Abo

SofortschulenWie Gladbach den dramatischen Mangel an Grundschulplätzen angeht

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Zwei Spielplätze und möglicherweise Bäume müssen auf der Wiese der KGS In der Auen einem neuen Gebäude weichen.

Bergisch Gladbach – Die Verwaltung nennt sie „Sofortschulen“. Tatsächlich sind es reine Notschulen, als Quittung für eine fehlende langfristige Planung. Um einen dramatischen Mangel an Grundschulplätzen abzuwenden, der bereits im Sommer 2024 droht, werden nun an drei Standorten in der Stadt – in Hebborn, Refrath und an der Saaler Mühle – in einem Kraftakt Modulbauten errichtet. Das sind keine schnellen Provisorien, sondern Schulerweiterungen, die jahrzehntelang Bestand haben werden, wie Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg prognostiziert.

Der Schulausschuss hat dieser Strategie einhellig zugestimmt. Für die drei Sofortschulen an der KGS In der Auen, der GGS Hebborn sowie in leerstehenden Containern an der Saaler Mühle veranschlagt die Stadtverwaltung insgesamt gut neun Millionen Euro. Sie sollen ab dem Frühjahr 2023 errichtet werden, damit sie schon nach den Sommerferien genutzt werden können. Es sind die ersten Aufträge für die neue Schulbau-GmbH, bislang mit Sebastian Rolko als Geschäftsführer noch ein Ein-Mann-Betrieb.

Die Beschulung der Kinder hat Vorrang

„Das hat sich so keiner gewünscht“, sagt Rockenberg, „aber das Sofortprogramm ist in Hinblick auf den Zeitdruck alternativlos.“ Alle drei Projekte hätten Nachteile, gibt der Fachbereichsleiter zu: „Aber die Beschulung der Kinder hat Vorrang.“

Die Brisanz ergibt sich daraus, dass viele Familien in die neuen Wohngebiete in der Innenstadt ziehen. Gleichzeitig stockt die vor zwei Jahren angekündigte Schulbauoffensive des Integrierten Schulentwicklungsplans (ISEP). Die geplante Erweiterung der KGS Frankenforst verzögert sich, der Bau der geplanten 21. Grundschule auf dem Zanders-Gelände kann nicht wie gehofft in 2024 auf dem Zanders-Gelände eröffnet werden.

Schulen, Eltern, Kinder und Anwohner müssen Abstriche hinnehmen

Als Zwischenlösung ist nun vorgesehen, die für die Innenstadt dringend benötigte Schule 21 dreizügig ebenfalls im Modul-System an der Mülheimer Straße direkt gegenüber der GGS Gronau zu bauen. Wie berichtet, ist die Stadt dort Eigentümer des 5589 Quadratmeter großen Grundstücks, auf dem jetzt noch die Tankstelle steht. Zuletzt schätzte die Verwaltung, dass frühestens 2024 erste Schritte zur Umsetzung möglich sein können.

Schulbauoffennsive

Zwei weitere Projekte

Alarmierend ist der Mangel an Grundschulplätzen vor allem in den Stadtteilen Refrath, Frankenforst, Bensberg, Gronau und Hand. Parallel zu den „Sofortschulen“ laufen die Projekte des Integrierten Schulentwicklungsplans weiter. Die KGS Frankenforst wird um einen Zug erweitert. Auf dem Schulgrundstück soll ein Neubau mit sechs Schulklassen sowie eine neue Mensa in 2,5 bis dreigeschossiger Höhe errichtet werden. Zentral auf dem Schulhof der GGS Hand soll ein zweistöckiges Modul-Gebäude mit Mensa, zwei Klassen sowie OGS-Betreuungsräumen zeitnah errichtet werden. Bezüglich der Erweiterungen beider Schulen hat die Verwaltung eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beauftragt. Erste Ergebnisse ergaben Kostenschätzungen von bis zu 15 Millionen Euro für Frankenforst und bis zu fünf Millionen für Hand. (ub)

Dies bedeutet, dass alle Beteiligten Abstriche hinnehmen müssen: Schulen, Eltern, Kinder und Anwohner. Die GGS Hebborn opfert zugunsten des dreistöckigen Neubaus mit sechs Klassenzimmern plus OGS-Räumen ihre Schulwiese, so dass zum Beispiel im kommenden Jahr das traditionelle Zirkusprojekt dort nicht stattfinden kann. An welche Grundschule die beiden leerstehenden Container-Blöcke an der Saaler Mühle angebunden werden, in denen früher Schüler der Otto-Hahn-Schulen und in diesem Frühjahr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht waren, ist noch gar nicht geklärt.

Zwei Spielplätze müssen geopfert werden

Auf dem Wiesengelände der KGS In der Auen in Refrath wird ein zweigeschossiges Gebäude mit drei Klassenräumen und zwei OGS-Räumen hochgezogen. Beide Spielplätze müssen wegfallen. Margareta Hauck von den Driesch, die Ausschussvorsitzender Andreas Ebert bürgernah in der Sitzung zu Wort kommen lässt, spricht für die Anlieger von Schwerfel- und Asternstraße: „Wir bitten Sie dringend, die elf Bäume zu erhalten. Sie sind wertvoll für das Stadtklima.“ Zudem befürchten die Anwohner, dass die schmalen Straßen den zusätzlichen Verkehr nicht verkraften: „180 Kinder mehr, das bedeutet 180 zusätzliche Pkw-fahrende Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen“, rechnet Margareta Hauck von den Driesch vor. Ruth Schlephack-Müller, Fachbereichsleiterin des Immobilienbetriebs, sichert zu, das Baurecht und somit Abstände einzuhalten. Sie schließt aber nicht aus, „dass der ein oder andere Baum gefällt werden muss.“

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir hätten auch lieber eine Schule in der Innenstadt gehabt“, betont Rockenberg, „aber es geht nicht, wir haben keine geeigneten Flächen“. Beigeordneter Thore Eggert appelliert: „Die Not bleibt groß. Deshalb bitten wir um Verständnis für suboptimale Lösungen.“ Die Fraktionen ziehen am Mittwochabend mit, es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig.

Rundschau abonnieren