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Anzeige erstattetFrau verletzt Bergheimer Ableser mit Faustschlag

Lesezeit 3 Minuten
Thomas de Vries liest an einem Verteilerkasten den Stand des Stromzähler ab.

Ableser Thomas de Vries wurde bei seiner Arbeit körperlich angegriffen. 

Thomas de Vries ist seit 14 Jahren als Ableser in der Kreisstadt Bergheim bekannt und beliebt. Doch nun wurde der 80-Jährige Opfer eines Angriffs.

Thomas de Vries hat Freude an seiner Arbeit. Die gibt er auch gern an seine Kunden weiter, ist freundlich und immer zu einem Schwätzchen aufgelegt. Doch jetzt versteht der beliebte Ableser die Welt nicht mehr. Am vergangenen Freitag (6. Januar) wurde der 80-Jährige beim Ablesen eines Zählers von einer Hausbewohnerin mit der Faust niedergeschlagen.

In einem Mehrfamilienhaus im Bergheimerdorf wollte de Vries, der im Auftrag von Westenergie im ganzen Rhein-Erft-Kreis unterwegs ist, am späten Mittag den Stromzähler ablesen. Eine Bewohnerin in Parterre öffnete ihm die Tür.

Ich bin der Länge nach hingeschlagen
Thomas de Vries

Mit Taschenlampe und Mobiltelefon, auf dem er die abgelesenen Werte einträgt, war de Vries konzentriert im Treppenflur bei der Arbeit, als eine andere, etwa 50 Jahre alte Nachbarin ihn „anpöbelte“ und dann mit ihrem Handy filmen wollte, wie de Vries erzählt.

Als er ihr dies untersagt habe, habe die Frau zugeschlagen. Sie habe ihn mit der Faust an der Schläfe so hart getroffen, dass er zu Boden gegangen sei. „Ich bin der Länge nach hingeschlagen“, schildert der 80-Jährige.

Die Nachbarin, die ihm die Haustür geöffnet hatte, rief daraufhin die Polizei. „Die war nach wenigen Minuten vor Ort und sehr freundlich und hilfsbereit“, erzählt der Ableser, der auch „Stunden später noch unter Schock stand. Ich war auf solch einen Angriff nicht gefasst.“ Noch im Haus, nachdem eine Polizistin ihm ein Glas Wasser gereicht hatte, erstattete er Strafanzeige wegen Körperverletzung.

Seine Tochter brachte den Bergheimer ins Maria-Hilf-Krankenhaus

Dann rief er seine Tochter an, die ihn abholte. „Ich konnte nicht mehr Auto fahren“, sagt er, auch Tage später immer noch erschüttert von den Ereignissen. Die Tochter brachte ihn ins Maria-Hilf-Krankenhaus, wo er geröntgt und notärztlich versorgt wurde. „Zum Glück stellte sich heraus, dass nichts gebrochen ist“, sagt de Vries.

Prellungen an der Schläfe von dem Faustschlag und am Knie vom Sturz im Treppenflur diagnostizierte der Arzt und schrieb ihn erstmal für zwei Tage krank. „Zum Glück gab es die Zeugin, die bestätigte, dass nicht ich die Frau angegriffen habe, wie diese behauptete, sondern sie mich.“

Der Ableser hat 30 Jahre lang für einen Sicherheitsdienst gearbeitet

Thomas de Vries ist seit 14 Jahren als Ableser in der Kreisstadt bekannt und beliebt. Auch in seiner Rolle als „Avläser“ im Karnevalszug kennt man ihn und in der Quadrather-Ichendorfer Flüchtlingsunterkunft, wo er Kindern ukrainischer Flüchtlingsfamilien gelegentlich mit Sponsorenunterstützung Süßigkeiten oder im Sommer ein Eis spendiert.

Zuvor war er 30 Jahre lang als leitender Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes tätig. Ans Aufhören dachte de Vries beim Eintritt ins Rentenalter jedoch nicht. Und auch jetzt, nach dem schmerzlichen Vorfall, will er weiterarbeiten: „Ich mache meine Arbeit gerne. 99 Prozent meiner Kunden sind nett und freundlich zu mir, das beruht auf Gegenseitigkeit."

Auf die Frau wartet jetzt ein Verfahren wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Wird sie schuldig gesprochen, erwartet sie eine Geld- oder Freiheitsstrafe. Dann muss sie Schmerzensgeld zahlen und hat zudem für Arztkosten und Verdienstausfall aufzukommen.