KneipensterbenNeue Wohnungen in Traditionsgaststätte in Hürth

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Gebäudekomplex

In den Ortskern von Alt-Hürth soll sich die Architektur des Gebäudekomplexes mit seinen  zur Lindenstraße gewandten Giebeln einfügen.

  • Nach dem Tod von Gastwirt Dieter Mellen im Januar 2017 blieb die Traditionsgaststätte geschlossen.
  • Inzwischen hat der Abrissbagger das Fachwerkhaus aus dem 19. Jahrhundert dem Erdboden gleichgemacht.
  • Was für das Gelände vorgesehen wird und ob das Kneipensterben in Hürth weitergeht.

Alt-Hürth – In der Gaststätte „Treffpunkt Paula“ an der Lindenstraße ging es früher oft hoch her. Im großen Saal wurden nicht nur im Karneval rauschende Feste gefeiert. Viele Alt-Hürther erinnern sich an Tanzpartys, Konzerte, Silvester-Galas und Hochzeiten.

Doch nach dem Tod von Gastwirt Dieter Mellen im Januar 2017 blieb die Traditionsgaststätte geschlossen. Inzwischen hat der Abrissbagger das Fachwerkhaus aus dem 19. Jahrhundert dem Erdboden gleichgemacht. Die neuen Eigentümer wollen auf dem Grundstück vor allem Wohnungen errichten.

Zunächst Ablehnung

Eine erste Bauanfrage hatte die Stadt noch abgelehnt. Der damalige Entwurf sah ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten vor. Der Bebauungsplan lässt an dieser Stelle allerdings nur eine ein- bis zweigeschossige Bebauung zu.

Inzwischen wurden die Pläne deutlich nachgebessert. Geplant sind auf dem Grundstück an der Ecke Pastorats-, Mittel- und Lindenstraße vier aneinander gereihte Baukörper, die den Eindruck einzelner Häuser vermitteln. „Um sich in das Umfeld einzubinden, nimmt der Gebäudekomplex den im alten Stadtkern von Alt-Hürth vorhandenen Typus des giebelständigen Wohnhauses mit Satteldach wieder auf“, erklärt Architekt Christophe Toulouse.

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Zwölf Eigentumswohnungen mit Garten, Balkon oder Dachterrasse sind vorgesehen. Ihre Autos sollen die Bewohner in einer Tiefgarage abstellen. Im Erdgeschoss ist auch eine Fläche für ein Restaurant vorgesehen.

Kneipensterben geht weiter

Mitte Dezember sollen die Baupläne im Planungsausschuss vorgestellt werden. Ortsvorsteher Thomas Fund hat sie schon gesehen und ist angetan von dem Entwurf.

Für Fund ist wichtig, dass es sich nicht um eine reine Wohnbebauung handelt. „Der Ortskern sollte so belebt wie möglich bleiben“, so der Ortsvorsteher. Fund bedauert den Verlust des Saals der alten Traditionsgaststätte, er sagt aber auch: „Alle trauern, wenn eine Gaststätte geschlossen hat, Aber es sind eben auch zuletzt zu wenige hingegangen.“

Haus Paula Hürth

Die alte Postkarte zeigt eine Ansicht von der Alt-Hürther Gaststätte aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Auch Bürgermeister Dirk Breuer hat sich in die Verhandlungen eingeschaltet. „Die beste Lösung wäre gewesen, wenn jemand die Gaststätte übernommen hätte“, sagt er. Immerhin werde es aber wohl wieder einen gastronomischen Betrieb an dieser Stelle geben, der ein „Ort der Begegnung“ für die Alt-Hürther sein könne.

Der Bürgermeister fürchtet, dass das Kneipensterben erst begonnen habe. „Das ist eine dramatische Entwicklung“, so Breuer. Ein Grund seien Brandschutzauflagen, die kaum noch zu erfüllen seien. Breuer: „Der Gesetzgeber sollte die Vorgaben herunterschrauben.“

Erinnerung an Gaststätte

Unterdessen hat sich der Alt-Hürther Künstler und Galerist Werner Kramer beim Abriss Teile des alten Parketts aus dem Saal Paula Mellen gesichert und bemalt. Mit den Kunstwerken will er die Erinnerung an die Traditionsgaststätte bewahren.

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