzen weiter den Bürgersteig.

Fahrradfahrer auf der Unteren Hauptstraße in Bergisch Gladbach dürfen den Radweg auf dem Bürgersteig nicht mehr nutzen, tun dies aber doch.

„Es muss jetzt etwas unternommen werden, nicht erst, wenn etwas passiert ist“, warnt Markus Winterscheidt, Geschäftsführer des Vereins Die Platte, die in der Stadt wohnungslose Menschen unterstützt und versorgt. Viele Radfahrer benutzen weiterhin die rot markierten Radwege auf der Unteren Hauptstraße, obwohl sie dies nicht mehr dürfen.

„Schon zwei Mal sind unsere Fahrer beim Entladen unseres Kältebusses von Radfahrern angefahren worden“, sorgt sich Winterscheid um die Sicherheit seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter. Bei dem zweiten Unfall erlitt der Fahrer einen Bänderriss.

Auf der Unteren Hauptstraße zeigt sich, dass die gut gemeinte Änderung der Infrastruktur zugunsten der Radfahrer offenbar nicht funktioniert. Das Geschenk an die Radfahrer, dort auf der Straße zu fahren, wird nicht angenommen. „Die wenigsten Radfahrer halten sich an die Beschilderung. Sie fahren weiterhin auf den rot markierten Hochbordradwegen auf den Fußgängerwegen“, berichtet Winterscheidt in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden.

Wir sprechen sie immer wieder darauf an, aber sie zeigen dann auf den rot markierten Radweg.
Markus Winterschiedt, Die Platte, Bergisch Gladbach

Dies führe immer wieder zu Konflikten und gefährlichen Situationen mit Radfahrern vor der Geschäftsstelle der Platte mit Lager und Spendenannahmestelle. Der Kältebus hält dort regelmäßig auf der Ladezone vor den Hausnummern 82 bis 84 zum be- und entladen.

Die Radfahrer seien sich gar nicht bewusst, dass es sich nicht mehr um einen Radweg handele. „Wir sprechen sie immer wieder darauf an, aber sie zeigen dann auf den rot markierten Radweg.“ Der Verein wünscht sich eine deutlichere Beschilderung der Ladezonen sowie eine eindeutige Umsetzung der Verkehrsführung, indem etwa die roten Steine ausgetauscht werden. „Noch ist außer einem Bänderriss nichts Schlimmes passiert“, sagt Winterscheidt.

Bergisch Gladbach: Politik ist ratlos

Die Mitglieder des Ausschusses zeigten Verständnis, aber keine Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen. „Ich habe keine Idee, wie man das ändern könnte“, sagte Ulrich Gürster (CDU). Es gebe offenbar Menschen, die Angst hätten, auf der Straße zu fahren. „Das ist dort nicht ohne“, bestätigt Wolfgang Paduch (Grüne) die Schilderungen Winterscheids.

Viele Radfahrer würden es offenbar vermeiden, wie vorgeschrieben auf der Straße zu fahren und stattdessen das Sicherheitsgefühl auf dem mit dem Fußgängerweg kombinierten Hochbordradweg vorziehen. Auch die Beobachtung der Mitarbeiter der Platte, dass viele Autofahrer trotz Überholverbot an Fahrradfahrern vorbeiziehen, stellt im Ausschuss niemand in Abrede. Und viele fühlen sich im Recht, weil sie ja den rot markierten „Fahrradweg“ auf dem Bürgersteig sehen.

Dass Radfahrer die Straße meiden, wenn es einen rot markierten Weg auf dem Bürgersteig gibt, lässt sich auch an der Straße Gohrsmühle verfolgen. Dort wurde eine ganze Fahrspur für das Rad und den Bus abgetrennt. Aber die Markierungen auf dem Bürgersteig gibt es auch noch. In der Folge nutzt nur ein Bruchteil der Fahrradfahrer die eigentlich viel angenehmere Spur auf der Straße. So kommt es zu seltsamen Szenen, wo sich Radfahrer und Fußgänger auf dem Bürgersteig drängeln, während der Fahrstreifen gähnend leer ist.

Die Stadtverwaltung hält in ihrer Stellungnahme, die Beschilderung an der unteren Hauptstraße für korrekt und ausreichend. Zusätzliche Piktogramme, etwa auf der Fahrbahn oder dem Fußweg, hätten keinen Effekt. Ein Austausch der roten Steine sei teuer. Entsprechend lehnte der Ausschuss es einstimmig ab, das Thema zur Suche nach Lösungen in einen Fachausschuss zu verweisen. Winterscheidt verließ den Saal trotzdem mit der Hoffnung: „Es wäre gut, wenn im kleinen Rahmen etwas geändert werden könnte“, sagte er.

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