KommentarZweite Gesamtschule in Brühl würde Chancen bringen, aber auch die Wahlfreiheit begrenzen

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Die Erich-Kästner-Realschule in Brühl ist abgebildet. Die Hausnummer, das Logo der Realschule sowie das Schulgebäude sind zu sehen.

Das Ringen um die Errichtung einer zweiten Gesamtschule dürfte in den kommenden Monaten eines der bestimmenden Themen in der Brühler Politik werden.

Alle Seiten sind gut beraten, mit großer Offenheit über ihre Einschätzungen und Motive zu sprechen, kommentiert Wolfram Kämpf.

Das Ringen um die Errichtung einer zweiten Gesamtschule dürfte in den kommenden Monaten eines der bestimmenden Themen in der Brühler Politik werden. Alle Seiten sind gut beraten, mit großer Offenheit über ihre Einschätzungen und Motive zu sprechen. Das gilt im besonderen Maße für die Ratsleute des rot-grünen Bündnisses. Sie halten mit ihrer Mehrheit im Stadtrat und einer von einem SPD-Bürgermeister geführten Verwaltung im Rücken die Zügel in der Hand.

Zu dieser Offenheit gehört es zu sagen, dass die zuletzt gestiegene Zahl abgelehnter Kinder an der bestehenden Gesamtschule zwar als Auslöser für Überlegungen taugt, es aber in Wahrheit um Grundsätzliches geht.

Béla Kassan, Schulexperte der Grünen, hat in der Sitzung des Schulausschusses einen Schritt in diese Richtung getan. Er hat seine Erinnerungen an die eigene Schulzeit geschildert und gesagt, der Austausch mit den Mitschülern habe ihm zeitweise mehr gegeben, als das, was die Lehrer an die Tafel geschrieben hätten.

Grünen-Schulexperte Kassan mit Schritt in die richtige Richtung

Kassan hat betont, dass er das gemeinsame Lernen von Kindern unterschiedlicher Herkunft und Begabung für bereichernd und den richtigen Weg hält. Diese Meinung kann man teilen und eine weitere Gesamtschule befürworten oder auch nicht. Der Gegenentwurf ist die Beschulung etwas homogenerer Gruppen in einem mehrgliedrigen System, das in Brühl – ergänzt um die bestehende Gesamtschule – praktiziert wird.

Wenn man den Wandel will, sollte man die Konsequenzen klar aufzeigen und für eine möglichst breite Basis sorgen. Den bestehenden weiterführenden Schulen gute Arbeit zu bescheinigen, die Bedenken ihrer Leiter aber beiseite zu schieben, ist die eine Unwucht. Ausschließlich die Eltern zweier Jahrgänge zu fragen, ob diese ihre Kinder an einer weiteren Gesamtschule anmelden würden, die andere.

Diese Entscheidung muss die Bürgerschaft insgesamt tragen. Und die Menschen müssen vorher wissen, dass die Schaffung einer zweiten Gesamtschule zwar die Chancen auf einen Platz in dieser Schulform deutlich erhöht, an anderer Stelle die Wahlfreiheit aber begrenzt. Nämlich durch das Aus der städtischen Haupt- und Realschule. (wk)

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