Die Tiere hatten kaum Futter und Wasser und keine Katzenklos. Das Tierheim Dellbrück sprang ein, um die Katzen zu retten.
Animal HoardingOveratherin hielt über 72 Katzen – zwei starben unbemerkt unter der Couch

Die Augen einiger Kitten waren so verklebt, dass sie diese gar nicht mehr öffnen konnten.
Copyright: Tierheim Dellbrück
Wenn Menschen krankhaft Tiere „sammeln“, spricht man von Animal Hoarding (Vieltierhaltung). Zu diesem gehöre, dass die Besitzerinnen und Besitzer schnell überfordert seien und keinen Überblick darüber hätten, wie viele Katzen sich im Haushalt befinden. Einen Fall von Animal Hoarding in Overath machte die Tierschutzorganisation Peta öffentlich.

Ivana war in kritischem Zustand, als sie gefunden wurde. Sie hat überlebt und mittlerweile ein neues Zuhause.
Copyright: Tierheim Dellbrück
Sie berichtete von einem Fall, in dem eine Overatherin 72 Katzen in ihrem Haus hielt – „unter tierschutzwidrigen Bedingungen und in sehr schlechtem Gesundheitszustand.“ Den Tieren ging es so schlecht, dass zwei Katzen sogar unbemerkt in dem Haus starben. Ehrenamtliche Tierschützer hätten sie tot unter der Couch hervorgeholt. Woran die Katzen gestorben sind, lasse sich nur vermuten: „Ich schätze, dass sie die aus Versehen im Bettkasten eingesperrt hat und dort sind sie dann elendig gestorben“, sagte Kerstin Regener von Tierheim Köln-Dellbrück.
Ich schätze, dass sie die aus Versehen im Bettkasten eingesperrt hat und dort ist sie dann elendig gestorben
Das Tierheim sei eingesprungen, weil sonst niemand Platz für so viele Tiere gehabt hätte. „Wir hatten den eigentlich auch nicht. Ich habe zugesagt, zehn Kater aufzunehmen, für die hätte ich noch einen Raum gehabt“, berichtet die Tierschützerin. Aber als sie die Umstände gesehen habe, unter denen die Tiere gehalten wurden, sei ihr klar geworden: „Ich hätte kein einziges Tier dort zurückgelassen.“
Also habe sie selbst „Tetris im Tierheim gespielt“ und zusätzlich den Verein Straßenkatzen Köln hinzugezogen, der „zum Glück sofort an Bord war“. Nach drei Rettungseinsätzen haben das Tierheim und verschiedene Vereine die Katzen unter sich aufgeteilt. „Für uns hört Tierschutz nicht an Stadtgrenzen auf. Hätte der Verein keine Kapazitäten gehabt, hätte ich es bei anderen versucht. Aber es ist schon traurig, dass die Kölner in dem Fall übernehmen müssen“, findet sie. Die Lage zeige mal wieder, wie überlastet Tierschutzinstitutionen sind. Wie das Kürtener Tierheim. Es habe kaum Kapazitäten und konnte nur wenige der geretteten Katzen aufnehmen. „Es muss sich dringend etwas ändern“, findet sie.
Auch im Umgang mit den Menschen hinter solchen Fällen. Das Veterinäramt habe der Hinweis, zu möglichem Animal Hoarding erreicht und habe diesen vor Ort überprüft. Die Mitarbeitenden hätten verordnet, dass die 70-jährige Halterin fast alle Tiere abgeben müsse. Lediglich sechs angeblich kastrierte Katzen hätte sie behalten dürfen. „Die Frau brauchte selbst Hilfe. Ihr war der Zustand der Tiere und auch der des Hauses nicht bewusst“, sagte Regener.
Deswegen verstehe sie das Vorgehen des Amtes auch nicht. „Sie hätten die Frau nicht damit alleine lassen dürfen, neue Plätze für die Tiere zu finden“, meinte sie. Und: Der Overatherin müsse verboten werden, Tiere zu halten. Auch nicht die sechs Katzen. Dank der Unterstützung von ehrenamtlichen Tierschützern sei es schließlich doch gelungen, der Dame ein Haltungsverbot auszusprechen.
Overatherin hatte keinen Überblick, wie viele Katzen bei ihr lebten
„Ich hoffe, die Halterin bekommt auch Hilfe“, sagte die Tierschützerin. Die 70-Jährige sei heillos überfordert gewesen und habe beispielsweise nicht bemerkt, wenn eine Katze trächtig war und auch nicht, wenn eine Junge bekommen hat. „Oben standen viele alte Holzschränke und darunter lagen unzählige Kitten“, berichtet Regener. Außerdem habe sie kein Futter und nicht einmal Wasser für die Tiere gesehen. Und auch keine Katzenklos: „Eigentlich bin ich da echt nicht empfindlich, aber der Ammoniak-Gestank war schon echt heftig“, sagte sie. Der sei auch für die Bewohnerin gesundheitsschädlich.
Zudem seien alle Katzen, die sie aus dem Haus gerettet hatten, krank gewesen. „Sie waren unterernährt, hatten verklebte Augen und Schnupfen, der teilweise chronisch geworden ist“, schildert die Katzenretterin. Unter den Kitten sei auch eine „Halbtote“ gewesen. „Wir hätten nicht gedacht, dass sie es schafft“, berichtet Regener.
Trotzdem hätten sie die kleine Ivana in die Tierklinik gebracht. „Sie hat es tatsächlich geschafft und die Tierarzthelferin hat sie bei sich aufgenommen“, schilderte sie. Auch viele der größeren Katzen seien bereits vermittelt und den ganz kleinen gehe es auch schon besser. „Ich hatte mich anfangs gewundert, wie scheu sie sind. Aber man muss ihnen nur ihre Zeit geben, dann tauen sie auf“, sagte sie. Die Katzen seien auch gut kompatibel mit Artgenossen. Regener: „Wir hoffen, dass sie bald alle ein schönes Zuhause finden. Und die richtigen Menschen lassen ihnen auch ihre Zeit.“