Mit Spoho KölnOverather entwickelt Aufbauprogramm für Long-Covid-Patienten

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Sportwissenschaftler Björn Haiduk behandelt Long-Covid.

Overath/Köln – Björn Haiduk hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er will ein standardisiertes Verfahren etablieren, mit dem Long-Covid-Patienten über gezieltes Training wieder gesunden können.

Für dieses Ziel arbeitet der promovierte Sportwissenschaftler eng mit der Sporthochschule Köln zusammen, vernetzt sich aber auch bundesweit, um in seinem S.P.O.R.T.-Institut neueste Verfahren anwenden zu können. Die Abkürzung S.P.O.R.T. steht dabei für Sportwissenschaft/Sportmedizin, Physiotherapie, Orthopädie, Rehabilitation und Training. Im Institut wird alles behandelt, was mit Bewegungseinschränkungen zu tun hat.

Trainingsprogramm mit Spoho Köln entwickelt

In Verbindung mit der Sporthochschule Köln hat Haiduk ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das Long-Covid-Patienten Besserung verschaffen soll. Zwischen 10 und 15 Prozent der Infizierten leiden nach einer Corona-Infektion auch nach der eigentlichen Genesung unter Beeinträchtigungen. Long Covid oder Post Covid nennt man die Beschwerden, die auch teils noch Monate nach der eigentlichen Erkrankung bei vielen Betroffenen ein normales Leben so gut wie unmöglich machen. Kurzatmigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopf- und Muskelschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder eine chronische Erschöpfung, das sogenannte Fatigue-Syndrom, sind nur ein paar der häufigsten Symptome.

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Es hat sich herausgestellt, dass im Fall auftretender und anhaltender Erschöpfungszustände zumeist eine Veränderung der Blutstruktur Grund und Ursache ist für die Beschwerden. Haiduk: „Die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, werden deformiert, verlieren an Beweglichkeit und können nicht mehr so viel Sauerstoff aufnehmen.“

Zähneputzen wird zur Mammutaufgabe

Dadurch werde erheblich weniger Sauerstoff von der Lunge an die unterschiedlichen Organe geliefert, es entsteht also eine Unterversorgung. Der durch das Fatigue-Syndrom ausgelöste Zustand der andauernden Erschöpfung sei für die meisten Menschen unverständlich und unerträglich, schildert Haiduk. Dinge des täglichen Lebens wie beispielsweise das Zähneputzen würden zur fast nicht zu bewältigenden Mammutaufgabe.

Wichtig sei dann, auch in der Therapie der Betroffenen, die eigenen neuen Grenzen kennenzulernen – und diese vorübergehend auch zu akzeptieren. Der Weg zu gewohnter Routine und Leistung führe Stück für Stück über ein behutsames Training. Eine Überforderung, warnt der Leiter des S.P.O.R.T.-Instituts, könne gravierende Folgen haben und sogar in einer gefährlichen Herzmuskelentzündung führen.

Aufbautraining auf Long-Covid-Patienten abgestimmt

In Abstimmung mit der Sporthochschule Köln hat Haiduk in seinem Institut ein behutsames, aber gezieltes Aufbautraining entworfen, das speziell für Patienten mit Long Covid entwickelt wurde. „Wir haben ein strukturiertes Verfahren entwickelt“, so der Institutsleiter, „bei dem wir den Blutfluss durch Training erhöhen und so allmählich wieder auf ein besseres Niveau der Leistungsfähigkeit kommen.“

Der Sportwissenschaftler hat festgestellt, dass mit seinem Programm bei Patienten innerhalb von sechs Wochen eine Leistungssteigerung um 67 Prozent möglich war, bei der Ausdauer-Leistung und der Kraft-ausdauer. Momentan sind es fünf Patienten mit Long Covid, die in seinem Institut mit behutsamem Training wieder aufgebaut werden. „Eine Person arbeitet nun wieder nach 18 Monaten Krankheit“, berichtet Haiduk. Aber er sagt auch: „Man muss im Blick behalten, was passiert, wenn Patienten ihre Leistung nicht steigern können, und wir müssen wissen, wann sie die Leistung steigern müssen.“

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Haiduks Anspruch ist es, evidenzbasiert zu arbeiten, außerdem hofft er zum 1. September auf eine noch engere Kooperation mit der Sporthochschule Köln. Für die Zukunft wünscht er sich ein Netzwerk in Nordrhein-Westfalen, das sich austauscht und so Wege findet, Long Covid-Patienten noch besser helfen zu können.

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