Nach Kritik von BürgernChefarzt stellt Pläne für Psychotherapie-Klinik in Herrig vor

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Die Somnia-Klinik will in den Schöddershof umziehen.

Die Somnia-Klinik will in den Schöddershof umziehen.

Erftstadt-Herrig – Der Schöddershof ist ein verstecktes Schmuckstück. Wer durch Herrig fährt, sieht ihn in der Regel nur von der Seite, die lange Backsteinfassade eines alten Vierkanthofs. Um einen Blick durch das schmiedeiserne Tor auf das prächtige Haupthaus zu werfen, muss man in die Seitenstraße abbiegen.

„Es ist der richtige Ort, um Ruhe und Entspannung zu finden“, sagt Dr. Jaroslav Malevani, Chefarzt der Somnia-Klinik in Hürth. Die Privatklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie will umziehen: aus dem ehemaligen Kreishaus in Hürth in die ländliche Idylle Herrigs.

Noch gehört der Schöddershof Ernst Wilhelm Contzen, seine Eltern hatten ihn ab 1948 gepachtet. Contzen ist zuversichtlich, dass das Projekt realisiert wird: Der Stadtrat habe grünes Licht gegeben, alle Behörden seien gehört worden, der Denkmalschutz habe keine Bedenken.

Klinik im Schöddershof: „Es ist keine forensische Klinik“

Einige Herriger sehen die Klinikansiedlung allerdings kritisch. Um mit ihnen ins Gespräch zu kommen, werde es demnächst eine Informationsveranstaltung geben – die Vorbereitungen liefen.

Jaroslav Malevani möchte den Geist des Hofes erhalten, auch wenn dort hochmoderne Klinikgebäude errichtet werden sollen.

Jaroslav Malevani möchte den Geist des Hofes erhalten, auch wenn dort hochmoderne Klinikgebäude errichtet werden sollen.

Im Schöddershof sollen 56 Patientinnen und Patienten stationär aufgenommen werden, etwa zehn werden teilstationär behandelt. „Es ist keine forensische Klinik“, stellt Malevani klar. Es würden keine Menschen zwangseingewiesen, es gebe auch keine geschlossene Station. Behandelt würden vor allem Menschen mit Depressionen, Burnout oder Schlafstörungen.

So reagieren die Klinikbetreiber auf das Verkehrsproblem in Herrig

Neben der Befürchtung, von den Patienten könne eine Gefahr für die Menschen in Herrig ausgehen, treibt die Kritiker des Projekts vor allem die Sorge um, der kleine Ort könne der zusätzlichen Verkehrsbelastung nicht gewachsen sein. Der Schöddershof liegt an der neuralgischen Engstelle von Herrig, wo sich die Autos über nur eine Fahrspur zwängen und der Weg zum Kindergarten auf einem sehr schmalen Bürgersteig verläuft.

Die neue Mauer soll die Optik des alten Vierkanthofs wahren und die Klinikgebäude verbergen.

Die neue Mauer soll die Optik des alten Vierkanthofs wahren und die Klinikgebäude verbergen.

Der Klinikbetreiber, die Oberberg-Gruppe, plant deshalb, die Gebäude an dieser Stelle zurückzusetzen, damit die Kinder sicher in die Kita kommen. Der Vierkanthof dort soll ohnehin abgebrochen werden. Eine Mauer aus den alten Steinen soll später die vertraute Optik wiederherstellen, dahinter sollen hochmoderne einstöckige Klinikgebäude errichtet werden.

Chefarzt Malevani: „Kein einziger Stellplatz in Herrig wird genutzt“

Genügend Parkplätze – auch für Besucher – würden geschaffen. Vorgesehen ist dafür eine Wiese gegenüber dem Hof. Malevani: „Kein einziger Stellplatz im Dorf wird genutzt.“ 65 Arbeits- und Ausbildungsplätze sollen in der Klinik entstehen.

Der Schöddershof ist ein Kleinod mit stilvoller Architektur.

Der Schöddershof ist ein Kleinod mit stilvoller Architektur.

Im Herrenhaus darf wegen des Denkmalschutzes nur wenig verändert werden, dort soll die Klinikverwaltung einziehen. Die Fassaden der Remisen werden nicht verändert. Die eine wird zur Multifunktionshalle, in die andere zieht ein Patientenrestaurant ein. Jaroslav Malevani gerät ins Schwärmen: „Der Hof hat einen besonderen Geist, den wollen wir erhalten.“

Der Schöddershof ist ein Kleinod mit stilvoller Architektur und einem Park, in dem beeindruckende alte Bäume wachsen.

Der Schöddershof ist ein Kleinod mit stilvoller Architektur und einem Park, in dem beeindruckende alte Bäume wachsen.

Der liebevoll gepflegte Park mit seinen alten Bäumen sei eine heilsame Umgebung. Das Gartenhaus soll zum Atelier werden. Der Chefarzt lenkt den Blick auf die positiven Seiten der Klinikansiedlung: Die Stadt erhalte Einnahmen durch die Gewerbesteuer, und sowohl beim Umbau als auch beim Betrieb wolle man mit ortsansässigen Unternehmen zusammenarbeiten.

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Bis die ersten Patientinnen und Patienten in den Schöddershof einziehen, wird allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. „Wir haben den Mietvertrag in Hürth vor Kurzem um vier Jahre verlängert“, berichtet Malevani.

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