Die Bahn hat erneut dreimonatige Sperrungen der RB 25 durch Rösrath und Overath sowie der S 11 nach Bergisch Gladbach angekündigt.
„Unkoordinierte Bauarbeiten“Fahrgastverband kritisiert Vollsperrung von S 11 und RB 25

Als teils unnötig und zu lang kritisiert der Fahrgastverband „Pro Bahn“ die angekündigten Vollsperrungen der S 11 nach Gladbach.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Als „unkoordiniert“ und „Affront für die Fahrgäste“ bezeichnet der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland die immer wiederkehrenden und für 2026 nochmals ausgeweiteten Vollsperrungen auf der S-Bahn-Strecke von Köln nach Bergisch Gladbach sowie der Regionalbahnstrecke von Köln über Rösrath und Overath ins Oberbergische. Für beide habe die Bahn nicht nur für nächstes Jahr erneut unter anderem dreimonatige Sperrungen angekündigt. Dabei, so „Pro Bahn“ könnten manche Arbeiten gar nicht stattfinden, weil die Planungen noch nicht fertig seien.
Bahn will S 11 von April bis Juni 2026 nicht nach Gladbach fahren lassen
Beispiel S 11 nach Bergisch Gladbach: Die angekündigte Sperrung vom 10. April bis 3. Juli 2026 zwischen Köln-Mülheim und Bergisch Gladbach begründet die Bahn mit dem Einbau eines Weichenpaares in Köln-Dellbrück und Brückenbauarbeiten an der Wasserwerkstraße. Für den Einbau des Weichenpaares sei eine Vollsperrung von etwas zwei Tagen ausreichend, bewertet der Fahrgastverband: Der Neubau der Eisenbahnüberführung Wasserwerkstraße aber könne gar nicht stattfinden, da die Planung noch nicht abgeschlossen und die Maßnahme auf nach 2030 verschoben sei.

Auch die Regionalbahn 25 soll wegen einer Brückenerneuerung in Hoffnungsthal drei Monate nicht durchfahren. Guido Wagner
Copyright: Guido Wagner
Der Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland fordert daher die verantwortliche Infrastrukturgesellschaft der Bahn auf, die vorgesehene Sperrung zurückzunehmen. Dass einmal bekanntgegebene Sperrungen nicht zurückgenommen oder verkürzt werden, wenn der Bedarf dafür wegfalle, habe sich bereits im vergangenen Jahr gezeigt, kritisiert der Fahrgastverband. Da sei die S-Bahnstrecke von Köln Messe/Deutz nach Köln-Mülheim vom 11. Oktober bis 6. November gesperrt gewesen. „Während dieser Zeit wurden lediglich die Schienen ausgewechselt“, resümiert der Fahrgastverband und kritisiert: „Dafür wäre eine Sperrzeit von etwa vier Tagen angemessen gewesen. An dieser Stelle hätte man flexibler reagieren müssen und die Sperrung vorzeitig aufheben müssen“, so „Pro Bahn“.
Alles zum Thema Hoffnungsthal
- Babylon Köln Als Kölner und Overather beim Kampf um die Kartoffel starben
- Fußball Zwei Schwestern verabschieden sich mit dem Aufstieg
- Hitzewelle Hier finden Sie die Freibäder im Rheinisch-Bergischen Kreis
- Bildung in Rösrath Politik will Neubauten für drei Grundschulen
- Erster Schlagabtausch Womit Rösraths Bürgermeisterkandidaten im ersten Duell zu punkten versuchen
- Freund angeklagt Versuchte Vergewaltigung in der Regionalbahn 25 vor Gericht
- Hochwasservorsorge in Rösrath Barrieren schützen Seniorenheim vor Flut
Wenn zentrale Linien über Monate ausfallen und niemand sagt, wie die Menschen stattdessen zur Arbeit kommen sollen, verliert der ÖPNV massiv an Glaubwürdigkeit.
Auch die noch für das laufende Jahr von der Bahn angekündigte Vollsperrung der S 11 vom 7. bis 17. November sieht der Fahrgastverband kritisch. Die Bahn begründe die Vollsperrung mit dem Austausch von Brückenlagern an der Brücke über die Güterzugstrecke neben dem Mülheimer Ring.
Da die Gleise laut „Pro Bahn“ jedoch auf zwei unterschiedlichen Brücken liegen, könnte der S-Bahn-Verkehr während dieser Zeit nach Einschätzung des Fahrgastverbands zumindest „teilweise stattfinden“.
Regionalbahnstrecke 25 soll wegen Brückenneubau in Hoffnungsthal gesperrt werden
Beispiel Regionalbahn 25 von Köln Richtung Oberberg: Seit Juli 2022 wird an der Regionalbahnstrecke gearbeitet, war die Strecke von Köln bis Lüdenscheid laut Fahrgastverband „an keinem einzigen Tag durchgängig befahrbar“. Im besonders stark von Pendlern genutzten Abschnitt zwischen Köln und Gummersbach sei die Strecke in den vergangenen drei Jahren ganze 14 Monate nicht durchgängig befahrbar gewesen. Und nun sei für 2026 eine weitere dreimonatige Sperre angemeldet, um die Eisenbahnüberführung Lüghauser Straße in Rösrath-Hoffnungsthal zu erneuern. „Die Bauarbeiten sind unkoordiniert. Die Brückenbauverfahren berücksichtigen die Interessen der Fahrgäste nicht“, kritisiert „Pro Bahn“.

