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Neun Senioren im Kreis verstorbenVier neue Todesfälle im Pilgerheim Weltersbach

Lesezeit 5 Minuten

Das große Leichlinger Pilgerheim Weltersbach ist von Todesfällen in der Corona-Pandemie besonders betroffen.

Rhein-Berg – Die Befürchtung, dass die Zahl der mit Corona-Infektionen verstorbenen Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis weiter stark zunimmt, wird zur Gewissheit: Am Donnerstag meldete der Krisenstab des Gesundheitsamtes schon wieder neun neue Todesfälle. Erst am Dienstag waren neun Todesopfer in die Corona-Statistik eingegangen. Ein neuer Höchststand, denn so viele Todesfälle gab es zuvor nie in einer einzelnen Meldung des Kreises. Zuletzt waren acht Fälle an Heiligabend gemeldet worden. Inzwischen sind im Kreis 68 mit Covid-19 verstorbene Menschen zu beklagen.

Die Verstorbenen waren über 90 Jahre alt

Besonders hart trifft die Epidemie das Pilgerheim Weltersbach. Unter den neun Verstorbenen sind gleich vier Personen aus dem großen Leichlinger Seniorendorf. Sie waren alle älter als 90 Jahre. Am Dienstag stammten zwei der Opfer aus den Alten- und Pflegeheimen im Weltersbachtal, wo rund 500 Menschen wohnen. Ebenfalls zwei Todesfälle waren am Dienstag wie berichtet aus dem Leichlinger Diakoniezentrum Hasensprungmühle gemeldet worden.

17 neue Fälle in Leichlingen und Burscheid

Neben den tödlich verlaufenen Erkrankungen steigen auch die Infektionszahlen im Kreis wieder stark: 93 neue bestätigte Corona-Fälle meldete das Gesundheitsamt für den Rheinisch-Bergischen Kreis am Donnerstag. Davon stammen 14 aus Leichlingen, wo deren Gesamtzahl dadurch auf 707 gestiegen ist, und drei aus Burscheid (insgesamt nun 398).

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner liegt laut Landeszentrum weiterhin bei 112,3.

736 Personen sind im Kreis aktuell infiziert. Sie stammen aus Bergisch Gladbach (248), Burscheid (31), Kürten (19), Leichlingen (146), Odenthal (36), Overath (105), Rösrath (49) und Wermelskirchen (102). In Quarantäne befinden sich 1146 Personen, in Leichlingen 155 (elf mehr als am Vortag) und in Burscheid 83 (fünf weniger).

77 Patienten mit Covid-19 werden in Kliniken im Kreis stationär behandelt, davon acht intensivmedizinisch und sechs an Beatmungsplätzen. (hgb)

Die neun neu registrierten Verstorbenen (die anderen fünf stammen aus Rösrath, Wermelskirchen, Overath und Bergisch Gladbach) sind bereits in den vergangenen Tagen gestorben. Aus Heimen und Bestattungshäusern ist zu hören, dass es über die amtlich verzeichneten Fälle hinaus noch viel mehr Corona-Opfer auch aus Leichlingen gibt. Das Gesundheitsamt weist zu dieser Diskrepanz erneut darauf hin, dass diese erst in die Statistik einfließen, wenn die Totenscheine vorliegen und damit die Todesursache geklärt ist.

Voraussichtlich noch bis Februar geschlossen: Das im Einkaufszentrum Rhein-Berg-Galerie eingerichtete Impfzentrum des Kreises in Bergisch Gladbach.

Immerhin ist das Pilgerheim Weltersbach bereits mit Impfstoff versorgt und sind die meisten Senioren und Mitarbeitende dort inzwischen schon geimpft worden. Das vor Weihnachten im Bergisch Gladbacher Einkaufszentrum Rhein-Berg-Galerie eingerichtete und im früheren Saturn-Markt startklar ausgestattete Impfzentrum hingegen wird möglicherweise erst im Februar in Betrieb gehen. Das bestätigte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Christopher Schneider. Grund für die Verzögerung sei die Vorgabe der Politik in NRW, dass die erste Charge des Impfstoffs ausschließlich in Senioren- und Pflegeheimen verabreicht werden soll.

Fast 2000 Impfdosen sind noch auf Lager

Laut Schneider werden bis Mitte der Woche im Kreisgebiet 620 Impfdosen in drei Senioreneinrichtungen in Burscheid, Bergisch Gladbach und im Leichlinger Pilgerheim verimpft sein. Zur Verfügung stehen dem Kreis aber laut Auflistung des Landes seit der ersten Lieferung am 27. Dezember 2554 Impfdosen.

Verloren gehen die bisher nicht abgerufenen Fläschchen zwar nicht. „Sie werden zentral gelagert und bei den nächsten Bestellungen ausgeliefert“, so Dr. Heiko Schmitz von der KV Nordrhein. Die Verantwortlichen machen aber auch keinen Hehl daraus, dass „zwischen den Jahren“ nicht so viele Menschen in Heimen geimpft wurden wie dies theoretisch hätte der Fall sein können. Warum das so ist, schildert Schmitz: „Die Umsetzung der Impfung in den Heimen ist ein komplexer Prozess mit vielen Beteiligten und erfordert aufwendige Abstimmungen zwischen Kommunen, den Einrichtungen, die spezifische Voraussetzungen für den Impfstart vor Ort erfüllen müssen, sowie der KV Nordrhein.“ Bevor mit einer Impfaktion in einer Einrichtung begonnen werden kann, müssen neben der Vorbereitung spezieller Räume beispielsweise auch die Einwilligungen der Betreuer von unter Betreuung stehenden Heimbewohnern eingeholt werden. Das sei nicht in allen Fällen so schnell möglich gewesen.

Noch keine Hausbesuche der Impfteams

Um die Verfahren zu beschleunigen, ist die Kreisverwaltung, die ursprünglich als Übermittler der Daten vorgesehen war, bereits aus der Kommunikationskette herausgenommen worden. Die KV Nordrhein habe alle nötigen Daten der Heime, damit diese den nötigen Impfstoff beim Land ordern und das mobile Impfteam aktivieren könne, so Krisenstabssprecherin Birgit Bär. Wenn das Impfzentrum in Betrieb sei, könne die Koordination dann darüber laufen. Einen fixen Starttermin dafür gibt es allerdings noch nicht.

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Von der Kassenärztlichen Vereinigung werden bislang noch keine weiteren Gruppen für Impfungen angesprochen, etwa über 80-Jährige, die zu Hause wohnen. Auch werden „noch keine Termine für das Impfzentrum über die zentrale Rufnummer 116 117 vermittelt“, so Dr. Heiko Schmitz. Das genaue Prozedere werde rechtzeitig bekanntgegeben.

Die KVNO beruft sich darauf, dass einerseits die Impfzentren noch geschlossen seien, weil zuerst die Heime an der Reihe seien. Andererseits könnten derzeit die mobilen Impfteams, die über 80-Jährige zu Hause impfen sollen, nicht zum Einsatz kommen, weil der einzige bisher in Deutschland zugelassene Biontech/Pfizer-Impfstoff für Hausbesuche nicht geeignet sei.

Der bei minus 70 Grad Celsius angelieferte Impfstoff wird in den Senioreneinrichtungen in dafür eingerichteten Räumen auf zwei bis acht Grad Celsius gebracht. Danach hält er sich laut KVNO bei Kühlschranktemperatur eine Woche. Aber er ist nach Auskunft des Krisenstabs unter anderem anfälliger für Erschütterungen und entsprechend nicht für Hausbesuche geeignet.