KantinenbetreiberSyrer belegt die Brötchen für die Polizei in Rhein-Erft

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Ein Mann hält ein Tablett mit mehreren belegten Baguettes.

Der Deutsch-Syrer Ahmad Nouh betreibt mehrere Kantinen im Kreis, darunter das Casino der Polizei und die Kreishauskantine in Bergheim.

Ahmad Nouh ist als Student nach Deutschland gekommen und betreibt in Bergheim mehrere Kantinen. Er will sein kleines Geschäftsreich weiter vergrößern.

Ahmad Nouhs Arbeitstag beginnt um vier Uhr in der Frühe. Dann steht der Deutsch-Syrer bereits in der Cafeteria des Robert-Wetzlar-Berufskollegs in Bonn und bereitet Baguettes, Wraps, belegte Brötchen, Geflügelrollen und andere Snacks vor.

Die werden allerdings nicht nur in der Bonner Schule verkauft. Nouh macht das Essen auch für vier Einrichtungen im Rhein-Erft-Kreis: Der 35-Jährige betreibt auch die Cafeterias im Nell-Breuning-Berufskolleg in Frechen und im Berufskolleg in Bergheim sowie die Kreishauskantine und das Casino der neuen Polizeizentrale.

Seinen ganz großen Traum konnte sich Ahmad Nouh aus Kostengründen nicht erfüllen

Feierabend hat der Bonner erst um 20 Uhr. Viel Arbeit für einen Mann, der trotz so vieler Arbeitsorte nur auf einen Mitarbeiterstamm von sechs Frauen und einem Mann zurückgreifen kann. „Ich bin ein Kämpfer“, sagt Nouh. „Ich möchte etwas schaffen.“

Auch wenn er aus Syrien stammt: Nouh ist kein Bürgerkriegsflüchtling, selbst wenn diese Vermutung immer erst mal nahe liegt. Es war Nouhs großer Wunsch, in Deutschland zu studieren, der ihn hierhergeführt hat, noch vor Ausbruch des Bürgerkriegs in seiner Heimat. Und dafür hat er einiges auf sich genommen.

Ich bin ein Kämpfer.
Ahmad Nouh, Kantinenbetreiber

„Ohne Sprachkenntnisse durfte ich nicht einreisen, also habe ich erst mal Deutsch gelernt“, berichtet Nouh. Seine Familie stammt aus Aleppo, und Nouh ist für seinen Deutschkurs ins 500 Kilometer entfernte Damaskus gereist. Als 21-jähriger Student kam Nouh dann 2009 nach Deutschland.

Seinen ganz großen Traum, ein Pharmaziestudium, konnte sich der junge Mann aus Kostengründen nicht erfüllen. „Da hätte ich von morgens bis abends im Labor sitzen müssen“, sagt Nouh, der sich aber auch noch seinen Lebensunterhalt verdienen musste. „Bafög stand mir nicht zu.“ Und so entschied sich Nouh für ein Wirtschaftsstudium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Heimbach.

Ahmad Nouh übernahm eine Bäckerei in der Bergheimer Innenstadt

Doch der Bürgerkrieg, der 2011 in seiner Heimat Syrien ausbrach, hat dann doch noch eine entscheidende Rolle in seinem Leben gespielt – und spielt sie bis heute. „Ich musste mein Studium abbrechen, um meine Familie in Syrien finanziell zu unterstützen“, sagt Nouh, der schon während des Studiums als Aushilfe in einer Bäckerei seine Brötchen verdient hatte. „Das war eine schwere Entscheidung.“

Nouh warf sich in die Selbstständigkeit und versuchte viel. Er übernahm eine Bäckerei in der Bergheimer Innenstadt, musste sie aber wegen zu geringer Einnahmen wieder abstoßen. Auch ein Versuch, die Cafeteria im Präha-Bildungszentrum in Horrem zu betreiben, scheiterte. „Da war ein Netto-Markt nebenan, ich hatte keine Chance.“ Doch so langsam kam Nouh, der im Jahr 2016 auch die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, auf die Beine.

Der Traum vom eigenen Restaurant

Und er will sein kleines Geschäftsreich weiter vergrößern. So hofft er auch auf viele externe Gäste, denn das Casino der Polizei oder die Kreishauskantine, für die er Essen von einem anderen Kantinenbetreiber geliefert bekommt, stehen nicht nur den jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern offen. Einen Cateringdienst bietet er auch an, hier will er ebenfalls wachsen und einen eigenen Koch einstellen. Sein größter Traum: „Ich möchte ein Restaurant eröffnen, in dem ich Spezialitäten meiner Heimat anbiete.“

Und noch einen Traum hegt Nouh. Er möchte seine Mutter wiedersehen. Wegen des Bürgerkriegs kann er nicht zurück nach Syrien, ohne Gefahr zu laufen, vom Assad-Regime zum Militärdienst eingezogen zu werden. Und seine Mutter wiederum, die seine beiden Kinder noch nicht hat treffen können, dürfe nicht nach Deutschland reisen – der deutsche Staat habe Sorge, dass sie nach einem Besuch nicht wieder nach Syrien zurückkehrt. „Ich habe meine Mutter seit 13 Jahren nicht gesehen“, sagt Nouh.

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