Schloss EulenbroichAusstellung Rösrather Künstler von aktuellen Krisen geprägt

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Ausstellung Rösrather Künstler2

Metallteile werden bei Burkhard Gerkens  zu einer „Tempelanlage“ (l.), die im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich zu sehen ist. 

Rösrath – Die aktuellen Krisen prägen die diesjährige Ausstellung „Rösrather Künstler“, zu der die Stadt Rösrath zum 42. Mal einlädt. Mehrere Szenen aus dem Ukraine-Krieg hat Matthias Kronz gemalt und zu einer Komposition zusammengesetzt, dahinter taucht das Gesicht von Aggressor Wladimir Putin auf.

Das geht unter die Haut, ebenso wie die Ansicht einer Ruine aus dem französischen Ort Oradour-sur-Glane: Eine deutsche SS-Einheit zerstörte ihn 1944 vollständig und verübte ein Massaker an der Bevölkerung. „Es ist aktueller denn je“, sagt Rolf Bellartz zu seinem Bild. Unter dem Titel „Ende offen“ verarbeitet Maria Pich die Ungewissheit angesichts der politischen Situation, sie kombiniert tagebuchartige Notizen mit einem angedeuteten Gesicht. Auch Claudia Pfaus stellt mit ihrer starkfarbigen Komposition „Ungewiss“ die Frage nach der Zukunft.

Rösrath: „Orientierungslos“ in der Pandemie

Die Gefühlslage im ersten Corona-Lockdown verarbeitet Birgit Voos-Kaufmann mit ihrem Beitrag „Orientierungslos“: Pfeile in grellem Rot prägen die Bildoberfläche, sie gehen in alle Richtungen. Den Umgang mit Kindern in Corona-Zeiten kritisiert Renate Martinsdorf-Henrici mit einer Arbeit, in der sie Hirschkäfer in Reih’ und Glied anordnet. Auch Irmgard Kaduk sieht Kinder als die „großen Verlierer“ der Krisen: Sie zeigt eine Keramikarbeit mit zwei schützenden Händen, die ein Baby umfassen. Albin Kühn erinnert unter dem Titel „Kleiner Mensch“ an die Rechte von Kindern.

Ausstellung Rösrather Künstler

Frank van Well verarbeitet das Profil eines Schwimmers und Wellen  zu einem  Objekt, über das er mit Ulrike Oeter spricht.

An Umweltzerstörung lässt Herbert Kirch denken mit seinem riesigen Holz-Objekt in Form eines Bohrers, betitelt als „Raubbau“. Ulrike Oeter ist mit ihrer viel beachteten Verarbeitung der Flut 2021 präsent, sie zeigt drei fotografierte Szenen aus ihrem überschwemmten Keller. Zudem ist ihre Foto-Dokumentation „Hoffnung, flieg ins Thal – Kaleidoskop der Flut“ vor Ort erhältlich (zu 15 Euro). Einen bewussten Gegenakzent setzt Thesa Terheyden mit ihrer Betonskulptur „Die Tanzende“. Sie versteht die Arbeit als ein „Trotzdem“: Ihre Figur tanzt trotz Krieg und Inflation.

Rösrath: Kunst auch ohne Bezug zur Weltlage

Und dann sind da auch noch die Künstlerinnen und Künstler, die einfach weiter ihrem Kompass folgen, ohne Bezug auf die Weltlage. Lukrezia Krämer gibt sich gelassen mit dem Ölbild einer jungen Frau auf einem Feld, Frank van Well formt aus dem Profil eines Schwimmers und Wellen ein ungewöhnliches Kunststoffobjekt. Thunar Jentsch beschäftigt sich weiter mit dem Fingerabdruck des Menschen, er zeigt winzige Ausschnitte davon mit Farbe auf zwei Schwämmen – ein Objekt mit Charme.

Mit einer abstrakten Komposition, in der sich die Formen in der Bildmitte zusammenballen, beeindruckt Michael Gaydonk. Yvonne Thrum lässt zwischen dominierenden Formen in Grau ein wenig Gelb auftauchen – ein Lichtblick. An Gerhard Richters berühmten Akt auf einer Treppe knüpft Inca Jentsch unter dem Titel „Selbstinszenierung“ an. Martina Spiller beschäftigt sich mit der Persönlichkeit ihrer Mutter. Ausrangierte Metallteile aus Maschinen werden bei Burkhard Gerkens zu einer „Tempelanlage“ mit Anziehungskraft.

Persönliche Blicke auf Rösrath

Außerdem bietet die Ausstellung mehrere Arbeiten, die einen persönlichen Blick auf Rösrath und die Region werfen: Anne Klußmann sieht an einem Nebenbach der Sülz eine Fantasy-Landschaft, Werner Piller ist beeindruckt von der Sanierung der Mülheimer Brücke, Gabriele Engelhardt-Wilke fängt Szenen am Rhein in Köln ein. Insgesamt 51 Arbeiten von 37 Kunstschaffenden sind in der Ausstellung zu sehen, eine Jury hat sie aus 135 Werken ausgewählt.

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Die Ausstellung ist im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich ist noch bis 22. Oktober täglich von 12 bis 18 Uhr zu sehen. Finissage am 23. Oktober, 15 Uhr.

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