Tränen in FrechenUkrainerin liest aus Kriegstagebuch ihres zehnjährigen Cousins vor

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Innerhalb von drei Tagen organisierten Eltern des Gymnasiums Frechen eine Mahnwache.

Innerhalb von drei Tagen organisierten Eltern des Gymnasiums Frechen eine Mahnwache.

Frechen/Wesseling – Im Rhein-Erft-Kreis sind auch am vergangenen Wochenende Menschen zusammengekommen, um gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu demonstrieren.

Spontan hatten Eltern des Gymnasiums Frechen eine Mahnwache auf dem Rathausplatz organisiert. Am Mittwoch entstand die Idee, und drei Tage später kamen mehr als 300 Menschen zusammen, um gegen Krieg und für Frieden ein Zeichen zu setzen. Kinder hatten Plakate gemalt, Erwachsene sich in den Farben der Ukraine eingekleidet.

„Give Peace a chance“, tönte die Livemusik über den Platz. Das Organisationsteam um Dirk Wrhel, Linda Singer, Katharina Blum, Markus Götzens, Anna Tabea Gerber und Inken Groenewald zeigte sich zufrieden mit der Resonanz.

„Ich darf die Nachttischlampe nicht anschalten, wenn ich lesen möchte“

Bei der Mahnwache las Alexandra Runde aus dem Tagebuch ihres zehnjährigen Cousins Artóm. Runde wurde 1991 in Dnipro in der Ukraine geboren. Sie lebt in Mannheim und hat gute Kontakte in den Rhein-Erft-Kreis, wo sie bis vor einem Jahr zu Hause war. Der erste Tagebucheintrag ihres Cousins, den sie vortrug, stammte vom 23. Februar in Dnipro. „Es ist Krieg, hat Mama gesagt. Das bedeutet, wir dürfen nicht mehr in die Schule, nicht mehr raus zum Fußballspielen, ich darf die Nachttischlampe nicht anschalten, wenn ich lesen möchte.“

Weitere Einträge handelten von Sirenen Tag und Nacht, von Luftschutzbunkern und fürchterlichen Gerüchen. „Mama erzählt, dass wir unser Zuhause verlassen müssen“, las Runde. Die 300 Teilnehmer der Mahnwache hingen an ihren Lippen. Einige hatten Tränen in den Augen.

„Aus dem Fenster habe ich zum ersten Mal einen toten Offizier gesehen“

„Wir fliehen zu Tante Vika und Alexandra nach Deutschland“, las sie weiter. Die Familie und Freunde, insgesamt sechs Kinder, machten sich auf den Weg. Ohne den Vater, der bleiben musste, um das Land zu verteidigen. Er brachte die Familie zum Bahnhof. „Aus dem Fenster habe ich zum ersten Mal einen liegenden Offizier gesehen, einen toten Offizier“, hieß es in dem Tagebuch. Wenig später erreichte der Zug Kattowitz, wo Tante Vika und Alexandra bereits warteten.

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Gemeinsam ein Zeichen für den Frieden in Europa setzen wollte auch die CDU Wesseling bei einer Mahnwache im Rheinpark. Die Organisatoren freuten sich über die Teilnahme von Vertretern der katholischen Kirche, der islamischen Gemeinde und der Abgeordneten Axel Voss (MdEP), Detlef Seif (MdB) und Gregor Golland (MdL). Insgesamt kamen etwa 70 Teilnehmer.

Mahnwache Ukraine Wesseling

Die CDU Wesseling organisierte eine Mahnwache.

Olaf Krah sagte: „Nach 27.634 Tagen endete am 25. Februar die längste Friedensphase in Europa. Wir wünschen uns, dass die Kämpfe in der Ukraine heute noch beendet werden.“ Ein ökumenisches Gebet und ein Friedenslicht brachte die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter mit. „Mit dem heutigen Morgen wollen wir auch einen Moment Raum geben für Gedenken und Gebete. Die Kerzen, die wir hierzu entzündet haben, sollen weitergereicht werden, um so die Gedanken an die Menschen in der Ukraine und überall auf der Welt wachzuhalten.“

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