Bergisch GladbachSchlechte Zeiten für Bibliothek der Zukunft

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Die Substanz des Forum-Gebäudes ist schlecht. Ob sich eine Sanierung rechnet, muss erst noch geklärt werden.  

Bergisch Gladbach – Die Gladbacher Stadtbibliothek soll in Zukunft zu einem Ort der Begegnung werden, einem Treffpunkt in der Freizeit. Viel mehr als ein Ort zum Bücherabholen. Die Sache hat allerdings einen Haken. Denn die Idee, die Einrichtung im neuen Stadthaus zu integrieren, ist geplatzt. Ob es realistisch ist, die Medienbibliothek der Zukunft am jetzigen Standort im Forum an der oberen Hauptstraße zu etablieren, ist ungewiss.

Die Voraussetzungen dafür sind denkbar schlecht. Jahrelang ist an dem Gebäude nichts mehr gemacht worden in Hinblick auf den Umzug in ein neues Stadthaus. Das marode Gebäude hat massive Schäden, immer wieder regnete es rein. Scheiben fallen aus den Rahmen. Manche Räume kann das Publikum wegen Baumängeln gar nicht mehr betreten. Ein Aufzug fehlt, so dass Menschen, die schlecht zu Fuß sind, zwei Drittel des Gebäudes nicht nutzen können.

Dies bedeutet: Das Gebäude müsste kernsaniert oder vielleicht sogar abgerissen und neu gebaut werden. Zudem erlaubt die bestehende architektonische Aufteilung im Gebäude die Umsetzung der modernen Bibliotheksstrategie nicht.

Im AOK-Gebäude ist zu wenig Platz für die Stadtbücherei

Zumindest den Standort hält Beigeordneter Ragnar Migenda städtebaulich für sehr attraktiv, „auch zur Belebung des anderen Endes der Hauptstraße“, sagt er in der Sitzung des Kulturausschusses. Er schließt definitiv aus, „dass wir die Stadtbücherei im AOK-Gebäude unterbringen können“. Es fehle dort der Platz. Wie berichtet, verfolgt die Stadt aktuell die Strategie, das AOK-Gebäude an der Bensberger Straße in Heidkamp als neuen Standort für ein Stadthaus anzumieten.

Migenda räumt ein, das Forum-Gebäude sei veraltet. Genau deshalb ist ja damals auch die Idee entstanden, die Bücherei in einem neuen Stadthaus zu integrieren, statt das marode Gebäude aufwendig zu sanieren. Jetzt soll nun doch konkret untersucht werden, welcher Sanierungsbedarf besteht, kündigt Migenda an. Beauftragt werden solle zudem möglichst ein namhafter Planer. Migenda weist auf das Beispiel der Stadtteilbibliothek in Köln-Kalk hin, gestaltet vom niederländischen Designer Aat Vos, der auch die Jugendbibliothek im norwegischen Oslo in einen Treffpunkt verwandelt hat.

Ungeklärt ist, was Umbau und Sanierung kosten  

Was das Gladbacher Forum betrifft, muss aber erst noch die Frage geklärt werden, was umgebaut oder angebaut werden müsste, um das Bibliothekskonzept umzusetzen. Vorgesehen ist beispielsweise ein Café, als Ort, an dem man sich unverbindlich trifft, wohlfühlt, sich verabredet, um im Internet zu surfen, vielleicht eine Lesung zu verfolgen oder an einer Diskussionsrunde teilzunehmen.

So ein Treffpunkt, bei dem die Menschen nicht nur Wissen, sondern auch Unterhaltung und Austausch finden, sei heutzutage wichtig, betonte Monika Gippert, Leiterin der Stadtbücherei, als sie ihre Bibliotheksstrategie 2019 vorstellte: „um der Vereinsamung der Menschen entgegenzuwirken“. Das alles klingt fantastisch, genau wie die anderen im Konzept verankerten Projekte: ein Sprachcafé für Mütter und Migrantinnen oder Gruppenarbeitsräume für Studierende, um nur zwei zu nennen.

Der fehlende Aufzug ist ein Riesenhandicap

Aber all das – so viel ist klar – braucht eine lange Vorlaufzeit und viel Geld. „Genaues dazu weiß ich als Zuständiger für den Bibliotheksfachbereich noch nicht“, sagt Dettlef Rockenberg, Fachbereichsleiter für Schule und Bildung. Die Baufachleute müssten nun prüfen, wie marode das Gebäude ist, und was konkret gemacht werden muss. „Der fehlende Aufzug ist beispielsweise ein Riesenhandicap“, betont Rockenberg. Was das zeitlich und finanziell bedeutet, kann Rockenberg zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzen.

Anders als bei der bisher vorgesehenen Mietlösung, müsste die Stadt die Baukosten aber nun im städtischen Haushalt ausweisen. Wie berichtet, befindet sich die Stadt im freiwilligen Haushaltssicherheitskonzept und prüft jede Ausgabe genau, um nicht wieder in die Zwänge der Haushaltssicherung zu rutschen.

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