Über die Probleme der Karnevalisten, Tollitäten zu finden.
KommentarIn Brühl und Bachem gibt es keine Tollitäten - Zeit für Umschwung

Ein Bild aus vergangenen Zeiten. Da regierte in Brühl noch ein Dreigestirn.
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Die Nachricht kam nicht überraschend, denn die Verantwortlichen des Brühler Karnevals hatten schon vor Monaten intensiv die Werbetrommel gerührt, um noch Tollitäten für die bevorstehende närrische Zeit zu finden. Doch in der kommenden Session wird der närrische Elias am Karnevalssonntag ohne Trifolium losfahren. Selbst wenn sich noch jemand finden sollte, wäre die Vorbereitungszeit jetzt einfach zu kurz. Die Suche fokussiert das Festkomitee Brühler Karneval inzwischen auf die Session 2026/27.
Brühl steht bei dem Problem nicht allein da, auch in anderen Städten wird es immer schwieriger, närrische Regenten zu finden. Der rund 5000 Einwohner zählende Frechener Stadtteil Bachem wird auch in der anstehenden Karnevalszeit ohne Tollität dastehen. Die Zeiten, in denen Anwärter auf das höchste karnevalistische Amt Schlange standen, sind vorbei. Ein Verein oder Festkomitee, das jetzt schon sagen kann, wer in zwei Jahren das Dreigestirn oder den Prinzen stellt, kann sich glücklich schätzen.
15 000 Euro Kosten
Heute plagen die Vereine vielfach Nachwuchssorgen. Ein großes Problem sind die Kosten für das Amt des Prinzen oder Dreigestirns. In Brühl wird von rund 15.000 Euro gesprochen. Wolfgang Schreck, Präsident des Karnevalsverbands Rhein-Erft, liegt vermutlich mit seiner Analyse und Ursachenforschung richtig. Er sagt, die Vereine müssten in Zukunft umdenken, sich vielfach neu aufstellen und attraktive Angebote zur Freizeitgestaltung für junge Leute machen. Melden sich heute neue Leute an und fühlen sich im Verein wohl, dann ziehen sie weitere mit. In vielen Vereinen müssten mehr junge Leute nachrücken.
Es gab Zeiten, da wollten die jungen Jecken etwas bewegen – wurden aber von den „Alten“ nicht gelassen. Heute wollen viele der inzwischen noch Älteren in den Vereinen und Festkomitees Aufgaben abtreten – aber jetzt fehlt vielfach der Nachwuchs. Der Zug für den Umschwung ist noch nicht abgefahren, aber es wird höchste Zeit, wenn es auch in Zukunft noch Tollitäten geben soll, die das Publikum in den Sälen oder am Straßenrand erfreuen sollen.