Nach nur zwei WochenBergisch Gladbachs Bürgermeister will Verkehrsversuch abbrechen

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Ein weißer Kleinwagen steht quer auf der Straße vor dem Parkhaus des Bergisch Gladbacher Marienkrankenhauses.

Die neue Verkehrsführung hatte Chaos in der Bergisch Gladbacher Innenstadt verursacht.

Drei Monate sollte die indirekte Sackgasse in der Laurentiusstraße in Bergisch Gladbach getestet werden. Der Versuch ist gescheitert.

Der Verkehrsversuch auf der Laurentiusstraße ist aus Sicht der Stadtverwaltung gescheitert. Nach einer Laufzeit von nur zwei Wochen empfiehlt Bürgermeister Frank Stein der Politik den vorzeitigen Abbruch des verkehrstechnischen Experiments einer indirekten Sackgasse. Der Hauptgrund sind Sicherheitsbedenken. Damit ist das Projekt, die erste Fahrradstraße in der Stadt zu etablieren, vorerst gescheitert.

Außerdem habe sich diese Strategie mit dem Ziel, den Großteil des Autoverkehrs zugunsten der Radfahrer zu verdrängen „nicht bewährt“. Dies ist das ernüchternde, aber eigentlich auch erwartbare Fazit, das die städtischen Fachleute der Ordnungsbehörde sowie der beiden Abteilungen Verkehrsflächen und Mobilitätsmanagement ziehen. Demnach mache es keinen Sinn, den auf drei Monate angesetzten Test fortzusetzen, weil die „praktischen Probleme“ nicht behoben werden könnten.

Bergisch Gladbach: Fahrzeuge missachten Durchfahrtverbot

Denn trotz Beschilderung wird das Durchfahrverbot von „einer erheblichen Anzahl“ von Fahrzeugen missachtet. Darunter sind viele, die die unmittelbar hinter der Durchfahrtssperre liegende Tiefgarage des Marienkrankenhauses ansteuern. „Ortsunkundige sind kaum in der Lage, eine alternative Zufahrt zu finden“, teilt die Verwaltung außerdem mit. Navigationssysteme seien dabei keine Hilfe.

Was sich am allersten Tag des Versuchs bereits abzeichnete, ist jetzt quasi amtlich. Der Schilderwald, die komplizierten Umleitungen führen zu einen Chaos. Auf dem Buchmühlenparkplatz entstehen gefährliche Situationen bei der „Begegnung von größeren Fahrzeugen wie Lieferwagen im Begegnungsverkehr mit den Radfahrern“. Auch stellt die Verwaltung fest: Der Buchmühlenparkplatz ist nun völlig überlastet.

Aus der Verkehrsführung des Verkehrsversuchs lassen sich keine wirklich überzeugenden Argumente für eine Umsetzung der Fahrradstraße ableiten.
Frank Stein, Bürgermeister von Bergisch Gladbach

Der Verkehr wird aus Richtung Paffrather Straße über den Parkplatz geleitet. Im weiteren Verlauf setzt sich das Chaos, begleitet von langen Rückstaus, fort: Beim Abbiegen von der Hauptstraße in Richtung Kreisverkehr Schnabelsmühle benutzen Autofahrer regelwidrig die Rad-Busspur, um überhaupt eine Chance zu haben, sich in den Verkehr einzufädeln: „Es kommt zu Gefahren für den Radverkehr“, stellen die Verkehrsexperten der Stadt fest. Eine Bewertung der Sicherheitsaspekte des Verkehrsversuchs durch die Polizei liegt noch nicht vor. Die Stadt habe aber ausdrücklich noch einmal darum gebeten.

Bürgermeister Frank Stein hat sich seine Meinung schon jetzt gemacht: „Aus der Verkehrsführung des Verkehrsversuchs lassen sich keine wirklich überzeugenden Argumente für eine Umsetzung der Fahrradstraße ableiten.“ Zu seiner Erkenntnisse hätten maßgeblich   eine Vielzahl von Gesprächen mit von Radfahrern beigetragen. Der Tenor sei: So wie es zuletzt in der Laurentiusstraße war, mit den beidseitigen durchgängigen Radstreifen, empfinde man „als sehr erfreuliche und gleichzeitig ausreichende Verbesserung.“

Bergisch Gladbach Anlieger hatte Beschwerde beim Kreis eingereicht

Anlieger Felix Nagelschmidt, seine Familie hatte sogar eine Fachaufsichtsbeschwerde beim Rheinisch-Bergischen Kreis eingereicht, sagt: „Ich bin froh, dass sich jetzt die Vernunft durchgesetzt und die Symbolpolitik ein Ende gefunden hat.“ Es sei jetzt an der Zeit, endlich wieder zur Tagesordnung zurückzufinden.

Aber die Verwaltung kann den Versuch nicht in eigener Kompetenz stoppen. Dies bleibt der Politik in der Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag, 14. Februar vorbehalten. Die Verwaltung schlägt vor, für eine endgültige Gestaltung der Laurentiusstraße die Reglung aufzugreifen, wie sie vorher dem Verkehrsexperiment vorlag. Außerdem soll der Fahrbahnasphalt erneuert werden.

In seiner Pressemitteilung stellt sich der Bürgermeister ausdrücklich vor seine Kollegen aus den Fachabteilungen: „Es ist nicht akzeptabel, sie persönlich für politische Beschlüsse in Haftung zu nehmen.“

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