Der Bierliterat und -blogger ist zu Gast im Alten Bahnhof: Gemeinsam mit Biersommelière Julia Trunz präsentiert er sieben Biere zu sechs Geschichten.
Gastro-TrendIn seinem Leben dreht sich alles um Bier - Volker Quante tritt in Frechen auf

Der Bierblogger und -literat Volker Quante kommt in den Alten Bahnhof Frechen.
Copyright: Volker Quante
Volker R. Quante aus Wunstorf hat sein unstetes Berufsleben mit vielen Reisen dazu genutzt, in seinen freien Stunden Biere, Bars und Brauereien auf der ganzen Welt zu erkunden. Seine Erlebnisse hat er in Büchern, Artikeln und tausenden von Blogbeiträgen festgehalten. Seit Herbst 2024 macht er sein Hobby zum Beruf: Er performt unter dem Motto „Bier trifft Buch“ seine Texte und verkostet mit seinen Gästen die dazu passenden Biere. So auch am Samstag, 28. Juni, im Alten Bahnhof Frechen (s. Infokasten). Alexa Jansen sprach mit ihm über seine Leidenschaften, Trends in der Bierkultur und Tipps für Bierfans.
Wie ist Ihre Leidenschaft für Bier entstanden?
Bier trinke ich eigentlich„ schon immer“ – Bundeswehrzeit und Studium waren die Anfänge. Durch einen schon damals, also vor über vierzig Jahren, relativ gut sortierten Getränkemarkt in der Nähe der Uni kam ich aber auf die Idee, immer wieder neue Biere auszuprobieren und sie mir in einem Oktavheft zu notieren.
Das waren zwar alles nur die klassischen deutschen Bierstile, es gab ja noch kein Craftbier, aber immerhin doch ein Querschnitt durch die deutsche Bierwelt. Bedingt durch Urlaube und berufliche Reisen wurde das Oktavheft schnell voll, und ich begann Mitte der 90er nicht nur, meine verkosteten Biere auf meinem allerersten PC zu notieren, sondern auch, Notizen zum Aussehen, Geruch und Geschmack zu machen. Tja, das ist dann irgendwie eskaliert, und ich habe mittlerweile eine Datenbank mit fast 24000 Einträgen.
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Bier bestimmt Ihr berufliches Leben in vielen Varianten - in welchen und was ist Ihr Schwerpunkt?
Zunächst war Bier für mich nur ein – zugegebenermaßen sehr aufwendiges – Hobby, als Ausgleich für meinen oft sehr fordernden Hauptberuf als Offizier der Bundeswehr. Neben der Pflege meiner „bierigen“ Verkostungsnotizen habe ich Mitte der 90er auch angefangen, selbst zu brauen.
Als sich im Laufe meiner Karriere die Dienstreisen häuften, habe ich die Abende nicht an der Hotelbar mit immer gleichen Industriebieren verbracht, sondern mich in den freien Stunden auf die Suche nach interessanten Bieren, Bierbars oder Kleinbrauereien gemacht. Die Erlebnisse waren teilweise so spannend, dass ich angefangen habe, darüber zu schreiben. Entstanden sind mehrere Bücher, zahlreiche Zeitungsartikel, Kolumnen und – vor allem – einer der umfangreichsten Blogs über Bier im deutschsprachigen Raum, mit mittlerweile fast dreitausend Artikeln.

Ralph und Julia Trunz sowie Eva und Thomas Trunz (v.l.n.r.) führen die Brauerei und das Restaurant "Alter Bahnhof Frechen" als Familienbetrieb.
Copyright: Alexa Jansen
Wie sehen Ihre Arbeitstage aus?
Seit Beginn meines Ruhestands Anfang Oktober 2024 kann ich mich meinem Hobby Bier sehr entspannt widmen. Frühmorgens (ich bin extremer Frühaufsteher) und über die Mittagszeit investiere ich rund drei bis vier Stunden für Recherche und das Schreiben über Bier. Am Abend nehme ich mir nahezu immer die Zeit, ein oder zwei Biere sorgfältig zu verkosten und meine Eindrücke dazu auch schriftlich festzuhalten.
Frechen: Sieben Biere zu sechs Geschichten im Alten Bahnhof
Parallel dazu versuche ich, für mein Projekt „Bier trifft Buch“, also für unterhaltsame Lesungen oder eher Performances meiner Texte mit Verkostungen dazu passender Biere, Akquise zu betreiben oder bereite meine nächsten Veranstaltungen vor. Auch Ausflüge oder Reisen werden stark von der Suche nach neuen Bieren und interessanten Bierlocations geprägt – allerdings nicht ausschließlich, dafür sorgt meine Lebensgefährtin schon, dass die Kultur und die Erholung nicht zu kurz kommen.
Welchen Stellenwert sehen Sie für Bier in der heutigen Konsumwelt?
Es ist sehr spannend, zwei gegenläufige Entwicklungen zu beobachten. Einerseits geht der Bierkonsum stetig zurück. Gesundheitsbewusstsein und schleichende kulturelle Veränderungen wirken sich auf den Alkoholkonsum aus – was sicherlich nicht schlecht ist, denn alkoholische Getränke, auch Bier mit seinem relativ niedrigen Alkoholgehalt, sind natürlich Zellgifte und können in die Abhängigkeit führen.
Trend geht zu edlen Genussbieren
Andererseits bekommt Bier ein zunehmend wertschätzenderes Image. War bisher Bier eher ein Getränk für „Volumentrinker“, während der gehobenen Genuss und die Speisenbegleitung dem Wein vorbehalten war, rücken mittlerweile neue und kreative, teils auch hochpreisige Biere den Genuss stärker in den Vordergrund. Insbesondere in Frankreich, Belgien und Italien, in denen die Küche eh schon immer viel experimentierfreudiger und vielfältiger war als in Deutschland, beobachte ich eine sehr spannende Entwicklung hin zu edlen Genussbieren, die mit faszinierender Aromenvielfalt zu begeistern vermögen.
Weg vom billigen Massenkonsum, hin zu bewusstem Genießen, gerne auch zu höheren Preisen. Man gönnt sich auch mal ein teureres Bier in der 0,75 l oder gar Magnum-Flasche mit Naturkorken. Deutschland ist da leider sehr konservativ und steht noch ganz am Anfang dieser Entwicklung – hier scheinen die Kriterien Preis und Verfügbarkeit unverändert die wichtigsten zu sein.

