Weiteres Traditionsgeschäft schließtHut Fußel in Brühl macht Ende Februar dicht

Lesezeit 3 Minuten
Das Geschäft „Hut Fußel“ an der Uhlstraße schließt Ende Februar.

Das Geschäft „Hut Fußel“ an der Uhlstraße schließt Ende Februar.

Brühl – Das Erscheinungsbild der Brühler Innenstadt verändert sich erneut. Ende Februar wird die Anfang der 60er-Jahre angebrachte Leuchtreklame des Geschäfts Hut Fußel zum letzten Mal ihr gelbes Licht auf die Uhlstraße werfen. Das Geschäft schließt.

Läden schliessen

In den kommenden Tagen schließen in Brühl mehrere Geschäfte. Vom Balthasar-Neumann-Platz verabschiedet sich Euronics Pohl, von der Uhlstraße die Metzgerei Harf und der Sportartikelhändler Heidingsfelder. Ob die dortige Filiale der Hürther Bäckereikette „Kleins Backstube“ das geschlossene Ladenlokal wieder öffnet, sei offen, erklärte Geschäftsführer Oliver Klein, dessen Unternehmen allein in Brühl sechs weitere Filialen betreibt. (wok)

Damit verliert die Stadt einen weiteren etablierten Einzelhändler, und es endet eine lange Geschichte. „Leicht fällt uns der Abschied sicherlich nicht“, sagt Karl-Josef Fußel, der das Hutgeschäft seit einiger Zeit mit seiner Frau Annemie führt. Doch noch geht es für trübe Gedanken viel zu geschäftig zu. Die Rabatte des Räumungsverkaufs locken viele Kunden an.

Viel los war auch schon vor 113 Jahren, als seine Großeltern den Laden eröffneten. Damals noch unter dem Namen Putz- und Modewaren Fußel. Mitte der 50er-Jahre übergaben die Großeltern das Unternehmen dann an Fußels Mutter Anneliese, eine gelernte Hutmacherin. „Sie hat vieles umgestaltet und auch den Verkaufsraum vergrößert“, sagt Fußel, der weiter oben im Haus aufwuchs. Platz war entstanden, weil die Produktion von Hüten deutlich reduziert wurde.

Noch sind Annemie und Karl-Josef Fußel im Laden tätig.

Noch sind Annemie und Karl-Josef Fußel im Laden tätig.

„In den Anfangsjahren waren hier noch mehr als zehn Mädels mit der Herstellung von Filzhüten beschäftigt“, sagt Fußel. Noch bis vor 15 Jahren habe seine Mutter eine Hutmacherin beschäftigt, die sich jedoch vor allem um Reparaturen und die Anpassung von Hutgrößen kümmerte. Kappen, Hüte und andere Kopfbedeckungen wurden längst bei größeren Herstellern geordert.

Eines aber blieb viele Jahrzehnte unverändert: Den Laden schmiss Anneliese Fußel. „Sie hat noch mit 93 Jahren jeden Tag im Geschäft gestanden. Sie konnte nicht ohne den Laden“, sagt der Junior, der inzwischen auch schon 71 Jahre alt ist, über die 2017 verstorbene Mutter.

Es kaufen nur noch wenige Menschen Hüte

Als seine Mutter noch im Laden war, ihr die Arbeit aber zunehmend schwerfiel, half er häufiger aus und übernahm schließlich die Geschäftsführung. „Eigentlich war ich schon in Rente. Aber ich hatte ihr versprochen, den Laden noch eine Weile weiterzuführen“, erklärt Fußel. Er würde auch noch ein, zwei Jahre dranhängen, betont er, doch das lohne sich kaum noch, obwohl er ja keine Miete zahlen müsse. „Schon in den vergangenen acht Jahren hat sich der Umsatz nicht erfreulich entwickelt“, sagt er.

„Putz- und Modewaren Fußel“ eröffnete 1906. Heute sieht die Fassade anders aus.

„Putz- und Modewaren Fußel“ eröffnete 1906. Heute sieht die Fassade anders aus.

Früher habe man zu vielen Anlässen, wie Hochzeiten oder Beerdigungen Hüte getragen. Das sei nun anders. In unmittelbarer Nähe fehlten durch den Umbau des Janshofes Parkplätze für Kunden, und die Konkurrenz durch den Online-Handel und auch durch andere Geschäfte habe deutlich zugenommen. „Früher gab es eben Hüte nur im Hutgeschäft. Heute führt sie beinahe jedes Bekleidungsgeschäft“, so der 71-Jährige. Die Suche nach einem Nachfolger habe er daher auch gar nicht erst angefangen. Was aus dem Haus und dem Ladenlokal werde, sei noch offen, sagt er. Doch darum will er sich kümmern, wenn die gelbe Leuchtreklame von Hut Fußel nicht mehr leuchten wird.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren