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Kommentar zu CDU Rhein-Berg
Wenn gute Zahlen allein nicht mehr reichen – ein Neustart unter Druck

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2 min
Maurice Winter spricht bei seiner Bewerbung als neuer Kreisparteichef der CDU Rhein-Berg zu den Mitgliedern beim Kreisparteitag der CDU am 6. Dezember 2025 in Odenthal.

Maurice Winter hat als neuer Kreisparteichef der CDU Rhein-Berg einen schweren Start und das nicht nur wegen seines Wahlergebnisses von gerade mal gut 75 Prozent – als einziger Kandidat.

Juristische Ermittlungen und ein anstehender Prozess gegen einen Ex-Funktionär sind eine schwere Bürde für die Arbeit der CDU Rhein-Berg.

Eigentlich könnte für die CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis derzeit alles bestens laufen: solide Wahlergebnisse, eine Bürgermeisterin, vier Bürgermeister und ein Landrat aus den eigenen Reihen auf den Chefsesseln der Rathäuser und Kreisverwaltung. Dazu kommt seit der Bundestagswahl die einzige Abgeordnete des Kreises in Berlin. Doch über all dem liegen die Schatten offener Baustellen: die sich hinziehenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die eigene Bundestagsabgeordnete und ein Gerichtsprozess gegen einen früheren stellvertretenden Kreisvorsitzenden – beides alles andere als Kleinigkeiten.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Auch Hermann-Josef Tebroke kam in seinem letzten Bericht als Kreisvorsitzender beim Parteitag am Samstag an diesen Themen nicht vorbei – und er machte auch keinen Versuch, ihnen auszuweichen. In den vergangenen vier Jahren ist er mehrfach als ruhender Pol mit stabilem Kompass in die Bresche gesprungen, wenn es hoch herging: nach dem Rücktritt von CDU-Kreisparteichef Uwe Pakendorf, der im Machtkampf um die Landtagskandidatur gegen NRW-Innenminister und CDU-Ehrenkreisvorsitzenden Herbert Reul den Kürzeren gezogen hatte, ebenso wie während der Turbulenzen um einen vor zwei Jahren noch zum Vizevorsitzenden gewählten CDU-Mann, der sich nun vor Gericht wegen des Vorfwurfs, Gelder unrechtmäßig verwendet zu haben, verantworten muss. Gerade in diesem Fall hat der ausgleichende Tebroke auch klare Kante gezeigt.

Für Maurice Winter ist es ein schwerer Start als neuer CDU-Kreisvorsitzender

Doch nun wollte er nicht erneut antreten. Das Amt – und die Krisen rundherum – haben sichtbar Spuren hinterlassen. Zum Ehrenvorsitzenden wie einige seiner Vorgänger wurde Tebroke nicht ernannt. Jetzt ist sein Nachfolger gefordert: Er muss die CDU personell in ruhigere Fahrwasser führen und endlich wieder stärker auf inhaltliche Arbeit ausrichten.

Dass er als einziger Kandidat ums Spitzenamt lediglich gut 75 Prozent der Stimmen erhielt, ist kein großer Vertrauensvorschuss. Es wird an Winter liegen, seine Parteikolleginnen und -kollegen zu überzeugen. Angesichts der bevorstehenden Herausforderungen dürfte das alles andere als ein leichter Start werden.