Das Rösrather Seniorenheim Wöllner-Stift sichert seine Gebäude gegen Hochwasser. Barriere sollen eine Überflutung wie im Juli 2021 vermeiden.
Hochwasservorsorge in RösrathBarrieren schützen Seniorenheim vor Flut

Vor der Tagespflege des Wöllner-Stifts in Rösrath-Hoffnungsthal zeigt Geschäftsführer Michael Heine, wie eine Edelstahl-Wand im Fall von Hochwasser automatisch hochgefahren wird.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Umfassende Maßnahmen zum Hochwasserschutz hat das Wöllner-Stift umgesetzt. Damit hat das Seniorenheim sehr entschieden Konsequenzen gezogen aus der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021. Jetzt, knapp vier Jahre später, ist das Wöllner-Stift für den Fall einer vergleichbaren Überschwemmung gut vorbereitet. „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir bei einem ähnlichen Ereignis trockene Füße behalten“, erklärt Geschäftsführer Michael Heine. „Wir wären ein Stück weit abgeriegelt“, sagt er zu den vielfältigen Barrieren und Sicherungen, die bei einer erneuten Überschwemmung in Hoffnungsthal das Eindringen von Wasser in die Gebäude des Wöllner-Stifts verhindern sollen.
Das Seniorenheim hat dafür einen hohen Aufwand betrieben, denn es waren insgesamt 139 „Gebäudeöffnungen“ – also insbesondere Fenster, Türen und Terrassentüren – zu sichern. Den Weg zu den Schutzmaßnahmen hat das Wöllner-Stift nach der Katastrophe von 2021 konsequent beschritten: Kurz danach beauftragte es ein spezialisiertes Ingenieurbüro, ein Gutachten zu den Gefährdungen zu erstellen, und mögliche Maßnahmen vorzuschlagen. Danach ließ das Wöllner-Stift eine umfassende Planung für Sicherungsmaßnahmen erstellen und holte die notwendige Genehmigung der Unteren Wasserbehörde ein – sie musste zustimmen, weil Schutzvorrichtungen auf dem Gelände des Seniorenheims auch Wasser verdrängen können. Erst nach dem Ja der Wasserbehörde konnte die Umsetzung beginnen, die nun erfolgt ist.

Auch eine Mauer im Innenhof des Wöllner-Stifts wird bei Flut durch Metallteile abgedichtet.
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So wurden rund 50 Fenster ausgetauscht: Eingebaut wurden neue Fenster, die dem Wasserdruck bei einem Hochwasser standhalten können.
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Eine Mauer im Innenhof des Wöllner-Stifts schafft eine Barriere gegen die Fluten. Wobei die Mauer nicht komplett durchgehend ist, um im Normalbetrieb die Gebäudezugänge nicht zu versperren: Dort, wo Lücken gelassen sind, sind Edelstahlteile installiert, die bei Überflutungsgefahr automatisch hochfahren und die Barriere komplettieren.
Am Eingang zur Tagespflege, der laut Heine der „neuralgischste Punkt“ auf dem gesamten Gelände ist, wurde ebenfalls eine Sicherung mit Edelstahlteilen, die hydraulisch hochfahren und mit der Mauer abschließen, angebracht.
Eine Glasbarriere angebracht wurde hinter dem Gebäude „Haus August“, damit werden ein Platz im Freien und ein Terrasseneingang geschützt.
An etwas höher gelegener Stelle, wo bei Hochwasser etwas mehr Vorbereitungszeit bleibt, können Edelstahlbarrieren manuell eingesetzt werden.

Eine Glasbarriere schützt einen Platz im Freien und Terrassentüren.
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Der Aufwand für die zahlreichen Sicherungsmaßnahmen liegt laut Heine bei etwa einer Dreiviertelmillion Euro. Das Wöllner-Stift sei in der Lage gewesen, diese beträchtliche Investition mit Eigenmitteln zu finanzieren. Im Vergleich zu einem Schaden bei einer möglichen erneuten Überflutung ist der Betrag für die Schutzmaßnahmen aber gering: So lassen sich die Kosten für die Hochwasserschäden an dem Seniorenheim, die im Juli 2021 entstanden, auf rund zwölf Millionen Euro beziffern, wie der Geschäftsführer berichtet. Diese Schäden seien komplett versichert gewesen, vor diesem Hintergrund habe danach auch die Versicherung zu Schutzmaßnahmen gedrängt. Auch die Versicherungsprämie sei erheblich angehoben worden, berichtet Heine, er stellt dabei aber fest: „Wir sind immerhin noch versichert.“ Die Motivation, das Wöllner-Stift zu sichern, ergebe sich aber insbesondere aus den leidvollen Erfahrungen durch die Flut von 2021 (siehe Infokasten).
Indessen sieht der Verein Lebenswertes Sülztal, der im Hochwasserschutz aktiv ist, die Maßnahmen des Wöllner-Stifts als vorbildhaft an. Das gelte für private Neubauprojekte ebenso wie für städtische Gebäude, ob in der Hoffnungsthaler Ortsmitte oder in Venauen. „Die Maßnahmen des Wöllner-Stifts dienen dem Schutz der Schwächsten“, sagt Klaus Hasbron-Blume für den Verein, „deshalb ist so eine private Initiative besonders zu begrüßen.“
Wochenlange Evakuierung nach der Flutkatastrophe von 2021
Bei der Flut im Juli 2021 mussten alle 138 Bewohnerinnen und Bewohner des Wöllner-Stifts in einer dramatischen Aktion evakuiert werden und wochenlang mit einer provisorischen Unterbringung vorlieb nehmen. Ein Glücksfall war damals, dass das Geno-Hotel in Forsbach ferienbedingt für zwei Wochen schließen wollte, damit Platz für die Evakuierten hatte und auf seine Ferien kurzerhand verzichtete. Auch Beschäftigte waren bereit, ihren Urlaub zu verschieben.