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Ein großes Stück HeimatHier können Sie digital die Bliesheimer Dorfgeschichte erkunden

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt eine alte Postkarte mit Bliesheimer Motiven.

Zum umfangreichen Bestand des digitalen Archivs gehört diese Postkarte mit alten Dorfansichten.

Der Archivraum des Bliesheimer Rohmedräjer-Clubs wurde eingeweiht. Es existieren bereits 300.000 historische Exponate.

Es war ein feierlicher Moment, als Pfarrer Willi Hoffsümmer zum Bliesheimer Dorfgemeinschaftshaus an der Frankenstraße kam und das neue, digitale Dorfarchiv des Rohmedräjer-Clubs betrat. „Hier ist Heimat unter den Füßen“, schwärmte der Geistliche. Er lobte die Arbeit der Ehrenamtler und betonte, ein solches Projekt festige den Zusammenhalt im Ort noch weiter.

Dann segnete er den liebevoll restaurierten Raum. Nach einer Bauzeit von zwei Jahren konnten die beiden Initiatoren Bernd Kremer und Willi Pütz vom Rohmedräjer-Club anschließend das Archiv ganz offiziell für eröffnet erklären. Zweimal im Monat soll es künftig für die Bürger geöffnet sein. Dann ist es den Besuchern möglich, entweder alleine an einem der vier Plätze am Computer oder in der Gruppe mit bis zu zwölf Erwachsenen vor dem großen Bildschirm die digitalisierten Bilder, Filme und Dokumente aus der Geschichte des Ortes zu betrachten.

Film zeigt den Liblarer See in seiner Entstehungsphase

Wie sehr sich ein Besuch im Archiv lohnt, offenbarte eine kleine Kostprobe. Für die offizielle Eröffnung hatte Kremer unter anderem aus dem „Film-Erbe“ von Martin Schmitz einen Streifen zusammengeschnitten und digitalisiert, der den Liblarer See in seiner Entstehungsphase zeigt, als 1960 die ersten Campingwagen dort „wild“ parkten und die Menschen den See als Naherholungsvergnügen entdeckten.

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Die Einweihungsfeier begann zunächst im Festsaal des Dorfgemeinschaftshauses „Em Dörp 1790“ mit einem kurzen Rückblick auf die Entstehung des Dorfarchivs und auf den zweijährigen Umbau der alten, dem Haus angeschlossenen Kegelbahn. Seit vielen Jahren sammeln Kremer und Pütz bereits Bilder und Dokumente aus Bliesheim und Umgebung. Weil sich viele Menschen nicht von ihren Fotografien trennen können, hat Kremer schnell damit begonnen, sie zu digitalisieren, damit die Originalfotos bei den Besitzern verbleiben können. „Das ist im Nachhinein gesehen ein großer Vorteil“, erklärte Kremer.

Der Club hatte bereits 2011 im Pfarrheim ein Internetcafé eingerichtet

Schon 2008 hatten sie mit Hilfe von Michael Buschfeld eine Internet-Seite eingerichtet, die rund 89.000 Mal besucht worden war. Wer nun die mehr als 300.000 historischen Exponate in Augenschein nehmen will, begibt sich zum Archivraum. Damit will der Club einerseits sicherstellen, dass der Raum auch tatsächlich genutzt wird, und andererseits Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Anfang September 2011 hatte der Club bereits im Pfarrheim ein Internetcafé eingerichtet. Das Angebot sei gut angenommen worden – bis zum Ausbruch der Pandemie.

Wahrscheinlich hätten Pütz und Kremer ihre Arbeit und ihre Mission nach der Pandemie im Pfarrheim fortgesetzt, hätten ihnen im Juni 2020 die Nachkommen des Hobby-Filmers Martin Schmitz aus Bliesheim nicht das gesammelte Filmmaterial nebst Gerätschaften zur Verfügung gestellt. Der Platz wurde knapp.

Es haben uns ganz viele Menschen geholfen.
Willi Pütz

So kam der Verein „Em Dörp“ ins Spiel. Er hatte vor Jahren auch das Dorfgemeinschaftshaus übernommen und mit großem Aufwand aus- und umgebaut. Nun überließ er dem Club die Kegelbahn. Unter der Bauleitung von Wilfried Beckmann wurde der Raum komplett saniert. Namentlich hob Pütz in seinen Schilderungen unter anderem Lambert Schlösser und Rolf Riegel hervor, die die Arbeiten tatkräftig unterstützt hatten. „Aber es haben uns ganz viele Menschen geholfen“, betonte er.

Das Archiv wird derweil seinen Bestand weiter ausbauen. So rief Kremer die Bliesheimer Bürger auf, weiterhin Bilder, Dokumente und Filme auszusortieren und zum Einscannen vorbeizubringen. Die Webseite, auf der die alten Fotos bisher zu sehen waren, ist seit 11. Juni 2023 abgestellt. „Zurzeit sind die Bilder nur in unserem digitalen Archiv zu sehen“, erklärte Kremer.

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