Der Bierblogger und -literat Volker Quante kommt in den Alten Bahnhof Frechen.
Copyright: Volker Quante
Gibt es regionale oder auch soziale Unterschiede bei den Biertrinkern ?
Ja, eindeutig. Zum einen gibt es in Bezug auf die Hopfenbittere ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Biere mit starker Hopfung und ausgeprägter Bittere sind im süddeutschen Raum nicht sehr beliebt; umgekehrt gelten die dort täglich getrunkenen bayerischen Hellen im Norden gerne mal als „Zuckerwasser“. Das ändert sich mit dem Siegeszug des Hellen in den letzten zwei Jahren aber gerade – auch im Norden werden zunehmend mildere, weichere Biere getrunken.
Frauen sind, wenn sie ihre allererste Reaktion „ich mag gar kein Bier“ erstmal überwunden haben, viel offener gegenüber Fruchtbieren, Bieren mit exotischen Aromen oder mit ungewöhnlichen Geschmacksnuancen.
Zum anderen sind es insbesondere die Großstädte, in denen gerne einmal etwas Neues ausprobiert wird. Dort stoßen kreative Biere in Stilen, die in Deutschland noch fast unbekannt sind (belgische Sauerbiere, französische Bières Brut, britische oder amerikanische Imperial Stouts oder India Pale Ales und vieles mehr), auf Interesse.
„Auf dem Dorf“, um das mal so platt zu sagen, bleibt der klassische Biertrinker eher bei dem, was er schon immer trinkt. Dem Standardbier „von umme Ecke“ oder dem preiswerten Aktionsbier aus dem Supermarkt. Und es ist tatsächlich meistens ein „er“. Frauen sind, wenn sie ihre allererste Reaktion „ich mag gar kein Bier“ erstmal überwunden haben, viel offener gegenüber Fruchtbieren, Bieren mit exotischen Aromen oder mit ungewöhnlichen Geschmacksnuancen.
Worauf sollten Biertrinker am meisten achtgeben?
Auch hier ist die Antwort kurz: Biere müssen kühl und vor allem dunkel gelagert und – mit Ausnahme einiger weniger Spezialbier-Stile – möglichst frisch getrunken werden. Monatelang auf dem Balkon in der Sonne zu stehen, mag kein Bier. Was leider die meisten Getränkemärkte auch nicht berücksichtigen, wenn sie ihre Sonderangebote vor dem Eingang als Blickfang in die pralle Sommersonne stellen.
Welches ist Ihr persönliches Lieblingsbier?
Ach, das hängt sehr, sehr stark von der Situation ab. In der Sommerhitze ein kühles belgisches Wit oder eine erfrischende Leipziger Gose. An einem Winterabend ein Barley Wine oder ein im Whiskyfass ausgebautes Imperial Stout. In fröhlicher Runde natürlich auch ein Weißbier oder ein Helles für den großen Schluck. Zum mehrgängigen Menü ein jeweils mit der Speise harmonierendes (oder vielleicht auch mal bewusst kontrastierendes …) Spezialbier. Grundsätzlich aber finde ich Biere, die in mit Spirituosen oder Wein vorbelegten Holzfässern ausgebaut werden, besonders interessant. Die gehen trotz ihres Alkoholgehalts von manchmal über zehn Volumenprozent auch mal an einem Sommerabend …
Volker R. Quante liest am Samstag, 28. Juni, 19 Uhr, im Brauhaus Alten Bahnhof Frechen, Kölner Straße 39. Julia Trunz, Biersommelière, Bierologin und Mitinhaberin der Brauerei Alter Bahnhof – präsentiert dazu passende Bierspezialitäten aus aller Welt, stilistisch abgestimmt auf Ort, Stimmung und Komik der jeweils gelesenen Anekdote.
Tickets gibt es ab sofort im Vorverkauf vor Ort für 39 Euro, Abendkasse 44 Euro. (aj) www.gleisbrauer.de