Soll 2026 neugebaut werden: die Bahnüberführung über die Lüghauser Straße in RösrathHoffnungsthal.
Copyright: Arlinghaus
Das finden auch die Mehrheitsfraktionen von CDU und Grünen in Rhein-Bergs Kreistag, die die RB 25 als „Rückgrat des Bahnverkehrs für große Teile des süd-östlichen Rheinisch-Bergischen Kreises“ bezeichnen. Dabei sei ein „belastbares Konzept zur Aufrechterhaltung der Verbindung“ bislang „noch nicht in Sicht“, so die beiden Kreistagsfraktionen in einer gemeinsamen Erklärung.
„Wenn eine zentrale Pendlerstrecke wie die RB 25 über Jahre hinweg immer wieder stillgelegt wird, ist das kein Ausnahmefall mehr, sondern ein strukturelles Problem“, sagt Christopher Schiefer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. „Gerade auf der RB 25 wird besonders deutlich, was im Baustellenmanagement schiefläuft: zu wenig Abstimmung, zu wenig Rücksicht auf die Fahrgäste.“
Wer nur auf den Bagger schaut, verliert die Menschen aus dem Blick
Auch für die angekündigten Vollsperrungen auf der S 11 hatten CDU und Grüne im Kreistag wie berichtet umfangreiche Forderungskataloge zum Schienenersatzverkehr aufgestellt. „Wir brauchen Investitionen in die Schiene – aber der Blick darf nicht nur auf den Fahrplan in der fernen Zukunft gerichtet sein“, so Grünen-Fraktionsvorsitzende Ursula Ehren. „Die Menschen wollen und müssen heute zur Arbeit kommen, zum Arzt, zur Ausbildung. Und sie brauchen das Gefühl: Ich kann mich auf Bus und Bahn verlassen – auch während der Bauzeit.“
CDU und Grüne im Kreistag fordern daher: realistische Baustellenpläne, klar kommunizierte Ersatzverkehre mit entsprechender Fahrgastführung, intelligente Verknüpfung mit anderen Mobilitätsangeboten – und eine Planung, die sich an den Bedürfnissen der Fahrgäste orientiert.
„Wer nur auf den Bagger schaut, verliert die Menschen aus dem Blick“, sagt Ursula Ehren. „Es geht nicht darum, Bauprojekte zu verhindern – es geht darum, sie so zu organisieren, dass die Fahrgäste mitgenommen werden.“