Hilfe für KriegsgebietHürther Flüchtlingshelfer sammeln Kerzenreste für Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
Kerzenreste stehen auf einem Tisch. Dahinter ist eine Wand, in der ein Loch ist.

Täglich sind die ukrainischen Frauen in ihren Wachsküchen im Keller bei der Arbeit.

Der Hürther Helferverein Life Cologne sammelt Kerzenreste, aus denen Frauen in der Ukraine Büchsenkerzen herstellen. Die Büchsenkerzen werden nicht nur als Lichtalternative, sondern auch zum Kochen genutzt.

Mit Sorgen blickt Ralf Link auf den bevorstehenden Winter. Dabei denkt der 60-jährige Flüchtlingshelfer aus Hürth jedoch nicht an sich und an die Menschen in Deutschland, sondern an Frauen, Männer und Kinder in der Ukraine. „Die jüngsten russischen Angriffe auf die ukrainische zivile Infrastruktur haben zu einer Zerstörung der Energieversorgung mit Einbußen von bis zu 40 Prozent geführt“, berichtet Link. „Die Ukraine friert, und der Winter steht vor der Tür.“

Link zählt zum zehnköpfigen Team des in Hürth gegründeten Helfervereins Life Cologne. „Wir haben Kontakte zu vielen Helfern in Deutschland, unter anderem auch zu Natalia Franz, einer Deutsch-Ukrainerin aus dem Sauerland“, erklärt er. Um ihren Landsleuten durch den Winter zu helfen, sei diese Frau auf die Idee gekommen, Kerzenreste zu sammeln. In der Ukraine werden daraus einfache Büchsenlichter hergestellt. „Die sind für die Ukrainer zurzeit überlebenswichtig“, sagt Link.

Kerzen werden als Licht- und Wärmequelle eingesetzt

Alle Wachs- und Kerzenspenden werden in die West-Ukraine gebracht. „Dort schmelzen Frauen in den Kellern ihrer Häuser das Wachs ein und gießen daraus die Büchsenkerzen“, erklärt Link. Diese könnten vielseitig eingesetzt werden, etwa als Licht- und Wärmequelle, aber auch als Alternative zum Gas- oder Elektrokocher.

Der Docht werde aus fest zusammengefalteter oder gerollter Pappe hergestellt. „Eine große Büchse brennt etwa zwölf Stunden am Stück“, berichtet der Hürther. Für zehn Büchsenlichter benötige man etwa zwei Kilo Wachs.

Zusammen mit Johann Becker aus Liblar und Ivgenia Späth aus Köln fährt Link Ende November wieder mit einem VW-Bus mit Anhänger gen Osten, erstmals jedoch direkt bis in die Ukraine, nach Ushgorod.

Life Cologne sammelt für Ukrainerinnen und Ukrainer

„Dort wartet Pater Rudolf Balazhinec schon dringend auf unsere Hilfsgüter“, erklärt Link. Aktuell werden warme Sachen, Decken, Schlafsäcke, Verbandszeug und Lebensmittel gebraucht. Die Sammlungen laufen über Life Cologne, deren Sammelstelle inzwischen von Hürth nach Köln-Zollstock umgezogen ist.

  • Auch Privatpersonen können spenden. Link bittet sie, die Kerzenreste einfach in Pappkartons im Carport an der Erftstraße 8 abzustellen. Weitere Infos gibt es per E-Mail.

Mehrmals war Link schon bis an die ukrainische Grenze quer durch Ungarn oder Tschechien gefahren, um Hilfsgüter dort hinzubringen und um Frauen, Männer und Kinder aus dem Kriegsgebiet mit nach Deutschland zu nehmen. Auch bei ihrer nächsten Fahrt Ende November wollen die Helfer wieder Menschen in den sicheren Westen bringen.

Verein sammelt Kerzenreste bei Kirchen ein

Link und seine Helfer hoffen, dann auch viele Kerzenreste mitnehmen zu können. Spontan hat Link dafür in seinem Carport in Berrenrath eine Sammelstelle eingerichtet und viele katholischen Kirchengemeinden angeschrieben. Mit seiner Bitte, ihn bei der Sammlung von Kerzen- und Wachsresten zu unterstützen, lief er offene Türen ein. „Die Resonanz ist sehr gut“, kann er bereits nach wenigen Tagen sagen.

Erste Kisten aus katholischen Pfarrkirchen in Erftstadt hat er schon abholen können. Inzwischen hat er weitere Zusagen von Kirchengemeinden aus Pulheim, Brühl, Wesseling, Kerpen und den zuständigen Mitarbeitern des Kölner Doms erhalten. „Alle sammeln für uns“, freut sich Link. Sogar die Wallfahrtskirche in Kevelaer und die Basilika in Prüm beteiligen sich. Größere Mengen holt Link bei den Spendern ab.

Rundschau abonnieren