MachbarkeitsstudieEinsatz von fahrerlosen Bussen wäre in Hürth und Brühl möglich

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Ohne Fahrer kommt der Kleinbus des französischen Herstellers Navya aus. Hürth und Brühl prüfen den Einsatz.

Ohne Fahrer kommt der Kleinbus des französischen Herstellers Navya aus. Hürth und Brühl prüfen den Einsatz.

Hürth/Brühl – In Hürth und Brühl könnten demnächst Busse ohne Fahrer unterwegs sein. Die Stadtwerke beider Nachbarstädte, die schon beim Stadtbus kooperieren, haben eine Machbarkeitsstudie zum autonomen Fahren im Nahverkehr in Auftrag gegeben. Die Experten des Berliner Büros autoBus und des Planungsbüros Via aus Köln kommen darin zu dem Schluss, dass der Einsatz selbstfahrender Busse auf zwei Strecken grundsätzlich möglich sei.

Frühestens in drei Jahren könnte ein fahrerloser Elektro-Kleinbus zunächst durch Hürth-Efferen rollen. Bereits 2017 gab es Gespräche zwischen Vertretern beider Kommunen über ein Projekt zum autonomen Fahren. Anfang 2018 wurde die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Entwurfsfassung liegt nun vor.

Fahrerlose Busse  zwischen Stadtbahnhof und Friedhof

In Hürth könnte der Bus vom Stadtbahnhof Efferen bis zum Friedhof Bellerstraße rollen – und zwar im Straßenverkehr. Die Autoren der Studie gehen von einem 60-Minuten-Takt montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr aus. Der automatische Bus könnte aber auch, wie das Anrufsammeltaxi, auf Bestellung fahren.

Laut Betriebskonzept soll der Kleinbus mit höchstens zwölf Stundenkilometern auf der 4,5 Kilometer langen Strecke zunächst zehn Haltestellen anfahren und damit auch Wohngebiete anbinden, die vom Nahverkehr bisher kaum oder gar nicht erreicht werden. Eine Buslinie von Hürth-Mitte zum Friedhof in Efferen war 2010 nach nur einem Jahr aus Kostengründen wieder eingestellt worden, weil nicht genügend Fahrgäste zugestiegen waren.

Die Wirtschaftlichkeit ist aber für Hürths Bürgermeister Dirk Breuer nicht das ausschlaggebende Kriterium für die Einführung eines fahrerlosen Kleinbusses. Vielmehr gehe es darum, dass die Zukunftstechnologie in Hürth im praktischen Einsatz erprobt werden könne. Wie schon bei der Einführung von Brennstoffzellen-Hybridbussen sieht sich Hürth als Innovationsmotor. Breuer stellt klar: „Ohne Zuschüsse rechnet sich das nicht.“

Fahrerlose Busse müssen mit Ampeln kommunizieren können

Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass der Pilotbetrieb in Efferen im ersten Jahr knapp 370.000 Euro kostet, für die Jahre danach zwischen 150-000 und 160.000 Euro. Neben den Startinvestitionen schlägt sich auch nieder, dass zumindest anfangs noch zur Sicherheit ein Fahrer als Begleiter mit im Bus sitzen muss. Die Fachleute schätzen die Aussichten auf Fördermittel aber als gut ein. Das Vorhaben in Hürth habe Pilotcharakter, bislang gebe es keine Projekte zu autonom fahrenden Bussen im laufenden Straßenverkehr.

Dennoch bremst Bürgermeister Breuer die Erwartungen. Er verweist darauf, dass neben der Finanzierung noch viele technische und rechtliche Rahmenbedingungen zu klären seien. So muss der Bus mit Ampeln korrespondieren können, zur Zulassung muss nachgewiesen werden, dass er Hindernissen und Gegenverkehr ausweichen kann.

Im Verwaltungsrat der Hürther Stadtwerke sollen die Autoren die Studie nun noch einmal im Detail vorstellen. Es sei auch möglich, dass eine andere Strecke ins Auge gefasst werde, sagt Breuer – etwa ein Pendelverkehr zwischen Hürth-Mitte und dem Stadtbahnhof in Hermülheim. Die Hürther Grünen jedenfalls bewerten die Machbarkeitsstudie positiv. „Das wäre ein weiterer Schritt, den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen“, sagt Grünen-Politiker Joachim Schmitz.

Chancen für fahrerlose Busse in Brühl schlecht

In der Nachbarstadt stehen die Chancen auf eine schnelle Verwirklichung noch schlechter. „Die Machbarkeitsstudie hat vor allem umfassend aufgelistet, welche Hürden es für den Betrieb eines solchen Busses gibt“, sagt Kay Rahßkopff von den Brühler Stadtwerken. Neben den rechtlichen Grundsatzfragen seien in Brühl besondere Schwierigkeiten zu überwinden.

Für den Betrieb eines fahrerlosen Kleinbusses kommt eine Strecke durch die Innenstadt in Betracht. Dort soll eine direkte Verbindung der Geschäftsstraßen mit den Bahnhöfen in Brühl-Mitte und am Schloss geschaffen werden. Die Straßen jedoch sind eng, immer wieder finden Märkte statt. Außerdem müsse die Schlossverwaltung mitspielen. Mit den Gegebenheiten in Hürth sei das nicht vergleichbar, meint Rahßkopff: „Der Bedarf ist aber sicherlich vorhanden. Wir wollen eine bessere Erschließung der Innenstadt – insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.“

Doch bevor ein fahrerloser Kleinbus durch die City rollt, dürfte noch einige Zeit vergehen. „Wenn ich das heute abschätzen müsste, würde ich tippen, dass der Bus zunächst als bemanntes Gefährt unterwegs sein wird“, sagt Rahßkopff.

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