Die Stadt plant in Rheidt den Bau eines Mehrgenerationenparks auf Kirchengrund. Die jetzigen Pächter fühlen sich übergangen.
Seit Jahrzehnten verpachtetGeplanter Mehrgenerationenpark in Bergheim bekommt Widerstand

Es formiert sich Widerstand gegen den Mehrgenerationenpark in Rheidt-Hüchelhoven
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Seit 60 Jahren hat Max Abs Kirchenland in Rheidt-Hüchelhoven gepachtet. Er hält dort seine Ziege und die beiden Pferde seiner Schwiegertochter Andrea Abs. Ein anderer Pächter, Mehmet Erol, hält in seinem Gärtchen einige Hühner. Er hatte sie gerettet, als sie nicht mehr genug Eier legen konnten, um für einen Landwirt rentabel zu sein. Seitdem kümmert sich Erol um die Tiere. Doch die Pächter sollen das Grundstück bald räumen.
Die Stadt plant auf dem Land einen Mehrgenerationenpark am Gillbach zu errichten, der eine Fläche von rund 9200 Quadratmetern haben soll. Die Umsetzung der Spiel- und Freizeitfläche wurde im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie am 13. Mai beschlossen. Von der Pressestelle der Stadt heißt es: „Der Baubeginn ist – nach Abschluss der erforderlichen Planungs- und Genehmigungsschritte – für in etwa zwei Jahren anvisiert.“
Bergheim: Mehrgenerationenpark soll 580.000 Euro kosten
Die Planungen sehen dabei neben klassischen Spielgeräten für Kinder auch Flächen für Streetball, Fitness- und Calisthenics vor. Insgesamt werden rund 3300 Quadratmeter der Gesamtfläche als Spiel- und Freizeitflächen gestaltet – bestehend aus ca. 2.340 Quadratmetern Rasenfläche, 265 Quadratmetern Gehölzfläche, 400 Quadratmetern Wegen und Pflasterflächen sowie 300 Quadratmetern Fallschutzbereichen. Die Investitionssumme für das Projekt liege bei etwa 580.000 Euro.

Noch hält Andrea Abs ihre Pferde auf einem Grundstück, das für den Park vorgesehen ist.
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Was für Menschen in Rheidt Möglichkeiten zur Bewegung, Begegnung und Erholung bieten soll, ist für den 81-jährigen Max Abs eine Hiobsbotschaft, zumal auch Erinnerungen am Garten hängen. „In den 70er Jahren hatten wir ein Pony namens Buby, das in Rheidt-Hüchelhoven sehr beliebt war“, schreibt Max Abs in einem Brief, den er dieser Redaktion übergab. Zum Pfarrfest habe er Kindern Kutschfahrten mit Buby angeboten. „Das war doch sicher auch im Sinne der Kirche“, so Abs. Noch immer fahre er täglich er zu seinen Tieren raus. „Wo soll ich mit denen hin?“
Damit steht der 81-Jährige nicht alleine. Über 20 Anwohnerinnen und Anwohner kamen zu einem Treffen in Rheidt zusammen, um dieser Redaktion ihren Unmut zu bekunden, und betonten, dass es mehr geworden wären, wenn es nicht während der Arbeitszeit stattgefunden hätte. „Ich sehe das so, dass man hier Menschen vertreibt, die sich hier etwas aufgebaut haben“, sagt Peter Rasten. Und auch Andrea Abs, Schwiegertochter des 81-jährigen Max Abs, meint: „Viele aus dem Ort wollen das nicht.“ Ein Projekt dieser Größenordnung sei weder erforderlich noch erwünscht.
CDU-Stadtrat sieht viel positiven Zulauf für das Projekt
Die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten zudem, dass es mit dem neuen Park zu mehr Lärm und Vermüllung kommen könnte. Die Pressestelle der Stadt betont, dass die langfristige Pflege und Unterhaltung des Parks durch den städtischen Betriebshof mitgedacht und mitgerechnet worden sei, um die dauerhafte Qualität der Anlage zu sichern.
CDU-Stadtrat Hans Josef Keulertz, der das Projekt mit Ortsbürgermeister Norbert Geuenich vorangetrieben hat, räumte ein, dass mit dem Park eine neue Geräuschkulisse entstehen könnte. Es stünden noch diverse Untersuchungen an, auch in Bezug auf möglichen Lärm. Ein Grillplatz sei aber, anders als zuvor berichtet, nicht vorgesehen, lediglich ein Unterstand, damit man sich im Regen unterstellen kann.
„Ich werde seit 2016 regelmäßig von Eltern angesprochen: Wo sollen unsere Kinder spielen?“, sagt Hans Josef Keulertz. Es gebe zwar kleinere Spielplätze für kleinere Kinder vor Ort, aber nur wenig Angebote für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es hätte bereits 2019 einen Antrag dazu gegeben, nur das Grundstück habe gefehlt. „Ich hoffe, dass wir dabei bleiben können“, sagt der CDU-Stadtrat. Dafür müsse man sich aber auch mit den Leuten auseinandersetzen.
Bürgerbeteiligung erwünscht, aber noch nicht stattgefunden
Auch die Pressestelle der Stadt betont, besonderen Wert auf Bürgerbeteiligung zu legen. „Erste Ideen werden im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens mit den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie den künftigen Nutzerinnen und Nutzern abgestimmt. So entsteht ein Ort, der die Bedürfnisse aller Generationen berücksichtigt und von der Bürgerschaft aktiv mitgestaltet wird.“
Dabei ist genau das ein Auslöser für den Frust der Pächter und Kleingärtner. „Was uns am meisten stinkt, ist, dass weder die Politik noch die Kirche mit uns gesprochen haben“, sagt Gerda Weber, die 2001 den Garten übernahm, den schon ihr Vater gepachtet hatte. Keiner sei auf die Menschen zugekommen, um sie auf den Mehrgenerationenpark vorzubereiten.
„Wir halten hier weitestgehend alles in Ordnung“, sagt Weber. „Wir haben hier oben eine ganz gute Gemeinschaft, in der sich alle untereinander helfen. Und das soll alles kaputt gemacht werden?“ Es werden bereits Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Es werden bereits Unterschriften gegen das Projekt gesammelt. Wie der Kirchenvorstand von St. Michael auf Anfrage bestätigt, sei die Stadt Bergheim in Kontakt mit dem Erzbistum Köln. Der Vorstand von St. Michael, der sich bisher um die Pachtangelegenheiten kümmerte, warte aktuell auf das Verhandlungsergebnis.