Jüdische Kulturwochen in Rhein-ErftKlezmer-Legende spielte in Bergheim

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Auf seiner Jubiläumstour machte Klezmer-Legende Giora Feidman mit dem Ensemble Klezmer Virtuos im Medio Station.

Auf seiner Jubiläumstour machte Klezmer-Legende Giora Feidman mit dem Ensemble Klezmer Virtuos im Medio Station.

Bergheim – Es war nicht nur der Abschluss der Jüdischen Kulturwochen des Rhein-Erft-Kreises, sondern auch eine Geburtstagsparty für Klezmer-Legende Giora Feidman. Der Klarinettist machte auf seiner „Tour 85“ mit dem Ensemble Klezmer Virtuos Station im Medio.

Die Beine wollen nicht mehr so recht, der Gang auf die Bühne sah beschwerlich aus. Das liege auch an einem Bandscheibenvorfall, sagte Feidman. Finger und Kopf hingegen sind unverändert beweglich und spritzig. Mit leisen, innigen Tönen startete der Altmeister des Klezmer den Konzertabend im Medio.

Bergheim: Auf Improvisation folgt Leonhard Cohen

Nach und nach mischten sich Harfe, Akkordeon, Bass und Saxophon in die zarte, geradezu zärtlich intonierte Melodie ein, die sich zu klangbreiten Improvisationen über „Shalom Chaverim“ auswuchs. Mit einem ewig langen, bejubelten Klarinettenton bewies Feidman, dass ihm die Puste so schnell nicht ausgeht. Immer wieder versank er solistisch in seine Musik, um die anderen dann wieder ins Boot zu holen. Leonard Cohens „Halleluja“ schälte sich erst nach Minuten aus dem Improvisationsgeflecht heraus.

Still wurde es im Saal, als Feidman zu ein paar besinnlichen Worten anhob. „What a wonderful world, this is a wonderful world. Ich fühle mich zu Hause in diesem Land. Die Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden erlauben es, dass wir hier in Frieden leben. Ein Wunder nach unserer Vergangenheit“, sagte er auf Englisch. Aber auch: „Wir müssen den Frieden verteidigen. Was sollen unsere Kinder sagen, wenn sie hören, dass Menschen den Frieden mit Bomben verteidigen. Das ist einfach dumm.“

Enkelin steht in Bergheim mit auf der Bühne

Dann erklang die „Wonderful world“, erst innig, dann mit einigen Kabinettstückchen am Knopfakkordeon. Konstantin Ischenko streute Passagen aus der „Barbier“-Ouvertüre von Rossini in atemberaubender Spielkunst ein.

An der Harfe brillierte Hilo Ofek mit filigranen Motiven und ausladenden Arpeggien. „Meine Enkelin“, wie der Jubilar stolz preisgab. Mit Andre Tsirlin am Sopransaxophon, der auch ein paar Schnipsel von Bachs „Badinerie“ ins Klezmer-Gewand hüllte, spielte sie ein hinreißendes „Over the Rainbow“ aus dem Musical „Der Zauberer von Oz“. Nina Hacker am Kontrabass legte das verlässlich tragende Fundament und zeigte Spielfreude bei einigen Solo-Passagen.

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Nach für das Klezmer-Genre typischen klagend-optimistschen Abstechern in Gershwins jazzige „Summertime“ und dem im Original aus dem Jiddischen stammenden Popsong „Donna, donna“ ernteten Feidman und das Ensemble Klezmer Virtuos minutenlange Ovationen, die mit einem schwungvollen „Bella Ciao“, der antifaschistischen Hymne aus Italien, quittiert wurden.

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