„Ist jetzt nicht euer Ernst“So erlebten Pendler im Rhein-Erft-Kreis den ÖPNV-Streik

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Die Bus- und Bahnfahrer im Kreis schienen gut auf den angekündigten Streik der ÖPNV-Mitarbeiter vorbereitet gewesen zu sein: An vielen Haltestellen blieben Wartende aus.

Die Bus- und Bahnfahrer im Kreis schienen gut auf den angekündigten Streik der ÖPNV-Mitarbeiter vorbereitet gewesen zu sein: An vielen Haltestellen blieben Wartende aus.

  • Auch im Rhein-Erft-Kreis haben die Mitarbeiter des Öffentlichen Personennahverkehrs am Dienstag gestreikt.
  • Viele Pendler waren auf den Streik vorbereitet. Doch einige warteten trotzdem auf Bus und Bahn.
  • Nicht jeder von ihnen zeigte Verständnis für die Mitarbeiter des ÖPNV.

Brühl/Frechen/Wesseling – „Die Pendler sind zum Teil schon genervt“, sagte Daniela Pohl. Sie arbeitet im Fahrgastzentrum in Brühl-Mitte. Ungefiltert bekamen sie und ihre Kollegen am Dienstag den Unmut einzelner Pendler ab, die vergeblich zum Bahnhof Brühl-Mitte gekommen waren. Auch im Rhein-Erft-Kreis legte der bundesweite Streik von Mitarbeitern des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) Busse und Bahnen ab 3 Uhr in der Nacht für 24 Stunden lahm. „Das ist jetzt aber nicht euer Ernst“, bekamen Pohl und ihre Kollegen zu hören.

Der größere Teil der Betroffenen zeigte laut Pohl jedoch Verständnis für die Streikenden. Zu unterschiedlich seien die Arbeitsverträge. Die Angestellten sollten wenigstens von ihrem Gehalt leben können. „Der Warnstreik war ja auch lange angekündigt“, sagte Pohl. Lautsprecherdurchsagen informierten die Pendler zusätzlich, ebenso ein Schriftzug auf den Anzeigetafeln. Oft lief Pohl aber auch vom Fahrgastzentrum rüber auf den Bahnsteig, um einzelne Pendler persönlich über den Warnstreik zu informieren.

Die Mitarbeiter der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) wurden laut Verdi wegen einiger Krankheitsverdachtsfälle nicht zum Streik aufgerufen: Ihre Busse fuhren wie gewohnt.

Die Mitarbeiter der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) wurden laut Verdi wegen einiger Krankheitsverdachtsfälle nicht zum Streik aufgerufen: Ihre Busse fuhren wie gewohnt.

„Ich warte trotzdem“, sagte ein junger Mann fast trotzig auf dem Bahnsteig Brühl-Schwadorf. Ganz allein hielt er dort die Stellung. Irgendwie müsse er schließlich zur Arbeit nach Köln kommen. „Und beim letzten Streik ist auch nach langem Warten doch noch ein Zug gekommen“, berichtete er.

Rhein-Erft: Einige Pendler haben den Streik vergessen

Auch Sarah Skuta hatte nicht an den Warnstreik gedacht, als sie am Morgen zum Bahnhof Brühl-Mitte kam. Aus Köln hatte sie es bereits mit der Bundesbahn bis nach Brühl geschafft. Nun hoffte sie auf eine Anschlussverbindung. Daniela Pohl half ihr schließlich, den richtigen Bus für die Weiterfahrt nach Brühl-Badorf zu finden. „Ich denke, dass die Bahnfahrer mich nicht extra hier im Regen stehen lassen“, sagte Skuta. Der Streik, davon ist die 22-Jährige überzeugt, finde sicherlich nicht statt, um sie und die anderen Pendler zu ärgern: „Die Bahnfahrer werden ganz bestimmt gute Gründe für diesen Warnstreik haben.“

Maria Grazia wartete vergeblich auf die Bahn in Frechen.

Maria Grazia wartete vergeblich auf die Bahn in Frechen.

Nur vereinzelt warteten Fahrgäste mit dem Ziel Köln an der Haltestelle Frechen Rathaus auf die Linie 7. Maria Grazia wollte schon um 7.15 Uhr zum Neumarkt in Köln fahren, um dort an einem Deutschkursus teilzunehmen. Die Juristin aus Italien will ihre Deutschkenntnisse verbessern, um bald auch in Deutschland in ihrem Beruf arbeiten zu können. Es war der erste Streik, den sie in ihrer Wahlheimat erlebte: „Ich wusste davon, aber in Italien fahren dann trotzdem einige Bahnen. Hier scheint heute gar keine zu fahren, deshalb gehe ich jetzt wieder nach Hause und hoffe, dass morgen wieder alles normal fährt“, sagte die 34-Jährige.

„Gerade heute ist mein Auto nicht angesprungen“

Lucas Langen aus Frechen wurde von dem Streik überrascht: „Gerade heute ist mein Auto nicht angesprungen“, schimpfte der 19-Jährige verärgert. „Meinen Arbeitgeber habe ich schon angerufen und informiert, dass es heute später wird.“ Er nahm trotz des Regens das Fahrrad, um nach Lindenthal zu kommen.

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An der Bahnhaltestelle in Wesseling Mitte schienen die Pendler und Bahnfahrer besser informiert gewesen zu sein. Am Morgen waren dort kaum Menschen zu sehen, die die Bahn nehmen wollten. Dies bestätigten auch die Angestellten einer Bäckerei und der Taxifahrer um die Ecke. Auch Sarah Maria Braun wusste „aus den Nachrichten“, dass sie den Bus statt der Bahn zur Schule nach Brühl nehmen musste. „Die Mitarbeiter der KVB wussten doch, bevor sie dort angefangen haben zu arbeiten, worauf sie sich einlassen, oder nicht?“, fragte sich die 18-Jährige und bedauerte, dass diesmal nicht wenigstens vereinzelte Bahnen fuhren. Im Gegensatz zu ihrer Freundin aus Köln könne sie wenigstens zur Schule kommen, sagte Braun.

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