VerkehrskonzeptZu viele Autos, zu wenig Parkplätze in Schildgen

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Auf der Altenberger-Dom-Straße in Schildgen sind lange Autoschlangen Alltag.

Bergisch Gladbach – Alle sind sich im Prinzip einig, was die Ziele einer Modernisierung der Altenberger-Dom-Straße betrifft: Mehr Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger, flüssigerer Verkehrsfluss für die von Dauerstau geplagte Durchgangsstraße sowie eine bessere Aufenthaltsqualität im Ortszentrum. Aber bei den Wegen, die dorthin führen könnten, gehen die Interessen der 60 Teilnehmer des SPD-Politikforums Paffrath teils weit auseinander.

Oliver Herbst von der SPD-Stadtteil-AG Schildgen, Paffrath, Hand sagt zur Begrüßung bei der Video-Konferenz: „Es geht darum, gegensätzliche Positionen besser zu verstehen.“ Unter den Zugeschalteten sind Bürgermeister Frank Stein, SPD-Landtagskandidatin Tülay Durdu sowie Vertreter der Politik.

Einzelhändler protestieren mit Plakaten gegen Wegfall von Parkplätzen

In den letzten Wochen hat sich der Konflikt um die künftige Aufteilung des knappen Verkehrsraums zugespitzt. Aktuell protestieren die Einzelhändler mit Plakaten gegen den aus ihrer Sicht geschäftsschädigenden Wegfall von 20 öffentlichen Parkplätzen vor ihren Geschäftslokalen. Dabei finden sie Rückhalt bei vielen Schildgenern. „Das Verkehrskonzept ist autokonzentriert und macht die Situation im Ortszentrum nur noch lauter und unattraktiver“, sagt Jörg Meuten, Vorsitzender des Bürgervereins.

Der Input des aus Berlin zugeschalteten Politikwissenschaftlers Dr. Dirk von Schneidemesser vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam wirkt da geradezu provokativ. Eine Befragung von Kunden und Einzelhändlern in Berliner Geschäftsstraßen belege: „Die Geschäftsleute überschätzen die Bedeutung der Kunden, die mit dem Auto kommen wollen.“ Deshalb lautet sein Vorschlag: Probeweise die verengte Fahrbahn abzubilden, indem Bäume in großen Pflanzkübeln aufgestellt werden – dort wo künftig die verbreiterten Rad- und Fußwege sowie der Mittelstreifen verlaufen sollen.

Viele Schildgener wollen die Einzelhändler schützen 

Eine Idee, die zumindest bei einem Zuhörer euphorische Zustimmung findet: „Lasst uns das mit den Palmen-Töpfen gleich morgen umsetzen.“ Andere warnen dagegen: „Wir müssen die Einzelhändler schützen. Die Altenberger-Dom-Straße wird sonst zur Kölner Nord-Süd-Fahrt“, sagt ein Teilnehmer. Einige fordern deshalb eine Umgehungsstraße oder einen Tunnel. Zwei Vorschläge, die die Politik längst als unrealistisch verworfen hat: Zu teuer, zu langfristig und klimafeindlich.

Positiv aufgenommen wurden die Ideen, die Geschäftsmann Klaus Broich macht, um zusammen mit der IG Schildgen zu verhindern, dass aus Platzgründen die 20 Parkplätze zwischen Leverkusener Straße und Kempener Straße wegfallen. Er regt an, platzsparend auf dem 150 Meter langen Streckenabschnitt entweder einen von Fußgängern und Radlern gemeinsam genutzten Fuß-Radweg auszuweisen oder die Radfahrer auf der Straße fahren zu lassen. Bei gleichzeitigem „Überholverbot der Fußgänger auf dem Geh-Radweg beziehungsweise Überholverbot der Radfahrer auf der Straße.“ Parallel sollten geeignete Ausweichstrecken für Radfahrer über Nebenstraßen ausgeschildert werden.

Anklang bei vielen im Diskussionsforum findet die Anregung, die auf der Altenberger-Dom-Straße geltende Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer zu senken. Friedrich Bacmeister von den Grünen gibt dazu im Chat eine Absichtserklärung ab: „Die Ampel ist dafür, Tempo 30 einzurichten“, schreibt er.

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Im Hintergrund läuft derweil die Suche nach möglichen Ersatzparkplätzen. Im Gespräch ist jetzt eine Wiese hinter dem Edeka-Markt. „Städtebaulich ist das möglich“, bestätigt Dezernent Ragnar Migenda auf Nachfrage. Er konnte bei der Videokonferenz aus Termingründen nicht dabei sein. Aber da das Grundstück nicht im Besitz der Stadt sei, müssten die Eigentümer mitspielen. Dies müsse erst geklärt werden, genauso wie die Probleme, die sich durch die enge Zufahrt ergeben würden. Trotzdem hält Migenda den Platz „für eine gute Lösung, um Parkplätze zu kompensieren.“

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